Kreditwirtschaft dringt auf flexiblere Regulierung

BdB und VÖB sehen wegen Coronakrise Anpassungsbedarf bei Auslegung von IFRS 9 und Basel III

Kreditwirtschaft dringt auf flexiblere Regulierung

sp Berlin – Auf die Förderbanken und ihre Partnerinstitute in der privaten Kreditwirtschaft kommt es in den nächsten Wochen ganz besonders an. Bund und Länder haben in den vergangenen Tagen praktisch unbegrenzte Liquiditätshilfen in Form von Förderkrediten für die von der Corona-Pandemie betroffenen Unternehmen angekündigt. Jetzt ist das Förderbanksystem in Zusammenarbeit mit der Kreditwirtschaft gefordert, diese Hilfen rechtzeitig bereitzustellen, um den wirtschaftlichen Schaden der Pandemie bei den Unternehmen zu begrenzen.”Es ist wichtig, dass die Hilfen, die jetzt auf den Weg gebracht werden, auch die Hürden der praktischen Umsetzung nehmen”, sagte Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), am Mittwoch im Rahmen eines Pressegesprächs. “Für mich ist Zeit das kritischste Element in dem Ganzen”, erklärte Eckhard Forst, Präsident des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) und Vorsitzender des Vorstands der NRW.BANK, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Förderbanken, zählen zu den Mitgliedern des VÖB.Noch in einem anderen Punkt sind sich BdB und VÖB im Angesicht der Coronakrise einig: Die Banken-Regulierung muss nach Einschätzung der Verbände jetzt Flexibilität beweisen. “Banken haben Kapital und Liquidität. Jetzt müssen wir sicherstellen, dass prozyklische regulatorische Aspekte nicht verhindern, dass wir sie auch zum Einsatz bringen”, sagte Ossig. Die Herabsetzung des antizyklischen Kapitalpuffers, den die BaFin gestern angekündigt hat, sei ein richtiger Schritt. Anpassungsbedarf sieht Ossig etwa bei der Auslegung der Definition von leistungsgestörten Krediten unter IFRS 9 und bei der Umsetzung von Basel III. “Starre Regulierung hilft in dieser Phase niemandem. Was wir jetzt brauchen, ist ein Schulterschluss zwischen Aufsicht und Politik, und da sind wir auf dem richtigen Weg”, sagte Ossig.”Die DK zieht an einem Strang”, sagte VÖB-Hauptgeschäftsführerin Iris Bethge-Krauß zu den Äußerungen des BdB mit Verweis auf die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), den Zusammenschluss der fünf Spitzenverbände der Branche in Deutschland. “Jetzt sind wir in der Krise, da müssen Regulierung und Aufsichtsregeln so gestaltet sein, dass die Banken schnelle Hilfen für Einzelunternehmer aber auch große Mittelständler leisten können”, sagte Bethge-Krauß. Es herrsche große Einigkeit und gebe viele bilaterale Gespräche auf höchster Ebene, ergänzte Forst. “Im Moment wird nur darüber diskutiert, wie man das schnellstmöglich umsetzt.” EU-Genehmigung steht ausTempo sei auch bei der noch ausstehenden beihilferechtlichen Genehmigung der EU-Kommission für die geplanten Sonderprogramme der KfW gefragt, die in Schieflage geratenen Unternehmen den Zugang zu Hilfskrediten mit staatlicher Haftungsfreistellung ermöglichen sollen. Der Forderung des BdB, über die KfW auch Nachrangdarlehen auszugeben, stehe der VÖB positiv gegenüber, da sie neben mehr Liquidität eine Verbesserung des Kreditratings ermöglichen würden. Der Faktor Zeit sei aber auch hier zu bedenken, weil neu strukturierte Programme für den Vertrieb schwieriger zu bewältigen seien. “Die Unternehmen müssen schnellstens mit Liquidität versorgt werden”, betonte Forst.