22. Retail-Bankentag der Börsen-ZeitungHeiner Herkenhoff, BdB

„Latentes Misstrauen gegenüber dem Kapitalmarkt“

Ohne Kapitalmarkt geht es nicht, sagt Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB). Wollten die Deutschen genügend für das Alter vorsorgen, müssten sie ihre Scheu vor Wertpapieranlagen ablegen.

„Latentes Misstrauen gegenüber dem Kapitalmarkt“

„Misstrauen gegenüber dem Kapitalmarkt“

Bankenverband-Chef wirbt für mehr Offenheit, um Lebensstandard im Alter halten zu können

fir Frankfurt

Mentale Hürden der Politik und latentes Misstrauen in der Bevölkerung, bestenfalls Zurückhaltung – so beschreibt Heiner Herkenhoff das Verhältnis der Deutschen gegenüber dem Kapitalmarkt. Doch ohne dessen Hilfe werde es den meisten Menschen unmöglich sein, im Alter über ein auskömmliches Einkommen zu verfügen, mahnte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) auf dem Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung. Die Deutschen müssten lernen, ihre Vorbehalte abzulegen, die Politik müsse mutig voranschreiten und Vertrauen in eine kapitalmarktbasierte private Altersvorsorge aufgebaut werden.

Dämpfer für private Vorsorge

Die Pläne der Bundesregierung, das Rentenniveau einzufrieren, genügten nicht, um den Lebensstandard im Alter zu sichern, führte Herkenhoff aus. Im Gegenteil, die private Altersvorsorge würde seines Erachtens noch einen Dämpfer erhalten, da die Rentenbeiträge stark stiegen und Jüngeren deshalb noch weniger Finanzmittel verblieben, die sie für die private Altersvorsorge zurücklegen könnten. Abhilfe schaffen könnten seiner Meinung nach staatliche Förderungen, die über die bestehende Riester-Rente hinausgingen und etwa auch Wertpapier-Sparpläne umfassten. „Das wäre ein großer Fortschritt, das wäre genau das, was wir benötigen.“

Gerade jüngere Menschen benötigten für ihre Vorsorge die Renditechancen des Kapitalmarktes, sagte Herkenhoff. „Die Banken stehen bereit, ihre Kundinnen und Kunden hierbei zu begleiten. Im Grunde ist es so, dass alle Beteiligten auf den gesetzlichen Startschuss für eine staatliche Förderung des langfristigen privaten Vermögensaufbaus warten.“

Mehr über Chancen sprechen

Damit sich das Anlageverhalten breiter Bevölkerungsschichten ändere, redete er der Politik ins Gewissen, verbreitete mentale Hürden, sich des Kapitalmarkts zwecks Altersvorsorge ausgiebiger zu bedienen, abzubauen. „Um Vertrauen in eine private Altersvorsorge aufzubauen, wäre es jedenfalls hilfreich, wenn im politischen Raum viel mehr über die Chancen gesprochen würde.“

Wer über 20 Jahre in Dax-Werte investierte, habe eine Durchschnittsrendite von jährlich 8,6% bekommen, verwies er auf Analysen des Deutschen Aktieninstituts. Die Risiken stellte er nicht in Abrede, mit ihnen ließe sich aber umgehen. Immerhin sei für jeden dritten Deutschen vorstellbar, höhere Risiken einzugehen, um mehr Rendite einzustreichen.

Finanzielle Bildung unentbehrlich

Essenzielle Bedeutung falle der finanziellen Bildung zu. Nur so könnten Berührungsängste genommen und vernünftige Urteile gefällt werden. „Im Grunde müssen wir die Menschen jetzt nur noch davon überzeugen, dass sie auch sich selbst etwas Gutes tun, wenn sie ihr Geld am Kapitalmarkt anlegen“, so Herkenhoff.

Im Grunde müssen wir die Menschen jetzt nur noch davon überzeugen, dass sie auch sich selbst etwas Gutes tun, wenn sie ihr Geld am Kapitalmarkt anlegen.

Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB)
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