Luxemburg ist ein essenzieller EU-Anker für Private Equity

Überzeugendes Angebot und gesicherter Marktzugang - In einem Umfeld grundlegender Änderungen Stabilität, Innovationskraft und Weitblick bewiesen

Luxemburg ist ein essenzieller EU-Anker für Private Equity

Das Großherzogtum überzeugt durch Kompetenz, Stabilität und Innovation. Private-Equity(PE)-Häuser aus der ganzen Welt strukturieren viele ihrer Investitionen über Luxemburg und sind mit ihrem Team und Geschäftstätigkeiten vor Ort. Über eine Luxemburger AIFM-Plattform finden sie Zugang zu EU-Investoren. Wesentliche Faktoren, warum der Standort – zu Zeiten der fundamentalen Veränderungen vor allem in der EU – für Private-Equity-Häuser zunehmend stark und attraktiv geworden ist.Regulatorische und steuerliche Neuerungen der letzten Jahre haben die Private-Equity-Branche beeinflusst und verändert. Die AIFM-Richtlinie (Alternative Investment Fund Managers Directive), die Richtlinie zur Bekämpfung von Steuervermeidungspraktiken, das OECD-Multilaterale-Instrument (MLI) sowie die OECD-Maßnahmen gegen Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung (BEPS) seien als Beispiele genannt. Politische Veränderungen angesichts des Brexits sowie eines zunehmend protektionistischen US-Auftritts kündigen weitere Einflüsse auf die Branche an und verdeutlichen die Bedeutung politischer Stabilität jenseits wirtschaftlicher Erfolgsfaktoren eines Landes.Die Wahl der richtigen Geschäftsstruktur spielt in diesem Umfeld eine zunehmend große Rolle. Zum einen legt sie den Grundstein für ein effizientes, stabiles und rechtskonformes Geschäftsmodell, welches auch steuerlich tragfähig ist. Regelungen wie zum Beispiel die EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Steuervermeidungspraktiken vom 12. Juli 2016 untersuchen diese steuerliche Tragfähigkeit verstärkt. Zum anderen entscheidet die gewählte Geschäftsstruktur seit Umsetzung der EU-AIFM-Richtlinie zum 22. Juli 2013 über die Möglichkeiten der Investorenansprache.Ist eine EU-weite Vermarktung von Fondsanteilen wesentlich und erforderlich, bietet nur eine “EU-onshore”-Struktur ausreichende Planungssicherheit. Für PE-Häuser in Großbritannien wird dieser Umstand angesichts des Brexits zunehmend bedeutsam, denn aktuell bleibt unklar, wie sich das Fundraising in der EU nach März 2019 für PE-Häuser aus dem Vereinigten Königreich (UK) gestalten wird. Gleichzeitig scheint sich die Einführung des Drittstaaten-Passes zu verzögern. Der Aufbau einer Luxemburger AIFM-Plattform kann für britische PE-Häuser eine gute Lösung sein, um sich über ein EU-on-shore-Standbein den unbeschränkten Zugang zu EU-Investoren zu sichern.Unabhängig vom EU-Marktzugang entscheiden sich immer mehr PE-Häuser der ganzen Welt für Luxemburg als Standort ihrer Wahl. Dabei hat sich die Branche in den letzten Jahren verändert und entwickelt: Vor 30 Jahren nutzten PE-Häuser Luxemburg vorrangig zur Strukturierung internationaler Akquisitionen über Zwischengesellschaften. Mit Einführung der Investmentgesellschaft für Risikokapital (SICAR) im Jahr 2004 spielten Fonds eine immer wichtigere Rolle. Die Luxemburger Regierung hatte mit Einführung der SICAR den Trend einer zunehmenden Regulierung, wie sie in der EU durch die AIFM-Richtlinie umgesetzt wurde, bereits eine Dekade vorweggenommen. Parallel zu dieser Entwicklung ist aus einem vormals reinen Back-Office-Standort heute ein internationales PE-Zentrum geworden, welches Back-, Middle- und auch Front-Office-Tätigkeiten umfasst.Die weltweit 13 größten PE-Häuser haben heute Geschäftstätigkeiten am Standort Luxemburg, und mehr als 6 000 PE-Fachkräfte aus aller Welt arbeiten hier. Die Vermögenswerte Luxemburger PE-/ VC(Venture Capital)-Strukturen belaufen sich auf 300 Mrd. Euro. Mehr als 1 400 Spezialkommanditgesellschaften (SCSp) sind am Markt registriert und werden vorrangig von PE-Häusern genutzt.Mehr als 800 AIFM sind im Großherzogtum registriert beziehungsweise autorisiert. Häufig übernimmt der AIFM das Risikomanagement und delegiert die Anlageberatung zurück an das PE-Haus. Möchte ein PE-Haus die AIFM-Lizenz nicht selbst erwerben, kann es auf Drittanbieter zurückgreifen, welche die erforderliche Substanz und das Know-how vor Ort vorhalten und in enger Abstimmung mit dem Anlageberater zusammenarbeiten. Ein Modell, welches von PE-Häusern vorrangig kleiner bis mittlerer Größe genutzt wird und sich bewährt hat. Umfangreiche ProduktpaletteRegulatorisch, rechtlich und operativ bietet das Großherzogtum jegliche Flexibilität in der Strukturierung. Die Produktpalette umfasst die traditionellen, direkt auf Produktebene beaufsichtigten Fondsvehikel SIF (Spezialisierter Investmentfonds) und SICAR (Investmentgesellschaft für Risikokapital); die unregulierten Strukturen der einfachen Kommanditgesellschaft (SCS), der Finanzbeteiligungsgesellschaft, der Spezialkommanditgesellschaft (SCSp) sowie des Reservierten Alternativen Investmentfonds (RAIF).Insbesondere die SCSp hat sich seit ihrer Einführung im Rahmen der AIFMD-Umsetzung bei Private-Equity-Häusern bestens bewährt. Als Äquivalent zum angelsächsischen Limited Partnership eingeführt, hat die SCSp das System der Luxemburger Kommanditgesellschaften wesentlich erweitert und bietet erhöhte Flexibilität sowie erweiterte steuerliche Transparenz.Das Großherzogtum will reformieren und prüft steuerliche Neuerungen kontinuierlich. So unterzeichnete Luxemburg am 7. Juni 2017 gemeinsam mit 67 anderen Staaten das sogenannte Multilaterale Instrument zur Umsetzung der DBA-bezogenen Maßnahmen aus dem OECD-BEPS-Aktionsplan. Die unterzeichnenden Staaten sichern im MLI zu, bestehende Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) in einem dynamischen Verfahren an international vereinbarte Standards anzupassen. Dies inkludiert Maßnahmen gegen hybride Gestaltungen, DBA-Missbrauch und künstliche Vermeidung von Betriebsstätten. Politisch und sozial stabilDas Großherzogtum Luxemburg verfügt aktuell über 81 DBA und arbeitet konzentriert an der Umsetzung der EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Steuervermeidungspraktiken, ATAD 1 und 2. Für die PE-Branche relevant sind hier vor allem Regelungen zur Verhinderung von grenzüberschreitenden hybriden Finanzierungs- und Gestaltungsformen sowie Zinsabzugsbeschränkungen. Die Umsetzung von ATAD 1 und ATAD 2 in nationales Steuergesetz muss Anfang 2019 respektive 2020 erfolgen.Luxemburgs politische und soziale Stabilität sowie gesunde Staatsfinanzen sind weitere positive Standortfaktoren; ebenso wie eine wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung und die Mehrwertsteuerbefreiung auf die Vergütung von Verwaltungsdienstleistungen. Das Land ist durch die vier weltweit größten Ratingagenturen einheitlich mit der höchsten Kreditwürdigkeitsstufe, einem “AAA”-Rating, ausgezeichnet. Dabei hat Luxemburg unter den mit der besten Bonität ausgezeichneten Ländern die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung mit 20,6 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP).Die Luxemburger Börse, die im Listing internationaler Wertpapiere weltweit die Nr. 1 ist, trägt ihrerseits zur Attraktivität des Standortes bei. PE-Häuser nutzen seit jeher den Euro-MTF-Markt zur Wachstumsfinanzierung ihrer Portfoliounternehmen. Seit 80 Jahren im Markt, ist die Luxemburger Börse durch kontinuierliche Innovation geprägt: Dim-Sum-Anleihen (Renminbi), islamische Anleihen (Sukuk) und grüne Anleihen diversifizieren den Markt und bieten PE-Häusern unterschiedlicher Herkunft und Geschäftsfelder attraktive Finanzierungsmöglichkeiten.Luxemburg bietet Private-Equity-Häusern aus aller Welt ein überzeugendes Angebot und den gesicherten Zugang zum EU-Markt. Luxemburgs Expertise, Fachkräfte, Produkte und Dienstleistungen sind seit vielen Jahren auf Private Equity spezialisiert und für den internationalen Kapitalmarkt konzipiert. In einem Umfeld grundlegender Änderungen – regulatorisch und in den letzten Monaten vor allem steuerlich – beweist Luxemburg erneut Stabilität, Innovationskraft und Weitblick. Starke Standortfaktoren also für Private-Equity-Häuser.—Alain Kinsch, Country Managing Partner EY Luxemburg, EMEIA Private Equity Fund Leader—Carmen von Nell-Breuning, Senior Manager, Private Equity Business Development, EY Luxemburg—Katrin Lakebrink, Partner, Transaction Tax, EY Luxemburg