"Lowballing" mit der Bank of England

Notenbank drängte Institute, Libor während der Finanzkrise niedrig zu halten

"Lowballing" mit der Bank of England

hip London – Die Bank of England hat einem Bericht des BBC-Fernsehmagazins “Panorama” zufolge Banken während der Finanzkrise Druck gemacht, den Referenzzins Libor niedrig zu halten. In einem heimlich mitgeschnittenen Telefonat instruierte bei Barclays der für den Geldmarkt zuständige Manager Mark Dearlove den Libor-Händler Peter Johnson, niedrigere Schätzungen einzureichen (Lowballing).”Es wird Ihnen nicht gefallen”, sagte Dearlove am 29.10.2008 seinem Mitarbeiter. “Aber wir haben ziemlich ernsten Druck von der Regierung und der Bank of England bekommen, unsere Libor-Schätzungen zu senken.” Johnson wies darauf hin, dass man damit gegen die Regeln zur Festsetzung des Referenzzinses verstoßen würde. “Soll ich sie also unter das realistische Niveau drücken, zu dem ich glaube, Geld bekommen zu können?” Die Antwort seines Vorgesetzten: “Der springende Punkt ist, dass sich die Bank of England und alle möglichen Leute mit der ganzen Sache befassen. (…) Mir widerstrebt das so wie Ihnen. (…) Aber die haben sich einfach umgedreht und gesagt: Macht es.” Am gleichen Tag hatte ein Telefonat zwischen Paul Tucker, der später stellvertretender Gouverneur der Notenbank werden sollte, und dem damaligen Barclays-Chef Bob Diamond stattgefunden. Die nun bekannt gewordene Aufnahme stellt 2012 vor dem Finanzausschuss des Unterhauses abgegebene Aussagen der beiden infrage. Ausschussmitglied Chris Philp sagte “Panorama”, aus seiner Sicht handele es sich um eine “äußerst ernste” Angelegenheit. Diamond und Tucker hätten das Parlament in die Irre geführt. Diamond will sich das nicht nachsagen lassen. Er habe die Abgeordneten nicht in die Irre geführt und stehe zu seinen Aussagen.Weltweit sind Kontrakte und Kredite im Volumen von 450 Bill. Pfund an den Zins geknüpft, der die Refinanzierungskosten im Interbankenhandel widerspiegeln soll. Die Skandale um die Beeinflussung von Devisenkursen und Referenzzinsen beschädigten das Image der Banken. Die an der Libor-Manipulation beteiligten Institute zahlten Geldstrafen von mehr als 9 Mrd. Dollar.