Libor-Reform verzögert sich weiter
hip London – Die London Interbank Offered Rate (Libor) wird nur noch bis Ende kommenden Jahres ermittelt. Das Ende des skandalumwitterten Referenzzinses ist eines der größten Projekte der Finanzaufsicht weltweit, doch es ist offenbar ins Stocken geraten. Das zeigt sich daran, dass die Intercontinental Exchange (ICE) zwar für den Euro-, Franken, Pfund- und Yen-Libor eine Konsultation der Marktteilnehmer zur Einstellung der Ermittlung des Referenzzinses durch die ICE Benchmark Administration (IBA) per Ende 2021 ankündigte, nicht aber für den weitaus gewichtigeren Dollar-Libor. “Zur Zukunft des Dollar-Libor werden Diskussionen zwischen der IBA, der Finanzaufsicht FCA, anderen öffentlichen Körperschaften und den Panelbanken geführt”, teilte der Börsenbetreiber mit. Man werde Weiteres mitteilen, wenn dieser Diskussionsprozess abgeschlossen sei. Es gebe “keine Gewissheit oder Garantie”, dass die IBA den Dollar-Libor über den 31.12.2021 hinaus veröffentlichen könne.Vieles spricht allerdings dafür, dass Libor noch viele Jahre ermittelt werden muss – nicht mehr als offizieller Referenzzins, aber für all die Kredite und Schuldentitel, die sich mangels gangbarer Alternativen auch weiterhin darauf beziehen werden. Die Libor-Reform hat bereits eine Fragmentierung des Marktes mit sich gebracht, da keine universelle Alternative angestrebt wurde, sondern lokale Lösungen – ob nun Sonia, Sofr oder die Euro Short-Term Rate Estr. Die Rechtsunsicherheit ist groß, denn Klauseln zu einem Wechsel des Referenzzinses sind in Kreditverträgen eher ungewöhnlich.