Magere Bescherung für Fondsbranche
Fette und magere Jahre sind typisch für das Neugeschäft der Fondsbranche, deren Erfolg stark vom Börsengeschehen abhängt. In Deutschland zeichnet sich nach starken Vorjahren im laufenden Turnus ein moderater Absatz ab. Auf Jahressicht droht das niedrigste Gesamtergebnis seit sieben Jahren.jsc Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche steuert im Vertrieb in Deutschland auf das schwächste Ergebnis seit mehreren Jahren zu: Von Anfang Januar bis Ende Oktober haben deutsche Anleger der Branche netto 66,4 Mrd. Euro anvertraut und damit so wenig wie seit 2011 nicht mehr, berichtet der deutsche Fondsverband BVI. Nach einer mehrjährigen Phase hoher Nettomittelzuflüsse, die insbesondere mit Start des Anleihenkaufprogramms der EZB vor einigen Jahren an Geschwindigkeit gewonnen hatten, zeichnet sich im laufenden Jahr somit wieder ein moderates Niveau ab.Neben dem Rekordjahr 2015 fiel auch das zurückliegende Jahr ungewöhnlich hoch aus, während 2016 eine Kombination aus schwachen Märkten und Brexit-Votum das Geschäft bereits etwas gebremst hatte. Mit dem diesjährig bislang erzielten Ergebnis liegt die Branche knapp unter dem Niveau von 2012 und 2013 (siehe Grafik). Erfahrungsgemäß zieht der Absatz zum Jahresende an, doch fällt der Schlussspurt jeweils unterschiedlich aus.Das Ergebnis für Oktober ist durchwachsen: 2,6 Mrd. Euro kamen in dem von turbulenten Kursen begleiteten Herbstmonat zusammen. Das Geschäft mit Publikumsfonds, das auch das vergleichsweise lukrative Massengeschäft mit privaten Sparern umfasst, kam auf netto 1,5 Mrd. Euro. Getragen wurde das Geschäft von Mischfonds mit 1,8 Mrd. Euro und offenen Immobilienfonds mit 740 Mill. Euro – ein Zeichen, dass der Absatz über Banken, Sparkassen und Finanzvertriebe flüssig läuft.Zugleich spiegelt sich im Publikumsfondsgeschäft die Nervosität der Anleger wider. Aktienfonds, sowohl klassische Produkte als auch ETFs, verzeichneten ein Minus, und zwar von insgesamt 1,7 Mrd. Euro – hier machten sich offenbar die fallenden Kurse im Berichtszeitraum bemerkbar. Geldmarktprodukte und Rentenfonds für Euro-Papiere mit kurzen Laufzeiten erzielten hingegen ein Plus von insgesamt knapp 1,7 Mrd. Euro. Die Fonds eignen sich für eine vorübergehende und weitgehend sichere Geldanlage.Die Statistik ist regelmäßig durch Einzeleffekte geprägt – so auch diesmal. Ein hoher Absatz von Spezialfonds von 7,4 Mrd. Euro stand einem Abfluss von 6,4 Mrd. Euro aus Beständen ohne Fondshülle gegenüber. Prägend war hier die Allianz-Tochter Pimco, die aus freien Mandaten einen Mittelabfluss von minus 5,7 Mrd. Euro verzeichnet hat. Die Gesellschaft verwaltet Bestände für die Konzernmutter, die auch schon mal Mittel in Milliardenhöhe verschiebt. Zum jüngsten Abfluss äußert sich Pimco aber nicht.Spezialfonds verzeichnen bereits seit Jahrzehnten von Jahr zu Jahr ein positives Neugeschäft, während aus Mandaten ohne Fondshülle seit mehr als fünf Jahren Mittel abfließen. So liegen in Spezialfonds heute mehr als 1,6 Bill. Euro, während auf freie Mandate 363 Mrd. Euro entfallen. Publikumsfonds bringen mehr als 1,0 Bill. Euro auf die Waage, so dass die Branche für deutsche Anleger insgesamt ein Vermögen von beinahe exakt 3,0 Bill. Euro verwaltet. Mittel fließen hin und herEinige Fondsadressen haben im Oktober Vermögen verschoben, wie eine Auswertung der Publikumsfonds zeigt: Der Frankfurter Vermögensverwalter Acatis nahm Publikumsfondsmittel in Höhe von 3,5 Mrd. Euro aufs eigene Buch und entzog das Vermögen der Universal-Investment, dem bisherigen Fondsadministrator. Die auf nachhaltige Geldanlage spezialisierte Gesellschaft Invest in Visions wiederum lässt ihren 625 Mill. Euro schweren Mikrofinanzfonds nun nicht mehr von der Kölner Monega administrieren, sondern von der Hamburger Hansainvest. Union Investment und DekaBank verzeichnen im Wertpapiersegment Abflüsse, während Allianz Global Investors und die DWS einen positiven Absatz erzielten. Im Spezialfondssegment dominierten unterdessen Universal-Investment und Société Générale den Absatz.—– Wertberichtigt Seite 6