Südtiroler Sparkasse will expandieren

Lokale Verankerung soll bleiben

Die Südtiroler Sparkasse setzt auf Expansion im Nordosten Italiens und eröffnet neue Filialen. Gerhard Brandstätter, Präsident des Bozener Instituts, erklärt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die Gründe dafür. Er sieht das Institut auch in einer Brückenfunktion nach Österreich und Deutschland.

Lokale Verankerung soll bleiben

Im Gespräch: Gerhard Brandstätter

Lokale Verankerung soll bleiben

Südtiroler Sparkasse mit neuen Filialen – „Brückenfunktion“ nach Österreich und Deutschland

bl Mailand
Von Gerhard Bläske, Mailand

Die Südtiroler Sparkasse setzt auf Wachstum auch durch die Ausweitung ihres Filialnetzes. „Während andere Kreditinstitute, vornehmlich Großbanken, ihre Filialen schließen, bewegen wir uns gegen den Trend. So planen wir die Eröffnung von sieben neuen Filialen innerhalb der nächsten zwei Jahre. Wir wollen die lokale Verankerung unserer Bank, als Ansprechpartner für Familien, Firmen und Gemeinschaften vor Ort, auch in Zukunft beibehalten“, sagt Gerhard Brandstätter, Präsident des Bozener Instituts, der Börsen-Zeitung. Italiens Banken haben 2022 und 2023 mehr als 1.500 Geschäftsstellen geschlossen.

Die Südtiroler Sparkasse gehört zu den wenigen Sparkassen Italiens, die die Finanzkrise und anschließende Marktbereinigung überlebt haben. Auch sie war seinerzeit durch Problemkredite in eine Schieflage geraten.

Mit der Übernahme der Civibank in Udine hat sie sich zu einem der größten Institute im Nordosten Italiens entwickelt. „Unsere Bank ist nun von München bis Bologna und von Mailand bis Triest präsent. Dabei setzen wir bewusst auf drei Segmente: Retail-Kunden, Firmenkunden und vermögende Privatkunden. Für jedes einzelne dieser Segmente stehen spezialisierte Beraterinnen und Berater zur Verfügung, die maßgeschneiderte Lösungen für die Kunden erarbeiten“, berichtet Brandstätter.

Veräußerungsgewinne

Die Bank kommt in der Gruppe auf eine Bilanzsumme von 17,1 Mrd. Euro. Bei leicht rückläufigen Erträgen von 215,7 (Vorjahr: 220) Mill. Euro wuchs der Nettogewinn um 13,8% auf 59,7 Mill. Euro. Das war überwiegend auf Veräußerungsgewinne zurückzuführen, die die „sonstigen betrieblichen Erträge“ auf 45,3 (10,6) Mill. Euro wachsen ließen. Der Zinsüberschuss ging in Gruppe zurück, was vor allem an der Civibank lag. Die Personalkosten stiegen auf 78,8 (67,2) Mill. Euro.

Das Institut hat 169 Filialen, vor allem in Südtirol (61), Friaul-Julisch Venetien (51) und Venetien (42). Die neuen Geschäftsstellen sind in den besonders wirtschaftsstarken Regionen Venetien und Emilia-Romagna vorgesehen. „Es wird in der Emilia-Romagna aber ein beschränktes Engagement sein“, meint Brandstätter. Das größere Engagement in diesen beiden Regionen begründet er damit, dass sie „zu den wirtschaftsstärksten und wettbewerbsfähigsten Regionen Italiens“ zählen, „vornehmlich mit zahlreichen Familien- sowie Klein- und Mittelunternehmen“. Generell sei es das Ziel, „den Kunden als ‚Langzeitpartner‘ zur Seite zu stehen. Deshalb arbeiten wir ständig daran, die persönlichere Bindung zu ihnen zu stärken. Dabei nutzen wir auch die Möglichkeiten digitaler Technologien.“

Die Südtiroler Sparkasse zeichne sich als „echte territoriale Bank durch ihre Nähe an Familien und Unternehmen vor Ort aus. Das ist unsere große Stärke.“

Um Fehler der Vergangenheit zu vermeiden, seien die Rückstellungen für Kreditrisiken von 24,1 (23,1) Mill. Euro „überdurchschnittlich hoch“. Der Deckungsgrad von fast 60% sei „eine Bestätigung des Vorsichtsprinzips“, das die Sparkasse stets verfolge.

Der Sparkassenverbund auf nationaler und europäischer Ebene gewährleistet nach Ansicht Brandstätters „eine größere Resilienz, Innovationskraft und Vorteile für alle Beteiligten“. Mit einem Nettoanteil von 2% zähle das Institut zu den „Kreditinstituten mit dem niedrigsten Niveau an Problemkrediten in Italien“.

Brandstätter sieht die Südtiroler Sparkasse in einer Brückenfunktion Richtung Österreich und insbesondere Süddeutschland. „Dank der Beherrschung beider Sprachen ihrer Mitarbeiter/-innen“ habe man einen „nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil inne, um die einheimischen Unternehmen in ihren Handels- und Geschäftsaktivitäten zwischen dem norditalienischen und süddeutschen Raum zu unterstützen.“

Zwei Kooperationsabkommen abgeschlossen

Das Institut hat eine kleine Niederlassung in München und arbeite „nach wie vor“ gut mit den Tiroler Sparkassen zusammen, die Teil der Erste Bank geworden sind. 2011 wurden das Italiengeschäft und die Filialen in Italien der Kärntner Sparkasse übernommen. „Letztere hat sich, als Stiftung, so wie die deutsche Sparkasse Offenburg/Ortenau, an der Kapitalerhöhung der Südtiroler Sparkasse Ende 2015 beteiligt.“ Mit dem deutschen Institut sowie der elsässischen Caisse dEpargne Grand Est Europe hat das Bozener Institut 2019 auch ein Kooperationsabkommen abgeschlossen.

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