LBS im Norden hält sich von Fusion fern
ste Kiel
Im Lager der Landesbausparkassen (LBS) bahnen sich durch Zusammenschlüsse zwei neue Großinstitute an, doch nicht alle Bausparkassen aus der Sparkassen-Finanzgruppe sind vom Fusionsfieber erfasst. Die LBS Schleswig-Holstein-Hamburg, die 2007 aus einer Fusion hervorging und die gemessen an der Bilanzsumme vor der LBS Saar die zweitkleinste unter den aktuell acht Landesbausparkassen in Deutschland ist, hält sich von der Beteiligung an einer Bereinigung fern.
Priorität bei der LBS Schleswig-Holstein-Hamburg habe derzeit eine Eigenoptimierung, sagte Oliver Stolz, Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein (SGVSH) und zugleich LBS-Aufsichtsratsvorsitzender, in der Jahrespressekonferenz des in Kiel ansässigen Regionalverbandes. Die Träger – der SGVSH ist mit 57,5% an der LBS Schleswig-Holstein-Hamburg beteiligt, während die Haspa-Finanzholding einen Anteil von 42,5% hält – hätten sich in der Vergangenheit offen für Gespräche über weitere Konsolidierungsschritte gezeigt. Aktuell konzentriere man sich aber auf Maßnahmen wie Einsparungen und Provisionsanpassungen.
„Ich glaube auch sagen zu können, dass das gute Erfolge zeigt“, erklärte Stolz, der sich zugleich überzeugt von der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells der eigenen LBS zeigte. Der Bedarf nach energetischer Sanierung von Gebäuden und das Interesse der Menschen „an sicheren Häfen zur Zinssicherung“ belegten die Bedeutung der Landesbausparkasse. „Jetzt einen Bausparvertrag abzuschließen, damit man in fünf Jahren die Heizungs- und Solaranlage installieren kann, scheint mir eine sinnvolle Lösung zu sein.“
Mit Blick auf den im September vergangenen Jahres angekündigten Plan zur Fusion der LBS West und der LBS Nord sowie auf den am Montag von den Sparkassenverbänden aus Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg in Aussicht gestellten Zusammenschluss der LBS Südwest mit der LBS Bayerischen Landesbausparkasse fügte der Kieler Sparkassenpräsident hinzu, es gebe derzeit eine gewisse Dynamik. „Man muss da auch ein bisschen zugucken und abwarten, zu welchem Ergebnis das kommt.“ Irgendwann werde man sich „bestimmt nicht verschließen, solche Themen auch zu diskutieren“.
Kreditausfälle bleiben aus
Neue Fusionsanläufe im Lager der elf Sparkassen in Schleswig-Holstein seien derzeit nicht absehbar, sagte Stolz in der Pressekonferenz weiter. Im vergangenen Jahr war ein Zusammenschluss der Sparkassen Holstein und Südholstein zur größten Sparkasse in Schleswig-Holstein gescheitert, im Jahr 2020 eine Fusion der öffentlich-rechtlichen Förde Sparkasse mit der freien Sparkasse Mittelholstein.
Der aggregierte Zinsüberschuss aller elf Institute bröckelte im zweiten Coronakrisenjahr weiter auf 692 (i.V. 706) Mill. Euro oder 1,47 (1,62)% der Durchschnittsbilanzsumme (DBS). Damit stehe man im bundesweiten Vergleich aber weiterhin gut da, so Stolz, der zur Sicherung des Geschäftsmodells der Sparkassen zugleich „dringend eine Anpassung der Zinspolitik“ der EZB forderte. Dass das Betriebsergebnis vor Bewertung auf 358,5 (343) Mill. Euro anstieg – gemessen an der DBS fiel es auf 0,76 (0,79)% –, lag an einem auf 320 (291) Mill. Euro erhöhten Provisionsergebnis sowie einem Verwaltungsaufwand, der mit rund 668 Mill. Euro im Vorjahresvergleich fast unverändert blieb. Befürchtete Kreditausfälle bei den Sparkassen seien zudem nicht eingetreten, auch wenn die Corona-Pandemie Spuren bei Kunden hinterlasse. Das Nachsteuerergebnis der Sparkassen in Schleswig-Holstein fiel mit knapp 55 Mill. Euro um 3,3% höher aus als im ersten Pandemiejahr.
Einen Ausblick für 2022 gab der Regionalverband nicht an, seriöse Prognosen seien nicht möglich. Sparkassen seien gefordert, mehrdimensionale Szenarien zu beachten. Die Risikovorsorge bei den Instituten im Zweiküstenland bezeichnete der SGVSH gleichwohl mit Blick auf „schwarze Schwäne“ infolge des Ukraine-Kriegs, der hohen Inflation inklusive Zinsanstiegs und der Corona-Pandemie als ausreichend.
Sparkassen in Schleswig-Holstein | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 692 | 706 |
Provisionsüberschuss | 320 | 291 |
Verwaltungsaufwand | 668 | 668 |
Betriebsergebnis vor Bewertung | 359 | 343 |
Bewertungsergebnis | −160 | −178 |
Steuern | 94 | 94 |
Ergebnis nach Steuern | 55 | 53 |
Aufwand-Ertrag-Relation (%) | 65,1 | 66,1 |
Geschäftsvolumen (Mrd.) | 48,9 | 45,8 |
Kundenkredite (Mrd.) | 36,3 | 34,6 |
Kundeneinlagen (Mrd.) | 35,9 | 33,7 |
Kernkapitalquote (%) | 14,0 | 14,9 |
Beschäftigtenzahl | 6342 | 6620 |
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