Konzerne planen Mega-Aktiendeals

Große Börsengänge und Kapitalerhöhungen in Vorbereitung - Bayer und Siemens-Medizintechnik vorn

Konzerne planen Mega-Aktiendeals

Die Investmentbanken können sich 2017 auf ein blühendes Geschäft mit Börsengängen und Kapitalerhöhungen freuen. Deutsche Konzerne planen Milliarden-Aktienemissionen. Herausragende Größe erreichen die Kapitalerhöhung von Bayer und der Börsengang der Siemens-Medizintechnik. Auch viele kleinere Emissionen sorgen dafür, dass der Anteil Deutschlands am europäischen Kapitalmarkt kräftig steigen wird.Von Christoph Ruhkamp, FrankfurtDas Geschäft mit Börsengängen und Kapitalerhöhungen deutscher Konzerne blüht. Die bisher größte Aktienneuemission in diesem Jahr in Deutschland hat der Energiekonzern Eon platziert, der mit 10 % neuen Aktien rund 1,35 Mrd. Euro zur Finanzierung der Atommüll-Entsorgung bei Investoren einsammelte.Die 200 Millionen neuen Eon-Aktien wurden in einer Spanne von 6,71 bis 6,83 Euro pro Stück angeboten und zum Preis von 6,72 Euro je Aktie zweifach überzeichnet verkauft. Das entsprach einem Abschlag von nur 1,6 % auf den Schlusskurs am Emissionstag, der bei 6,83 Euro lag – ein ungewöhnlich niedriger Discount.Größere Börsengänge und Kapitalerhöhungen laufen weitaus besser als kleinere, berichten die mit den Deals beauftragten Investmentbanker. Große Investoren suchten abseits der großen Werte nach neuen Investitionsmöglichkeiten. Davon wird es in Kürze noch mehr geben: Bisher war 2017 ein durchschnittliches IPO-Jahr mit vielen kleineren Emissionen. Jetzt stehen die Großen unmittelbar bevor.Als Nächstes bahnt sich die riesige Kapitalerhöhung des Bayer-Konzerns für die Übernahme des US-Gentechnikspezialisten Monsanto an. Sie wird voraussichtlich noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Der Konzern will einen Betrag von 19 Mrd. Dollar für die Übernahme durch Eigenkapital aufbringen. Davon entfallen rund 4 Mrd. Dollar auf eine Pflichtwandelanleihe. Die übrigen 15 Mrd. Dollar soll eine Kapitalerhöhung hereinbringen. Das wäre doppelt so viel wie bei der Kapitalerhöhung der Deutschen Bank. Als Berater für die Übernahme von Monsanto hatte Bank of America Merrill Lynch zusammen mit Credit Suisse fungiert. Rekorderlös für Siemens?Darüber hinaus steht der Börsengang der Medizintechniksparte von Siemens bevor – ebenfalls noch in diesem Jahr. Als Berater fungierte bisher Goldman Sachs. Auch hier handelt es sich um ein riesiges Volumen: Der Unternehmenswert der Siemens-Medizintechnik liegt bei 40 Mrd. bis 45 Mrd. Euro. Abzüglich der 5 Mrd. bis 10 Mrd. Euro Schulden ergibt sich ein gesamter Börsenwert der Sparte von 35 Mrd. Euro. Es sollen bis zu 25 % der Anteile an den Markt kommen.Das Emissionsvolumen dürfte somit oberhalb von 8 Mrd. Euro liegen. Damit wäre das IPO der Siemens-Medizintechnik der größte Börsengang in Deutschland seit der Erstnotiz der Post vor mehr als 16 Jahren. Der Börsengang wäre auch größer als die Platzierung von 10 % der Innogy-Aktien durch RWE im Oktober, die 4,6 Mrd. Euro Emissionserlös brachte. Chancen für FrankfurtOffen ist noch, ober der Börsengang der Siemens-Medizintechnik in Frankfurt oder New York über die Bühne geht. Der amerikanische Kapitalmarkt gilt zwar als tiefer und aufnahmefähiger. Aber es gibt dort abseits des Tech-Sektors selten große Börsengänge. Zudem scheint die Begeisterung für New York verflogen, seitdem Siemens-Chef Joe Kaeser mit Bundeskanzlerin Angela Merkel bei Donald Trump zu Gast war. So hat der Manager einen Eindruck von der Unberechenbarkeit des US-Präsidenten erhalten. Das verbessert die Chancen für Frankfurt.Größter Börsengang wird die für 2018 geplante Erstnotiz des staatlichen saudi-arabischen Ölkonzerns Saudi Aramco sein. Der Börsenwert des gesamten Konzerns wird auf 1 Bill. Dollar geschätzt. Selbst wenn nur 5 % der Aktien platziert würden, wäre es mit einem Emissionserlös von 50 Mrd. Dollar der mit großem Abstand größte Börsengang aller Zeiten – noch vor dem chinesischen Internetkonzern Alibaba. Zu den mandatierten Banken zählen J.P. Morgan und Morgan Stanley. Offen ist, ob London oder New York als Ort der Erstnotiz das Rennen machen. Deutschland in Europa vorn”Es sind etliche große Transaktionen in Vorbereitung. Der Marktanteil Deutschlands an den Aktien-Neuemissionen in Europa dürfte in diesem Jahr von 15 % auf mehr als 20 % steigen”, sagte Georg Hansel, Head of Equity Capital Markets der Bank of America Merrill Lynch, der Börsen-Zeitung.Weitere Deals könnten zudem aus dem M & A-Fieber des Energiesektors erwachsen, das mit Eigenkapitalbedarf verbunden ist. Zuletzt hatte der französische Energiekonzern Engie Interesse an einer Mehrheit bei der RWE-Tochter Innogy angemeldet.Auch eine Übernahme der Eon-Kraftwerksabspaltung Uniper durch RWE gilt als möglich. Zudem könnten die Kommunen, die noch 23 % an RWE halten, aktiv werden. Denkbar wäre dem Vernehmen ein mit RWE durchgeführter Tausch der kommunalen Anteile am Kohleverstromer Steag gegen Innogy-Aktien.