Kündigungsschutz light soll Banker anlocken

Bouffier: Merkel unterstützt Lockerungen

Kündigungsschutz light soll Banker anlocken

Reuters Frankfurt – Die Bundesregierung steht dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier zufolge hinter Plänen, den Kündigungsschutz für hoch bezahlte Banker noch vor dem Brexit zu lockern. Damit soll Geldhäusern aus London der Umzug nach Frankfurt schmackhaft gemacht werden. “Ich habe es mit Bundeskanzlerin Angela Merkel besprochen und sie unterstützt das Ganze, ebenso das Finanzministerium”, sagte Bouffier in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. “Ich rechne damit, dass eine entsprechende Gesetzesänderung nach der Bundestagswahl, spätestens bis zum Herbst 2018, möglich ist.”Wegen des geplanten Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union erwägen zahlreiche in London tätige Banken einen Umzug in eine andere europäische Großstadt, um auch weiterhin Produkte und Dienstleistungen in der EU verkaufen zu können. Das deutsche Arbeitsrecht gilt allerdings bei vielen Instituten als Hindernis für einen Umzug nach Frankfurt. Sie fürchten, dass sie hierzulande in schlechten Zeiten gut verdienende Händler und Vorstände nicht so einfach loswerden können, wie es etwa in London der Fall ist. Ein Top-Banker, der 250 000 bis 300 000 Euro im Jahr verdiene, dürfte bei Kündigungsschutz und Abfindungsregeln nicht genauso behandelt werden wie ein normaler Bankangestellter, sagte Bouffier.Auch Finanzlobbyisten in Paris rühren im Wettbewerb um Londoner Banker kräftig die Werbetrommel und haben lockerere Arbeitsrechte gefordert. Die bisherige Regierung war dagegen. Nun liegen die Hoffnungen der Bankvertreter auf dem neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der als reformfreudig und wirtschaftsnah gilt.Bouffier rechnet bereits im Sommer mit konkreten Entscheidungen, welche Bank ihre Geschäfte von der Themse an den Main verlagert. “Sie werden nicht warten, bis die Brexit-Verhandlungen abgeschlossen sind.” Die BaFin hat nach eigenen Angaben Hinweise von einer zweistelligen Anzahl an Kreditinstituten, die einen Umzug nach Frankfurt erwägen. Der Standortvermarkter Frankfurt Main Finance geht davon aus, dass bis 2021 rund 10 000 Stellen in die Mainmetropole verlegt werden.