Kreditwirtschaft will beim Bezahlen dabei sein
wf Berlin
Der Kampf um die Zahlungsmethoden an der Ladesäule für Elektroautos ist wieder offen. Für die Kreditwirtschaft ist nicht mehr sicher, ob sie künftig mit dabei sein wird. Die Bundesregierung hatte im Mai entschieden, dass die Betreiber von E-Ladesäulen künftig auch Bezahlsysteme mit gängigen Kredit- und Debitkarten anbieten müssen. Dies ist Teil der im Kabinett gebilligten novellierten Ladesäulenverordnung. Demnach werden die Betreiber für neue Ladesäulen von 2023 an verpflichtet, Authentifizierung sowie das kontaktlose Zahlen mit einer Debit- oder Kreditkarte zu ermöglichen. Diese Zahlungsmethoden der Kreditwirtschaft würden neben webbasierte Methoden treten, bei denen der Ladevorgang mittels App und Smartphone mit dem Stromanbieter abgerechnet wird. Energiewirtschaft und Autoindustrie favorisieren dies.
Bundesrat entscheidet
Der Bundesrat könnte nun die von der Regierung intendierte Pflicht eines Angebots zur bargeldlosen Kartenzahlung ausbremsen. Die Ausschüsse der Länderkammer bereiten in dieser Woche die Empfehlungen an das Plenum am 25. Juni vor. Baden-Württemberg hat nach Informationen der Börsen-Zeitung einen Änderungsantrag eingebracht, bei dem die Zahlungsmethode mit Debit- oder Kreditkarte nicht mehr vorgeschrieben wäre. Ob sich dem andere Länder anschließen, ist bislang offen. „Nur wenn an den E-Ladesäulen mit Karte bezahlt werden kann, können Verbraucher flexibel jede Ladesäule ansteuern, um ihr Elektroauto aufzuladen“, erklärte Karl-Peter Schackmann-Fallis, Geschäftsführendes DSGV-Vorstandsmitglied. Vertragsbindung und komplizierte Registrierungsverfahren in geschlossenen Bezahlsystemen, wie sie von Strom- und Automobilwirtschaft zur Kundenbindung bevorzugt werden, würden der E-Mobilität nicht zum Durchbruch verhelfen, ist Schackmann-Fallis überzeugt. Die Deutsche Kreditwirtschaft hatte sich unter Federführung des Sparkassenverbands DSGV für den Einsatz von Debit- und Kreditkarten starkgemacht. Rund 100 Millionen Debitkarten sind allein über das Girocard-System ausgegeben.
Der Energieverband BDEW, der Automobilverband VDA und der Elektroindustrieverband ZVEI hatten dagegen in einem gemeinsamen Appell im Mai die Verpflichtung zu „antiquierten Bezahlmethoden“ via Karte als Hemmnis für die E-Mobilität kritisiert. Laut Normenkontrollrat kostet die Einrichtung der Bezahlsysteme an den rund 410000 neuen Ladesäulen, die bis Ende 2030 erwartet werden, 165 Mill. Euro. Der jährliche Betrieb dürfte 5,1 Mill. Euro in der Übergangszeit und rund 7,1 Mill. Euro von 2030 an kosten.