"Magische" Aktiengrenze lässt Stiftungen hadern

DAI und UBS: Quote darf 30 Prozent überschreiten

"Magische" Aktiengrenze lässt Stiftungen hadern

jsc Frankfurt – In der Diskussion um eine höhere Aktienquote von Stiftungen wirbt eine bunte Allianz für eine höhere Risikobereitschaft der gemeinnützigen Organisationen: Um die in der Praxis etablierte Aktienquote von maximal 30 % für Stiftungen zu kippen, fordern das Deutsche Aktieninstitut (DAI), der deutsche Ableger der Schweizer Großbank UBS und die Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertagungen von Stiftungen ein Umdenken in der Geldanlage. Am Freitag präsentierten die drei Fürsprecher der Aktie eine Rechnung, wonach Verluste an den Börsen rückblickend unwahrscheinlich sind, wenn Anleger nur lange genug durchhalten. Die Aufgabe, das Stiftungskapital zu erhalten, stehe nicht im Widerspruch zu einer breiten Investition in Aktien, hieß es bei dem Pressegespräch in Frankfurt.Ein hohes Engagement in die riskanteren Wertpapiere sei “nicht nur vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase” sinnvoll, sagte Christine Bortenlänger, geschäftsführender Vorstand des DAI, denn die Aktie ermögliche eine “langfristige Überrendite”. Die jeweilige Stiftungsaufsicht in den Bundesländern solle deutlich machen, dass – gute Führung vorausgesetzt – eine Quote oberhalb der “magischen Grenze” von 30 % regelmäßig unbedenklich sei. Auch solle gesetzlich klargestellt werden, dass Gewinne aus Aktienverkäufen für die Erfüllung des Stiftungszwecks verwendet werden dürfen. Um Aktienquoten deutlich oberhalb der etablierten Grenze durchzusetzen, müssten Stiftungen heute sehr gezielt den Dialog mit der Aufsicht suchen und Überzeugungsarbeit leisten, ergänzte Wolfgang Schürer, Vorsitzender der Lindauer Stiftung, die hinter den jährlich stattfindenden Nobelpreisträgertagungen in der Stadt am Bodensee steht. Aufgeschlossen gegenüber Aktien seien oft die Stiftungsgründer selbst, sagte Thomas Rodermann, Vorstandschef der UBS Deutschland. Nachfolgende Verantwortliche seien indes mitunter vorsichtiger.Erst im Juli hatte der Bundesverband Deutscher Stiftungen erklärt, dass große Einrichtungen unterm Strich eine höhere Rendite erzielten, da die Bereitschaft, in Aktien und auch Immobilien zu investieren, vermutlich höher sei als bei kleineren Stiftungen. Allerdings gibt der Verband keine Quoten als Empfehlung vor und verweist auf die Unterschiede zwischen Stiftungen. Die Debatte um höhere Aktienquoten habe aber an Fahrt gewonnen, erklärte eine Sprecherin. Geduld ist notwendigDabei legt die Untersuchung des DAI ein vorsichtiges Vorgehen nahe. Rückblickend sind auf Grundlage der Dax-Entwicklung über annähernd ein halbes Jahrhundert Verluste von mehr als 40 % in einem Jahr denkbar. Auch nach 15 Jahren wäre rückblickend in Einzelfällen inklusive Dividenden lediglich der nominale Kapitalerhalt einer Aktienanlage möglich gewesen. Kursverluste müssen Anleger also schlimmstenfalls aussitzen. Langfristiges Engagement sei entscheidend, sagte UBS-Deutschland-Chef Rodermann. “Timing hat am Ende keine Relevanz.”Notwendig sind aber nicht nur Geduld und Mut, sondern auch eine gute Führung, wie DAI-Chefin Bortenlänger deutlich machte. Wichtig seien Anlagerichtlinien inklusive “kluger” Regeln zur Geldentnahme, eine regelmäßige Überprüfung der Vermögensverteilung und eine “Governance-Struktur, die der Größe der Stiftung angemessen ist”.