FRANKFURT WIRD OFFSHORE-ZENTRUM FÜR RENMINBI

London baut Führungsposition im Devisenhandel aus

Fast zwei Drittel des Handels mit "Volksgeld" außerhalb Chinas finden in der britischen Metropole statt - Clearing-Bank vereinbart

London baut Führungsposition im Devisenhandel aus

Von Andreas Hippin, LondonDie britische Metropole hat ihre Führungsposition im weltweiten Devisenhandel weiter ausgebaut. Bereits am Mittwoch einigten sich die People’s Bank of China (PBoC) und die Bank of England darauf, in London Settlement- und Clearing-Dienste für den Handel mit der chinesischen Landeswährung Yuan anzusiedeln. Die britische Notenbank betrachtet dies als Beitrag zur Internationalisierung des auch Renminbi (“Volksgeld”) genannten Yuan und zur Stabilisierung des globalen Finanzsystems. Eine gemeinsame Absichtserklärung soll am Montag unterzeichnet werden – am gleichen Tag beginnt in London die “City Week”. Der PBoC obliegt es dann, eine Clearing-Bank in Großbritannien zu benennen. Die Idee sei bereits im vergangenen Jahr von der chinesischen Seite ventiliert worden, heißt es in einem Bericht der Zentralbank. Der britische Schatzkanzler George Osborne hatte damals mit seiner Chinareise die Voraussetzungen für einen direkten Devisenhandel zwischen Yuan und Pfund ohne Umweg über den Dollar geschaffen (vgl. BZ vom 16.10.2013). Im Rahmen von Investmentquoten dürfen auf Offshore-Handelsplätzen wie Hongkong oder London gesammelte Yuan-Gelder in die Aktien-, Bond- und Geldmärkte des chinesischen Festlandes fließen. Den Briten wurde im Oktober ein Kontingent von 80 Mrd. Yuan eingeräumt.”Die Unterzeichnung des Memorandums ist ein weiterer Meilenstein in den britisch-chinesischen Beziehungen und wird dazu beitragen, Londons Position als Zentrum des Renminbi-Handels im Westen zu festigen”, sagt Gerry Grimstone, Chairman der Finanzlobby TheCityUK. Die Insel hatte als erster G 7-Staat ein Swap-Abkommen mit der chinesischen Zentralbank geschlossen.Daten des Zahlungsabwicklers Swift zufolge finden fast zwei Drittel aller Renminbi-Handelsaktivitäten außerhalb Chinas (inklusive Hongkongs) in London statt. Liquiditätsquelle HongkongDie Inselhauptstadt profitiert von ihren guten Beziehungen zur ehemaligen Kronkolonie, der wichtigsten Quelle für Liquidität in der chinesischen Landeswährung. Für Clearing und Settlement wird bislang meist die Infrastruktur der Hong Kong Monetary Authority genutzt. Die britische Notenbank nennt zudem die wesentliche Rolle des Landes bei der Entwicklung des Eurodollarmarkts in den sechziger und siebziger Jahren als möglichen Grund für die umfangreichen Aktivitäten in Renminbi. Der Offshore-Renminbi-Markt wird gerne mit dem Eurodollarmarkt verglichen.Der weltweite Handel mit der chinesischen Währung hat in den vergangenen drei Jahren stark zugenommen, wie einem Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zu entnehmen ist. Allerdings belief sich ihr Anteil am globalen Devisenhandel lediglich auf 2,2 (2010: 0,9) %. Zum Vergleich: Der Euro kam auf 33,4 (39,1) %. In London, wo mehr als doppelt so viele Euros gehandelt werden wie in allen anderen EU-Ländern zusammengenommen, lag der Anteil des Renminbi am täglichen Devisenhandelsvolumen 2012 bei 0,59 %. Bei den in Großbritannien in Fremdwährungen begebenen Anleihen kamen Yuan-Bonds auf 0,83 %. Die Renminbi-Einlagen in Großbritannien summierten sich Ende 2012 auf 12 (i.V. 15) Mrd. (1,2 Mrd. Pfund). Aktuellere Daten liegen nicht vor. Mittlerweile dürfte aber die Prozentschwelle im Devisenhandel genommen sein. Swift zählt den Yuan seit einigen Monaten zu den zehn am meisten genutzten Währungen. Zudem lebte der zeitweise totgeglaubte Londoner Dim-Sum-Bondmarkt zuletzt wieder auf. Die zur Weltbank gehörende International Finance Corporation legte diesen Monat einen 1 Mrd. Yuan schweren Bond in London auf, den ersten einer internationalen Finanzorganisation, und verdoppelte schließlich wegen der starken Nachfrage das Emissionsvolumen. Die staatseigene Bank of China sammelte zuvor 2,5 Mrd. Yuan ein. Die London Stock Exchange begrüßte im Februar nach der China International Capital Corporation (CICC) mit GF Financial Markets ihr zweites Mitglied aus der Volksrepublik. An der Themse sind bislang 58 Unternehmen aus dem Reich der Mitte notiert.