Kreditgenossen erwarten Grexit
Die Genossenschaftsbanken bezweifeln, dass Griechenland in der Eurozone zu halten ist. Die Risiken daraus für die deutsche Wirtschaft halten sie für beherrschbar. Gegen eine Bankenunion als “Enteignung” der deutschen Sparer könnten 17 Millionen Mitglieder mobilisiert werden.sto Frankfurt – Die Volks- und Raiffeisenbanken stellen sich auf einen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone ein. “Ich befürchte, dass Griechenland in der Eurozone nicht zu halten ist, und es wäre ein Drama für die normale Bevölkerung”, sagte Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Viele Griechen glaubten offenbar, dass der Ausstieg der leichtere Weg sei, statt die harten Strukturreformen durchzuziehen. “Das Ding ist in den Brunnen gefallen, da der Glaube an das eigene Staatswesen fehlt und Steuern nicht mehr bezahlt werden, der Kollaps ist nahe”, zeigte sich Fröhlich besorgt.Durch einen Grexit, also einen Austritt der Griechen, wäre die Altersvorsorge von “Otto Normalverbraucher” futsch, so der BVR-Präsident weiter. Die reichen Bürger hätten dagegen ihre Gelder längst in Sicherheit gebracht. Die EU habe Griechenland zu viele Dinge durchgehen lassen und zu oft die Augen zugedrückt, nun werde eine harte Haltung an den Tag gelegt. “Viele Europäer sind müde, was Griechenland angeht, wir müssen zusammenhalten in Europa, aber zu klar definierten Regeln.” Die Risiken eines Grexit für die deutsche Wirtschaft sowie auch für die hiesige Kreditwirtschaft hält Fröhlich für beherrschbar.Der Austritt eines Landes aus dem Währungsraum solle aber eine absolute Ausnahmesituation bleiben, mahnte er. Für die Zukunft der Eurozone kann er einem Grexit aber durchaus auch etwas Positives abgewinnen. “Für die anderen Schuldenländer ist es ein Ansporn, den eleganteren Weg zu wählen und sich anzustrengen, dass die nötigen Reformen durchgeführt werden.”Extrem kritisch sieht Fröhlich die auf EU-Ebene diskutierte Bankenunion. “Diese Idee widerspricht absolut unseren genossenschaftlichen Grundideen, dass jeder für sein Handeln selbst verantwortlich ist und eine Organisation sich aus eigener Kraft tragen muss.” Mit einer europaweiten Aufsicht der grenzübergreifenden systemrelevanten Banken, die bei der EZB angesiedelt sein könnte, als erstem Pfeiler einer Bankenunion kann er sich zwar noch anfreunden. Darunter würden die eigenen Zentralbanken DZ Bank und WGZ Bank seiner Ansicht nach nicht fallen. Er warnte allerdings davor, im Hinblick auf die bereits bestehende europäische Bankenaufsicht EBA nun bei der EZB “Parallelstrukturen” hochzuziehen.Als höchst problematisch sieht Fröhlich einen gemeinsamen Abwicklungsfonds für Banken in Schieflage als zweiten Pfeiler einer Bankenunion an. Und vor allem eine europaweite Einlagensicherung stößt Fröhlich sauer auf. “Unsere eigene Institutionssicherung funktioniert ausgezeichnet, warum sollten wir für die Risiken spanischer Banken aufkommen?” Der Staat und die Aufsicht müssten dafür sorgen, dass in der Finanzbranche nichts schiefgehe. “Eine Bankenunion widerspricht unserer Überzeugung von Ordnungspolitik und Marktwirtschaft.”Im Hinblick auf eine europaweite Einlagensicherung plädierte Fröhlich dafür, zunächst einmal die bereits geplante Richtlinie hierzu zu Recht werden zu lassen, statt neu in Diskussionen einzusteigen. “Dieses Konzept ließe für unser eigenes System weiterhin die Freiheit, die wir wollen.” Er forderte die deutsche Politik auf, sich gegen eine Bankenunion zu wehren und sich nicht “über den Tisch ziehen zu lassen”. Er scheue sich auch nicht davor, “mit unseren 17 Millionen Mitgliedern gegen eine Enteignung zu kämpfen”. Dann würden die Ortsbanken die Kunden aufklären, was mit dem eigenen Kapital und den Einlagen im Falle einer Bankenunion passieren würde. Fröhlich zeigte sich indes optimistisch, dass die deutsche Position sich auf EU-Ebene durchsetzen wird und es zu keinem europaweiten Haftungsverbund und damit zu einer Banken-Transferunion kommt.Mit den eigenen Bemühungen, bei Regulierungsvorhaben die Interessen der Genossen durchzusetzen, zeigte sich der BVR-Präsident zufrieden. “Wir fordern, dass unser internes Modell, sich aus eigener Kraft gegenseitig zu helfen, durch Regulierung nicht kaputt gemacht wird.” Bei der Umsetzung der internationalen Kapitalregeln auf EU-Ebene (CRD 4) konnten sich die Genossen mit einigen Positionen durchsetzen, etwa bei dem Thema, dass die Beteiligungen der Ortsbanken an den Zentralbanken nicht mehr das Eigenkapital belasten müssen oder bei der Möglichkeit, die Liquidität auch verbundübergreifend melden zu können. Um der Stimme der Genossen auf internationalem Parkett noch mehr Gehör zu verschaffen, will der BVR nach Brüssel bald auch ein Büro in London eröffnen.Nach einem guten Jahr 2011 für die Genossenschaftsbanken bleibt Fröhlich zuversichtlich für 2012. Er sei für die Ergebnisentwicklung auf Ortsbankenebene gut gestimmt und rechne mit einem weiter wachsenden Kreditgeschäft. Angesichts des Niedrigzinsumfeldes erwartet der BVR-Präsident allerdings in den nächsten beiden Jahren Belastungen im Zinsgeschäft. Fusionsvorhaben haktBeim geplanten Zusammenschluss der Rechenzentralen Fiducia IT und GAD knirscht es aber erneut. Eigentlich hätten die Eigner auf beiden Seiten das Vorhaben Ende des Monats endgültig besiegeln sollen. Es seien noch nicht alle Detailfragen, darunter die Bewertung beider Unternehmen, geklärt, räumte Fröhlich ein. Es werde derzeit an einer Gesamtlösung aller offenen Fragen gearbeitet. Die Fusion sei aber weiterhin auf einem “guten Weg”.—– Wertberichtigt Seite 8