Londons Chefaufseherin geht auf Schmusekurs
Von Andreas Hippin, LondonTracey McDermott, die nach dem Abgang von Martin Wheatley im September die Führung der Financial Conduct Authority übernahm, ist auf Schmusekurs zur Finanzwelt der britischen Metropole gegangen. “Uns wird oft erzählt, dass Boards inzwischen den Großteil ihrer Zeit auf regulatorische Fragen verwenden”, sagte sie auf dem alljährlichen Dinner für die Finanzbranche in der Residenz des Lord Mayor of London. “Das kann in niemandes Interesse sein. Wenn das endlos so weitergeht, vertreiben wir die Kreativität, Innovation und Wettbewerb, die für die Wachstumsmöglichkeiten der Zukunft sorgen sollten.” Londons Aufstieg zum globalen Finanzzentrum sei nicht durch eine Vorliebe für das Abhaken von Anforderungen auf Compliance-Formularen vorangetrieben worden.In der City hatte es zahlreiche Klagen über die konfrontative Herangehensweise Wheatleys gegeben. Unter seiner Führung wurden Geldstrafen verhängt wie nie zuvor. Zuletzt startete die FCA eine umfassende Untersuchung des Wettbewerbs im Corporate und Investment Banking. HSBC und Standard Chartered drohten im Wahlkampf im Mai angesichts von Bankenabgabe und zunehmender Regulierung bereits mit dem Abzug aus London. Schatzkanzler George Osborne eröffnete Wheatley im Juli, dass sein im Frühjahr kommenden Jahres auslaufender Fünfjahresvertrag nicht verlängert wird. Daraufhin legte Wheatley sein Amt nieder.”Die Intensität und der Umfang der regulatorischen Aktivitäten der vergangenen Jahre sind nicht zukunftsfähig – weder für die Aufsichtsbehörden noch für die Branche”, sagte McDermott. Sie warnte allerdings zugleich davor, das Pendel zu sehr in die andere Richtung schwingen zu lassen. Der sich wiederholende Zyklus von Regulierung und Deregulierung müsse durch eine nachhaltige Form der Finanzaufsicht abgelöst werden. Zuletzt wurde die Brandmauer, die Retail- und riskantere Geschäfte der Banken voneinander trennen sollte, etwas durchlässiger. Offenbar hat das Pendel die Richtung gewechselt.