Luftschloss am Kryptomarkt
Bitcoin-ETF
Luftschloss
am Kryptomarkt
Von Alex Wehnert
Ohne umfassendes US-Rahmenwerk werden institutionelle Investoren dem Kryptomarkt fernbleiben.
Die Hoffnung auf große institutionelle Mittelzuflüsse in den Kryptomarkt ist und bleibt ein Luftschloss. Aufgebaut haben dieses Fantasiegebilde Vermögensverwalter wie Blackrock, die mit Spot-basierten Bitcoin-ETFs in den USA neue Assets anziehen wollen. Die Vehikel sollen für institutionelle Marktteilnehmer attraktiver sein als die bereits verfügbaren Futures-ETFs, die aufgrund von Preisdifferenzen zwischen den Termin- und Spotmärkten und hohen Kosten für das monatliche Rollen der Basiskontrakte als ineffizient gelten.
New Yorker Börse dämpft Hoffnungen
Auf Jahressicht hat die Vorfreude auf die neuen Produkte Bitcoin ein Kursplus von über 150% beschert. In der laufenden Woche stieg die Spannung vor der Zulassung von elf Vehikeln – unter anderem von Blackrock, Fidelity und der von Starinvestorin Cathie Wood geführten Ark – durch die US-Börsenaufsicht SEC am Mittwoch noch. Doch Spot-Bitcoin-ETFs hin oder her: Institutionelle Marktteilnehmer werden sich so lange nicht mit nennenswerten Summen am Kryptosegment beteiligen, wie in den USA kein umfassendes Rahmenwerk für Digital Assets vorhanden ist.
Das ist nicht nur die Meinung einer Minderzahl an traditionsverbundenen Intermediären, sondern auch der New York Stock Exchange. Und wer sollte es besser wissen als die global führende Wertpapierbörse, deren Plattform Nyse Arca als zentraler Handelsplatz für Bitcoin-ETFs vorgesehen ist? Ohne stringente US-Regulierung gibt es bei Krypto-Investments eben keine Rechtssicherheit. Die SEC verweigert sich einem solchen Rahmenwerk aber standhaft.
Der Vorlauf zum hoffnungsvoll erwarteten ETF-Entscheid zeigt, warum Kryptowährungen für institutionelle Investoren noch immer keine ernst zu nehmende Anlagealternative darstellen. Am Dienstag vermeldete die SEC auf der Plattform X die Freigabe für Spot-Bitcoin-Vehikel. Die Kurse am Kryptomarkt schnellten darauf in die Höhe – nur um abzusacken, als sich der Beitrag als von Hackern publizierte Falschmeldung entpuppte.
Krypto-Enthusiasten spotten auf Social Media über die Sicherheitslücke bei der Aufsicht, deren Chef Gary Gensler aufgrund seines harten Vorgehens gegen Digital-Assets-Dienstleister zum Feindbild für die Branche geworden ist. Dabei dürften es am Ende eher die Bitcoin-Jünger sein, die in seriösen Investorenkreisen vom Hof gelacht werden. Denn die extreme Volatilität in Abhängigkeit von Bescheiden zu Einzelprodukten verstärkt die Wahrnehmung institutioneller Marktteilnehmer, die Cyberdevisen als reine Spekulationsobjekte betrachten. Mit dem Luftschloss von großen Mittelzuflüssen dürfte sich auch die Euphorie im Kryptosegment auflösen.