LBS Süd betritt bei der Aufsicht europäisches Neuland
LBS Süd betritt bei der Aufsicht europäisches Neuland
EZB prüft Qualität der Assets – Vorstandschef Stefan Siebert sieht durch Neuordnung Herausforderungen – Technische Fusion bis September 2025
Die frischgebackene LBS Süd ist dabei, zwei strategische Schritte auf einmal zu machen. Zum einen arbeitet das Institut daran, die technische Fusion zur LBS Süd per September 2025 zu vollziehen. Zum anderen bereitet man sich auf die EZB-Aufsicht vor.
Von Thomas Spengler, Stuttgart
Bei den Landesbausparkassen herrscht viel Bewegung hinter den Kulissen. Nach der Fusion von LBS West und LBS Nord zur LBS Landesbausparkasse Nordwest folgte der Zusammenschluss der LBS Ost und LBS Schleswig-Holstein-Hamburg zur LBS Nordost. Zugleich kam es zur juristischen Verschmelzung der LBS Südwest mit der LBS Bayern zur LBS Süd. Darüber hinaus zählen die Landesbausparkassen in Hessen-Thüringen sowie im Saarland zur Gruppe.
Migration ist alles andere als trivial
Als Meilensteine der neu formierten LBS Süd nennt der Vorstandsvorsitzende Stefan Siebert neben dem Aufbau einer neuen, gemeinsamen Unternehmenskultur die Bestandsfusion zum September 2025, die mithilfe des Sparkassen-Dienstleisters Finanz Informatik (FI) erfolgt. Dabei kommt dem Prozess zugute, dass beide beteiligten Institute mit dem Kernbankensystem der FI, OSPlus, arbeiten.
Ebenso ist es von Vorteil, dass es sich beim Bausparen um ein homogenes Produkt handelt. Da Bauspartarife oft Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückreichen, war und ist die Migration aber alles andere als trivial. „Für die FI ist die Fusion zweier Bausparkassen kein Alltagsgeschäft“, wie Siebert sagt. Nachdem inzwischen alle Buchungen über das SAP-unterstützte „Hauptbuch“ erfolgen, soll die vollständige technische Verschmelzung im September 2025 erfolgen.
Am Doppelsitz wird nicht gerüttelt
Den Gedanken, dass es dabei zu größeren Verschiebungen an den Standorten oder gar Zweifeln am Doppelsitz Stuttgart/München kommen könnte, weist Siebert mit Blick auf die entsprechenden Staatsverträge der beteiligten Bundesländer zurück. „Dort ist der Status quo festgeschrieben“, macht er klar. Ohnehin profitiere die LBS Süd inzwischen von ihrer Präsenz an vier Standorten in Baden und Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz bei der Personalsuche.
Am Arbeitsmarkt erweise sich das Angebot mehrerer Standorte inklusive flexibler Arbeitsplatzformen als Vorteil, insbesondere seit durch die Schwächen in anderen Branchen wie zum Beispiel der Automobilindustrie die Zahl hochwertiger Bewerber steige. Allein 70 neue Mitarbeitende konnten im laufenden Jahr dazugewonnen werden. Die insgesamt knapp 1.400 Beschäftigten verteilen sich auf Stuttgart (518), München (602), Mainz (119) und Karlsruhe (141).
Neuland auch für die EZB
Eine Herausforderung der besonderen Art wartet auf die LBS Süd allerdings auf europäischer Ebene: Weil der neue Primus unter den Landesbausparkassen mit einer Bilanzsumme von gut 38 Mrd. Euro die 30-Milliarden-Euro-Grenze überschreitet, mit der die EZB ein Finanzinstitut als bedeutend einstuft, gibt es einen Wechsel in der Aufsicht. Ab dieser Schwelle werden Institute nicht mehr von BaFin und Bundesbank überwacht, sondern unter die direkte Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) gestellt. „Damit betreten wir Neuland, das wir erst erkunden müssen“, sagt Siebert.
Im Grunde betritt aber auch die EZB Neuland, die mit langfristigen Zinsabsicherungen, wie sie bei Bausparverträgen üblich sind, nicht besonders vertraut ist. Bezieht man alle Tätigkeiten mit ein, die an verschiedenen Stellen im Haus anfallen, werden schätzungsweise 30 Mitarbeitende bei der LBS Süd an den EZB-Themen beteiligt sein. „Nahezu jeder Zweite im Unternehmen hat mit unterschiedlicher Intensität an der Fusion mitgearbeitet oder tut dies nach wie vor“, wie der Vorstandschef sagt.
Synergien erst in fünf Jahren
Kostensenkungen sind aufgrund des anfänglichen Aufwands zunächst nicht zu erwarten. „Erst in etwa fünf Jahren“, schätzt Siebert. Dann sollen Synergien durch technischen Fortschritt gehoben oder Bereiche wie die beiden Revisionen zusammengelegt sein. Parallel dazu rechnet Siebert mit Skaleneffekten wegen der Homogenität des Produkts Bausparen.
In den ersten zwei bis drei Jahren dürften hohe Einmalinvestitionen den Migrationsprozess belasten. „Diese gehen anschließend aber schnell zurück, sodass wir auf Sicht von fünf Jahren bereits deutliche Synergien anstreben“, sagt Siebert. Hierbei setzt er auf Digitalisierung, Prozessoptimierungen und Skaleneffekte.
EZB nimmt LBS Süd unter die Lupe
Aktuell nimmt die EZB im Rahmen eines Asset Quality Reviews (AQR) die Aktivseite der LBS Süd unter die Lupe. Dabei geht es um eine angemessene Kapitalausstattung. Dafür beauftragt die EZB eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Für die laufende Aufsicht nach den EZB-Standards wird dann im Rahmen eines sogenannten Joint Supervisory Teams (JST) die EZB selbst sorgen. Daher wird bald ein internationales Team mit rund 30 Vertretern von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Aufsicht bei der LBS Süd auftauchen – ein Prozess, der laut Siebert genauso aufwendig wie spannend sein mag. „Am Ende aber wird das gegenseitige Verständnis füreinander gewachsen sein“, resümiert der Vorstandschef.