CORONA TRIFFT BANKEN

Londoner City probt den Ernstfall

Weitgehender Verzicht auf Geschäftsreisen - Back-up-Standorte werden betriebsbereit gemacht

Londoner City probt den Ernstfall

hip London – Die Covid-19-Epidemie hat vor den Toren der Londoner City nicht haltgemacht. Mehrere Großbanken haben bereits damit begonnen, ihre Belegschaften auf Alternativstandorte zu verteilen. Basildon, Croydon, Farnborough – es gibt eine ganze Reihe von Ausweichmöglichkeiten rund um die britische Metropole. Bei J.P. Morgan hat sich zwar noch kein Mitarbeiter infiziert, das Institut geht dennoch kein Risiko ein. Geschäftsreisen wurden auf das unbedingt Notwendige reduziert, auch im Inland. Wer in bestimmten Regionen Chinas oder Norditaliens unterwegs war, ist entsprechend den Empfehlungen der Regierung gehalten, sich 14 Tage lang selbst zu isolieren. Ein Teil der Händler der Bank arbeitet seit gestern nicht mehr in Canary Wharf oder in der glamourösen Assetmanagement-Zentrale 60 Victoria Embankment, sondern im Back-up-Standort Basingstoke, einer Schlafstadt in Hampshire. “Wir fangen als vorbeugende Maßnahme in dieser Phase damit an, Mitarbeiter zu verlegen”, heißt es in einer internen Mitteilung, die von Marc Badrichani, Head of Sales, und Troy Rohrbaugh, Head of Trading, verschickt wurde. Man beginne damit jetzt, um einen reibungslosen Ablauf über die gesamte Zeit hinweg zu gewährleisten. “Die Verteilung unserer Belegschaft auf verschiedene Standorte verbessert unsere Fähigkeit, den Kunden unausgesetzt dienen zu können, während sich die mit direktem Kontakt verbundenen Gesundheitsrisiken reduzieren, sollte es einen Fall geben.” Dem Vernehmen nach ist der Prozess gut angelaufen.Der Deutsche-Bank-Rivale Barclays verfügt über Back-up-Standorte in Northolt (London) und Whippany (New Jersey). Dort werden jetzt Tests durchgeführt. Mitarbeiter will man dem Vernehmen nach aber erst verlegen, wenn die lokalen Gesundheitsbehörden dazu raten. Nachdem ein HSBC-Mitarbeiter vergangene Woche positiv getestet wurde, evakuierte das Institut das entsprechende Stockwerk in der Zentrale in Canary Wharf und ordnete dessen Reinigung an. Am gleichen Tag schickte S&P Global Platts 1 200 Mitarbeiter nach Hause, weil sich herausgestellt hatte, dass ein Besucher der Zentrale mit dem neuartigen Coronavirus infiziert war.Es sei noch zu früh, um Aussagen über die Auswirkungen der Epidemie auf das Geschäft der London Stock Exchange Group zu treffen, sagte Chief Executive David Schwimmer bei Bekanntgabe der Geschäftszahlen. Gesundheit und Sicherheit der Belegschaft zu schützen sowie das ordentliche Funktionieren der Märkte sicherzustellen, habe Vorrang. Es gebe Reisebeschränkungen analog zu den Empfehlungen der Regierung. In bestimmten Ländern könnten Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten.