Kredittilgungen und Wettbewerb belasten

Weser-Ems-Kreditgenossen erwarten Gewinnerosion

Kredittilgungen und Wettbewerb belasten

ste Hamburg – Die Ertragslage der 56 Volks- und Raiffeisenbanken im Weser-Ems-Gebiet ist im Vergleich der bundesweit knapp 1 050 genossenschaftlichen Primärinstitute nach wie vor überdurchschnittlich. Dazu trägt unter anderem ein hoher Firmenkundenkreditanteil mit höheren Margen bei. Doch Niedrigzinsphase, Regulierung und Digitalisierung machen auch den Kreditgenossen im Nordwesten Deutschlands mehr und mehr zu schaffen: Der Genossenschaftsverband Weser-Ems (GVWE) rechnet damit, dass das Betriebsergebnis vor Bewertung im laufenden Jahr unter 1 % der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) fallen könnte. Für 2014 wird ein im Vorjahresvergleich noch fast stabiler Wert von 1,17 (i.V. 1,20) % ausgewiesen. Der bundesweite Durchschnitt lag zuletzt bei 0,98 % der DBS.Der erwartete Ergebnisrückgang ist unter anderem eine Folge hoher Tilgungen höher verzinslicher Kredite. Ferner nehme der Wettbewerb im Firmenkundengeschäft zu, erklärte GVWE-Verbandsdirektor Johannes Freundlieb anlässlich der Bilanzvorlage. Dies stelle die Institute vor die Herausforderung, den Vertrieb zu erhöhen, Zugeständnisse bei Preisen einzugehen oder die Kosten zu reduzieren. An den Vertriebskanälen werde gearbeitet, auch weil dies durch das zunehmende Online-Banking und die rückläufigen Besucherzahlen in den Filialen notwendig sei. Eine Welle von Filialschließungen sei aber auch in Zukunft in der Verbandsregion nicht zu erwarten, betonte Freundlieb. Ende 2014 unterhielten die angeschlossenen Genossenschaftsbanken 375 Bankstellen (ohne SB-Stellen), fünf weniger als zwölf Monate zuvor. FusionsgesprächeDass derzeit sechs Häuser im Verbandsgebiet über einen Zusammenschluss sprächen, liege nicht allein an einer zu erwartenden Verschlechterung der Ertragslage im Zuge der Niedrigzinsphase und an Belastungen durch die Regulierung, insbesondere durch das Meldewesen, so der Verbandsdirektor. Es stünden auch Generationswechsel in Bankführungen an, die zu Gesprächen über einen Zusammenschluss Anlass gäben. Auch im vergangenen Jahr sei es deshalb zu einer Fusion gekommen. MitgliederzuwachsFreundlieb betonte, die aktuellen Ergebnisse zeigten, dass die Volks- und Raiffeisenbanken im Verbandsgebiet über ein stabiles, intaktes Geschäftsmodell verfügten und “aus einer Position der Stärke” agierten. “Wir können noch was aushalten.” Bei Eigenanlagen und Krediten seien keine größeren Ausfälle zu beklagen, die Institute seien in der Lage, ihr Eigenkapital zu stärken und Dividenden zu zahlen, die in einer Spanne von 4 % bis 9 % und damit über dem Kapitalmarktniveau lägen. Die Zahl der Mitglieder der Weser-Ems-Banken liegt bei insgesamt rund 600 000. In den vergangenen fünf Jahren seien etwa 50 000 hinzugekommen – “eine Kleinstadt”, so Freundlieb.Nach der im März vollzogenen Neuwahl des Verbandsrats für die kommenden vier Jahre will der GVWE nun mit seinen 62 Mitgliedsbanken (sechs sind auch Mitglied in einem anderen Verband) über Handlungsstrategien beraten. Unverändert kommt für den kleinsten der fünf genossenschaftlichen Regionalverbände ein Zusammenschluss nicht in Betracht. Dazu bestehe kein Anlass, so Freundlieb.