Logistikimmobilien auf Rekordniveau
kb Frankfurt – Die Nachfrage nach Logistikimmobilien ist angesichts der Coronakrise ungebrochen. “Der Bedarf reißt nicht ab”, sagte Patrik Völtz, Projektleiter bei Bulwiengesa, anlässlich der Vorstellung der neuen Studie “Logistik und Immobilien 2020”, die Bulwiengesa zum sechsten Mal in Folge in Partnerschaft mit der Berlin Hyp AG, Bremer AG, Garbe Industrial Real Estate GmbH und der Savills Immobilien-Beratungs GmbH veröffentlicht hat. Für die Untersuchung wurden bis Ende Juli 2020 die Daten von rund 1 775 bestehenden, im Bau befindlichen und geplanten Logistikobjekten ausgewertet. Online-Handel boomtDie Logistik habe sich in der Krise als systemrelevant gezeigt, wie allein der hohe Umsatzzuwachs des Versandhändlers Amazon zeige, unterstrich Bertrand Ehm, Director Industrial Investment bei Savills. Abzulesen sei die Nachfrage nach Logistik- und Lagerflächen auch am zunehmenden Marktanteil des Online-Handels. Logistikimmobilien und deren Renditen seien also stark vom Mieter oder Nutzer abhängig, betonte Ehm. Vermieter an Messebauer hätten es derzeit schwer, nannte er als ein Beispiel. In den Spitzenlagen könne eine Bruttorendite von 3,4 % erzielt werden, während sie woanders stagniere oder es mit Blick auf die Nutzer oder Mieter zu Abschlägen bei der Rendite komme.Im ersten Halbjahr 2020 hat der Studie zufolge insgesamt die Dynamik der Preisanstiege nachgelassen, nachdem die Kaufpreise in den letzten Jahren gestiegen waren und die Renditen von Logistikimmobilien entsprechend je nach Standort seit 2015 von 5,4 % auf 3,7 % (München) bis 6,8 % (von 8,7 % in Thüringen) im vergangenen Jahr gesunken waren. Die Autoren der Studie gehen im Verlauf des Jahres 2020 von leicht sinkenden bis nunmehr stagnierenden Renditen aus.Die hohe Nachfrage drückt hier offenbar auf die Rendite. So erreichte im ersten Halbjahr 2020 das Investmentvolumen für Logistik- und Lagerimmobilien bereits etwas mehr als 2,7 Mrd. Euro, so dass die Autoren der Studie für das Gesamtjahr 2020 mit ähnlich hohen Investitionen rechnen wie 2019, als das Investmentvolumen mit über 9 Mrd. Euro ein neues Rekordergebnis erreicht hatte. Allerdings müsse differenziert werden, denn dafür sei in erster Linie ein gestiegenes Interesse an Unternehmensimmobilien ausschlaggebend gewesen, während in reine Logistik- und Lagerimmobilien 2019 5,4 Mrd. Euro investiert wurden.Zudem erreichte auch die Summe der neu fertiggestellten reinen Logistikfläche mit 4,9 Millionen Quadratmetern einen neuen Rekordwert. Die Autoren machen eine weiter steigende Tendenz aus und prognostizieren einen Neubauflächenbedarf bis 2030 von jährlich 6,5 bis 7 Millionen Quadratmetern, was das Angebot weiterhin deutlich übersteige. Dabei habe in jüngster Zeit eine Zunahme der spekulativen gegenüber der bedarfsorientierten Bautätigkeit beobachtet werden können. Neben regionalen Schwerpunkten wie der Rhein-Main-Region verlagere sich die Neubautätigkeit zudem zunehmend in die Peripherie.Aktuell dominieren deutsche Investoren den Markt, da ausländische Akteure mit Beschränkungen bei der Prüfung von Investmentobjekten zu rechnen haben, wie es in der Studie heißt. Allein im ersten Halbjahr stammten 62 % der Investoren aus Deutschland – vor fünf Jahren waren es lediglich 29 % gewesen. Damals (21 %) wie heute (25 %) kommt ein bedeutender Teil der Investoren aus Europa, doch 2015 dominierten noch Investoren aus Nordamerika (33 %) den deutschen Markt für Logistikimmobilien. Inzwischen stammen nur noch 8 % der Investoren aus Nordamerika. Auch Investoren aus Asien hielten sich im ersten Halbjahr zurück. Sie stellten nur noch 4 % der Käufer nach 14 % im vergangenen Jahr sowie 21 und 35 % in den beiden Jahren davor. Nachhaltig bauenDas Thema Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Relevanz, wie aus der Studie hervorgeht. Langfristig orientierte Investoren würden Nachhaltigkeitsaspekte bei ihren Investmententscheidungen immer stärker gewichten, da sie die Vermietbarkeit verbesserten. Die Nachfrage der Nutzer nach energieoptimierten Logistikimmobilien nehme weiter zu – durch eigene Richtlinien, aber auch infolge der Anforderungen ihrer Auftraggeber.