Kreditgenossen stehen vor Fusionswelle

Verbandspräsident erwartet bis zu einem Drittel weniger Volksbanken

Kreditgenossen stehen vor Fusionswelle

sto Frankfurt – Angesichts des zunehmenden Drucks auf das Bankgeschäft durch niedrige Zinsen, verschärfte Regulierung, demografischen Wandel und Digitalisierung erwartet der Präsident des Genossenschaftsverbands, Michael Bockelmann, in den kommenden Jahren eine Fusionswelle unter Volks- und Raiffeisenbanken. Von den heute 285 Instituten des mit 13 Bundesländern größten deutschen genossenschaftlichen Regionalverbands werden in fünf Jahren nur “200 bis 220 übrig bleiben”, sagt er im Interview der Börsen-Zeitung. Die Banken könnten “nicht so weiter machen wie bisher”, denn das Ergebnis dürfte künftig deutlich abfallen, und zwar von “aktuell 0,99 % der durchschnittlichen Bilanzsumme auf 0,76 % bis Ende 2019”. Dies ist das Ergebnis der Niedrigzinsumfrage der Finanzaufsicht BaFin für die Kreditgenossen.Zwar könnten die Institute zunächst versuchen, über höhere Gebühren, Outsourcing oder Kooperationen dem Aderlass im Zinsüberschuss zu begegnen, meint Bockelmann. Doch für einen Befreiungsschlag in Sachen Kostenersparnis werde in vielen Fällen die Fusion die einzige Lösung sein. Auch auf Ebene der genossenschaftlichen Regionalverbände hält er weitere Zusammenschlüsse für notwendig. Denn die Mitglieder bräuchten angesichts der verschärften Regulierung ein immer umfassenderes und spezialisiertes Angebot der Prüfungsverbände. Daher hält er daran fest, einen neuen Fusionsanlauf mit dem Verband in Nordrhein-Westfalen unternehmen zu wollen. “Mit einer weiteren Bündelung der Kräfte auf Verbandsebene ließen sich die Leistungen bundesweit qualitativ verbessern.”Eine Einmischung der neuen europäischen Bankenaufsicht EZB bei den national überwachten Genossenschaftsbanken lehnt der Verbandspräsident ab: “Wir haben eine gut funktionierende Aufsicht, da braucht es nicht noch zusätzlich eine EZB. Im Volksbankensektor gab es noch nie eine Bank, die umgekippt ist.” Im Hinblick auf den erforderlichen digitalen Wandel macht er einen großen Rückstand seiner eigenen Institute aus. “Die Investitionen in die Digitalisierung müssen deutlich zunehmen, wir müssen viel schneller sein. Das Thema Digitalisierung ist wirklich virulent, es muss jetzt Kraft hineingesteckt und vorangetrieben werden.”—– Interview Seite 2