London zieht bei Fintech-Investitionen an New York vorbei

Berlin erreicht beim Dealvolumen weltweit Platz 4 - City sorgt sich um Wettbewerbsfähigkeit

London zieht bei Fintech-Investitionen an New York vorbei

hip London – London ist bei Fintech-Investitionen an New York vorbeigezogen. Gemessen an der Zahl der Deals, lag die britische Metropole im laufenden Jahr mit 114 Transaktionen vorn, wie eine aktuelle Studie von Innovate Finance und der Stadtmarketing-Agentur London & Partners zeigt. New York erreichte mit 101 Deals den zweiten Platz, gefolgt von San Francisco (80), Peking (24) und Singapur (23). Auch nach Volumen lag die Stadt an der Themse vor New York. In London kamen 2,11 Mrd. Dollar zusammen, am Hudson aber lediglich 1,93 Mrd. Allerdings wurde in San Francisco noch mehr Geld gesammelt: 3,02 Mrd. Dollar. Und Berlin erreichte mit 881 Mill. Dollar einen respektablen vierten Platz.”Großbritannien ist bei Fintech weltweit klar führend”, konstatierte Charlotte Crosswell, Chief Executive Innovate Finance. London stehe dabei wegen seines Erfolges und seiner seit Langem bestehenden Position als führendes Finanzzentrum an der Spitze. Die rund 1 600 Fintech-Firmen in der britischen Metropole erwirtschaften 6,6 Mrd. Pfund Umsatz jährlich.Die beiden größten Deals wurden derweil andernorts getätigt: N26 (470 Mill. Dollar) in Berlin und Klarna (460 Mill.) in Stockholm. London belegte jedoch die Plätze 3 bis 7. “London ist die Hauptstadt des Kapitals”, sagte Laura Citron, die Chefin von London & Partners. Die Stadt kombiniere die Macht der weltweiten Finanzmärkte mit einem tiefen Pool hoch qualifizierter Fachkräfte, einer unterstützenden Regulierung und einer Kundenbasis, die Neuerungen wie Apps und kontaktloses Bezahlen gerne annimmt. Abstand vergrößert sichWeniger gut schnitt London im weltweiten Finanzplatz-Ranking der Z/Yen-Group ab, das ebenfalls dieser Tage veröffentlicht wurde. Zwar konnte sich die City trotz aller Ungewissheit rund um den Brexit auf Platz 2 nach New York halten. Aber der Abstand zwischen den beiden Metropolen vergrößerte sich von 7 auf 17 Punkte. Und Hongkong rückte bis auf 2 Punkte an London heran.Im Banking-Subindex rutschte London von Platz 1 auf Platz 4 ab. An der Themse sind die Sorgen darüber, wie sich die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts entwickeln könnte, weitaus größer als in New York. In Hongkong und Singapur erwartet man eher, noch konkurrenzfähiger zu werden. Dass Paris um 10 Plätze aufgestiegen ist und 29 Punkte hinzugewonnen hat, dürfte die City-Granden besonders beunruhigen. Setzt sich diese Entwicklung im laufenden Jahr fort, rückt die Metropole an der Seine bis auf zwei Punkte an London heran. “Paris ist in der Tat die einzige ,Global City` in der EU, auf Augenhöhe mit London und das führende Finanzzentrum der EU-27″, schreibt Augustin Romanet, Chairman von Paris Europlace, im Vorwort der Studie. Die französische Regierung hat nach dem Votum für den Brexit große Anstrengungen unternommen, Geschäft aus der City abzuwerben.Aus Sicht der Umfrageteilnehmer werden allerdings New York, Hongkong und Singapur am stärksten vom britischen EU-Austritt profitieren. Die negativen Auswirkungen dürften dagegen für London und Edinburgh am größten sein. Deregulierung in Sicht”Der Regulierer wird seine Haltung zur Finanzbranche lockern müssen, wenn London ein weltweites finanzielles Kraftzentrum bleiben soll”, wird ein nicht namentlich genannter Versicherer aus London in der Studie zitiert. “Der Brexit könnte kurzfristig negative, langfristig aber positive Auswirkungen auf das regulatorische Umfeld haben”, sagte ein Londoner Investmentdirektor.Z/Yen kam beim Thema Fintech übrigens zu ganz anderen Ergebnissen als die Werbeagentur des Londoner Bürgermeisters Sadiq Khan: London erreicht lediglich Platz 6, und unter den Top 5 finden sich außer New York auf Platz 3 ausschließlich Finanzzentren aus der Volksrepublik China, in der Themen wie der Schutz personenbezogener Daten keine Rolle spielen. Peking steht dabei an der Spitze.