Assetklasse

Kryptorisiken über Gewichtung und Diversifikation steuern

Risiken bei Kryptoassets lassen sich am effektivsten über eine breite Streuung reduzieren, sagt Mirco Recksiek, Geschäftsführer der Finanzbildungsplattform Bitcoin2go.

Kryptorisiken über Gewichtung und Diversifikation steuern

Der Kryptomarkt, angeführt von Bitcoin als Mutterwährung, hat in den vergangenen Jahren signifikant an Zugkraft gewonnen. Im März 2022 lag die gesamte Marktkapitalisierung bei knapp 2 Bill. Dollar, nachdem sie im November 2021 knapp die Marke von 3 Bill. verpasste.

Überall beginnen Unternehmen – von traditionellen Investmentfirmen bis hin zu jungen Fintechs –, Anlagelösungen für ihre Kunden zu entwickeln. Es handelt sich noch um eine junge Assetklasse mit wenig Historie. Der Track Record von Bitcoin ist gerade im Vergleich zu etablierten Unternehmen aus dem klassischen Aktienmarkt gering. Die Einflussfaktoren auf die Kursbewegungen sind vielfältig und erfordern ein hohes Maß an Expertise. Das Investment für oder gegen ein bestimmtes Kryptoasset hängt von den individuellen Eigenschaften des Projektes ab. Existiert ein realer Anwendungsfall? Wer ist das Entwicklungsteam? Hat das Projekt Venture-Capital-Investments erhalten? Wie steht es um das regulatorische Umfeld, in dessen Rahmen sich das Projekt bewegt? Fest steht: Das idiosynkratische Risiko kann bei Kryptoassets zu hohen Kursschwankungen führen. Diese Bewegungen können – je nach Anlagestrategie – als Chance, aber auch als Risiko gewertet werden. Die Volatilität von Bitcoin und anderen Kryptoassets war in der kurzen Frist, d.h. weniger als drei Monate, immer höher als bei längerfristigen Anlagezeiträumen. Auch ein Vergleich zwischen Bitcoin und Nasdaq zeigt, dass die Volatilität von Bitcoin weitaus höher ist – bis zu dreimal.

Ob Privatanleger oder professioneller Investor – es existieren bewährte Methoden, um das Portfoliorisiko bei der Hinzunahme von volatilen Anlagebausteinen zu steuern. Zunächst einmal ist Expertise wichtig: Als Privatanleger sollten Sie sich zwingend mit dem Projekt beschäftigen und folgende Fragestellungen klären: Handelt es sich bei einem Kryptoasset um ein professionelles Projekt? Wer sind die Gründer und Unterstützer? Welche Anwendungsfälle liegen vor, die dem Projekt einen intrinsischen Wert verleihen? Handelt es sich um ein reines Spekulationsobjekt? Bestehen regulatorische Risiken? Institutionellen Anlegern empfehle ich den internen Aufbau von Expertise, bevor neue Finanzprodukte auf dem Markt lanciert oder direkt an Privatkunden vertrieben werden.

Sind die hohen Risiken ein Grund zum Zögern? Nicht unbedingt. Ausfallrisiken können Sie im Rahmen der genannten Due Diligence nicht ausschließen. Sie können jedoch die Gewichtung von Kryptoassets so steuern, dass diese – selbst bei einem Totalverlust – nur begrenzten Einfluss auf die Gesamtportfolios haben.

Idiosynkratische Risiken lassen sich bekannterweise am effektivsten über eine breite Streuung reduzieren. Dadurch ist die Wertentwicklung Ihres Portfolios nicht mehr „nur“ von einem Kryptoasset abhängig. Die Preisentwicklung im Kryptomarkt ist besonders anfällig für News – unabhängig vom Wahrheitsgehalt. Grund für diese Sensibilität bleibt der Mangel an einem flächendeckenden Verständnis für die neue Asset-Klasse. Im Dezember 2020 brach der Ripple-Kurs um über 60% ein, nachdem die SEC eine Klage gegen Ripple ankündigte. Das Ereignis hatte keinen erheblichen Einfluss auf den Rest des Marktes.

Geringe Auswirkung

Die Korrelation innerhalb des Kryptomarktes ist offensichtlich höher als die zwischen dem Kryptomarkt und anderen Asset-Klassen. Das schließt jedoch nicht die Vorteile einer Diversifikation innerhalb von Kryptoassets aus. Diese ist ein wichtiger Erfolgsfaktor und essenziell beim Risikomanagement. Bei einer breiten Diversifikation und einer angemessenen Gewichtung haben Kryptoassets eine überraschend geringe Auswirkung auf die Volatilität eines Multi-Asset-Portfolios.

Ich habe zur Bewertung der Hypothese ein Portfolio aus globalen Aktien (MSCI World) und langlaufenden Staatsanleihen im 60:40-Verhältnis um eine 2-Prozent-Gewichtung in Bitcoin ergänzt. Die Volatilität hat sich in Bezug auf das Aktienjahr 2021 um lediglich 0,5% erhöht, während die Gesamtrendite um knapp 4% gestiegen ist. Das neue Risiko-Rendite-Verhältnis ist weitaus besser – obwohl die Gewichtung der Asset-Klasse auf ein Mindestmaß beschränkt war.

Diese Methode ermöglicht eine Allokation in digitale Assets bei gleichzeitiger Risikokontrolle. Institutionelle Investoren können auf Basis des Risikobudgets ihrer Privatkunden die Portfoliogewichtungen so steuern, dass das gesamte Risikoprofil im Einklang mit den individuellen Anlagezielen bleibt.

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