Kampf mit Aufsichtsbehörden

Kryptobörse Coinbase setzt herbe Verlustserie fort

Der regulatorische Druck in den USA lastet auf Coinbase. Die Kryptobörse vermeldet ihren sechsten Quartalsverlust in Folge – und baut Erlösquellen abseits des Trading aus.

Kryptobörse Coinbase setzt herbe Verlustserie fort

Kryptobörse Coinbase setzt herbe Verlustserie fort

Regulatorischer Druck lastet auf Plattform – Trading-Erlöse machen erstmals weniger als Hälfte des Gesamtumsatzes aus

xaw New York

Trotz einer Erholung am Digital-Assets-Markt steckt die Kryptobörse Coinbase in einer fundamentalen Krise. Für das zweite Quartal 2023 vermeldete der US-Plattformbetreiber den sechsten vierteljährlichen Nettoverlust in Folge. Der Fehlbetrag fiel mit 97 Mill. Dollar oder 42 Cent pro Aktie zwar geringer aus als im Vorjahr, damals erreichte er mit 1,1 Mrd. Dollar oder 4,98 Dollar pro Aktie allerdings auch einen Rekordwert. Der Umsatz ging um 12% auf 707,9 Mill. Dollar zurück, wobei sich insbesondere schwächere Handelserlöse bemerkbar machten. Hatten sich diese im Vorjahr noch auf 655,2 Mill. Dollar summiert, sackten sie nun auf 327,1 Mill. Dollar ab.

Die Coinbase-Aktie setzte auf die Bekanntgabe hin im frühen New Yorker Handel am Freitag zurück. Wenngleich der Titel 2023 um nahezu 170% zugelegt hat, ergibt sich seit dem Börsengang im April 2021 ein drastischer Wertverlust. Beim Direktlisting an der Nasdaq starteten Coinbase zu 381 Dollar in den Handel, nach Eröffnung an der Wall Street am Freitag notierten sie zu 88,81 Dollar.

Setzten der Kryptobörse im vergangenen Jahr vor allem die restriktive Geldpolitik der Federal Reserve und der daraus resultierende Druck auf den vergleichsweise illiquiden Kryptomarkt zu, so ringt sie im laufenden Jahr mit massivem regulatorischen Druck. Im Juni verklagte die US-Börsenaufsicht SEC das Unternehmen – die Behörde stuft eine Vielzahl der auf Coinbase handelbaren Cyberdevisen als nicht registrierte Wertpapiere ein, die Coinbase damit unrechtmäßig gelistet habe.

Drohende Milliardenkosten

Die Aufsicht drängt darauf, alle unrechtmäßig erzielten Erträge des Marktplatzbetreibers abschöpfen zu dürfen. Die Formulierung bezieht sich nicht nur auf die Gewinne aus dem Handelsangebot für Cyberdevisen außer Bitcoin und Ethereum. Schlimmstenfalls könnte Coinbase nach Berechnung der Großbank Barclays gezwungen sein, mehr als 6 Mrd. Dollar an seit Anfang 2020 erzielten Erlösen abführen zu müssen. Mögliche Zivilstrafen sind dabei nicht eingerechnet.

Coinbase-CEO Brian Armstrong hält dagegen. Am Freitag stellte sein Unternehmen bei einem Bundesgericht einen Antrag auf Abweisung der SEC-Klage. Dabei verwies die Kryptobörse auf ein Urteil in einem anderen Fall von Mitte Juli, in dem eine Richterin verfügte, der Handel der Cyberdevise XRP über den Sekundärmarkt stelle keine Wertpapiertransaktionen dar. Coinbase hatte XRP darauf wieder in ihr Angebot aufgenommen.

Allerdings erwarten Analysten durchaus, dass die SEC das Urteil anfechten wird. Die Urteilsbegründung der Richterin biete dafür genügend Grundlage. Denn dass sie dem Verkauf des Token an professionelle Investoren zwar durchaus einen Status als Wertpapier-Emission zuspreche, dies für Retail-Sekundärmarkttransaktionen aber verneine, sei kontraintuitiv und stimme nicht mit der Rechtsprechung in Präzedenzfällen überein.

Strukturelle Verschiebung

Die Auseinandersetzung mit der SEC könnte laut Analysedienst Bloomberg Intelligence tiefgreifende Veränderungen im Geschäftsmodell von Coinbase nötig machen. Schon jetzt zeigt sich eine Verschiebung: Die Erlöse aus Abonnements und Dienstleistungen überstiegen mit 335 Mill. Dollar erstmals die Trading-Einnahmen. Allerdings droht auch in diesem Segment Ärger: Experten erachten es als wahrscheinlich, dass Regulatoren den Staking-Dienst Coinbase Earn, über den Investoren Zinserträge auf Kryptowährungen verdienen können, als Wertpapierangebot einstufen und verstärkt gegen diesen vorgehen werden.

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