Losglück mit Luxuskarossen
Von Antje Kullrich, Köln
Nachhaltigkeit hat sich die Evangelische Bank (EB) ganz groß auf die Fahnen geschrieben. Die größte evangelische Kirchenbank nimmt für sich selbst in Anspruch, ganzheitlich nach hohen ökonomischen, ökologischen und sozial-ethischen Maßstäben zu handeln. „Für uns ist Nachhaltigkeit integraler Bestandteil all unserer Geschäftsaktivitäten“, verkündet Vorstandschef Thomas Katzenmayer vollmundig auf den Webseiten des Instituts.
Umso irritierender kommt das Gewinnsparen der Evangelischen Bank daher. In dem derzeit groß auf der Homepage beworbenen Angebot winken den glücklichen Gewinnern in den Sonderverlosungen 2022 fast ausschließlich hochmotorige Luxuskarossen mit Verbrennermotor. Mit etwas Losglück kann der EB-Kunde demnächst zum Beispiel mit einem Porsche Boxster 718 mit einem CO2-Ausstoß von rund 200 Gramm pro Kilometer oder einem Mercedes AMG GT Roadster, der ganze 298 Gramm pro Kilometer in die Atmosphäre schleudert, zum Einkauf im Bio-Supermarkt düsen. Ach ja, ein einziges Elektroauto ist in der befremdlichen Produktpalette dann doch dabei.
Die Bank beruft sich auf Anfrage darauf, das Gewinnsparen mit einem Partner zu veranstalten. Nachhaltigkeit sei ein Prozess und ständiges Abwägen von Interessen. Mit den Losen des Gewinnsparens könnten gemeinnützige Projekte der institutionellen Kunden gefördert werden – immerhin mit 140000 Euro im vergangenen Jahr, so die Evangelische Bank in einer Stellungnahme. Hier heiligt der Zweck offensichtlich die Mittel.
Vollgas zur Nachhaltigkeit
Ein bisschen peinlich scheint der Kirchenbank die Konstruktion ihres Gewinnsparens aber schon zu sein. Denn weiter heißt es: „Darüber hinaus nehmen wir im Rahmen unseres Engagements Einfluss auf eine nachhaltigere Ausrichtung der Gewinngestaltung. So konnten wir bereits darauf hinwirken, dass es mindestens in einem Quartal pro Jahr auch nachhaltige Preise gibt. Dies werten wir als ersten Teilerfolg, der uns motiviert, auch künftig eine nachhaltigere Ausrichtung des Gewinnsparens mitzugestalten.“
Das ist toll, liebe Bank. Wenn das in dem Tempo weitergeht mit dem Nachhaltigkeitsengagement, schaffen wir das 1,5-Grad-Ziel ganz bestimmt. Auf der Strecke bleibt nur die Glaubwürdigkeit.