ManCos in Luxemburg: Ein Markt, der kräftig in Bewegung ist

Konsolidierung, um kritische Größe zu erreichen - Zugleich bleibt Luxemburg attraktiv für Neugründungen

ManCos in Luxemburg: Ein Markt, der kräftig in Bewegung ist

Der dynamische Luxemburger Fondsplatz sorgt weiterhin für Spannung. Am Markt für Verwaltungsgesellschaften von Investmentfonds, ManCos genannt, ist über die letzten Jahre neben Neugründungen von Gesellschaften weiterhin eine Konsolidierung von Anbietern zu beobachten. Zum einen lässt sich somit erkennen, dass Luxemburg weiterhin eine attraktive Destination für die Gründung und den laufenden Betrieb einer ManCo ist. Zum anderen zeigt dies, dass das Erreichen einer kritischen Größe oder die Delegation von Tätigkeiten an externe Dienstleister unerlässlich ist. Statistische DatenZum 31. Dezember 2018 betrug die Anzahl der von der Luxemburger Finanzaufsichtsbehörde “Commission du Surveillance du Secteur Financier” (CSSF) zugelassenen und beaufsichtigen AIFM- und Ucits-konformen ManCos 314 Gesellschaften. Zum Jahresende 2017 waren es noch 306 Gesellschaften, was einen Nettozuwachs von 2,6 % bedeutet. Dabei ist zu beachten, dass im vorangegangenen Jahr neben 20 Neuanzeigen auch 12 ManCos von der CSSF ManCo Liste gestrichen wurden.Somit liegt die Anzahl von Neugründungen zwar noch immer höher als die Anzahl der Streichungen, es findet dennoch eine Bewegung in beide Richtungen statt.Eine wesentliche Motivation für Neugründungen im Bereich ManCo seit 2018 dürfte unter anderem in der Vorbereitung von gewissen Marktteilnehmern auf den Brexit liegen – trotz noch immer ungewissen Eintrittsdatums und möglicher Ausgestaltungsformen. Dabei haben viele Fondsinitiatoren aus Großbritannien vorsorglich ihre eigene ManCo in Luxemburg als Alternative zu ihrem Heimatdomizil gegründet.Hingegen liegt ein wesentlicher Grund für die zahlreichen Streichungen von der CSSF-ManCo-Liste weiterhin in der kritischen Größe, die eine ManCo als Vermögen verwalten muss, um den regulatorischen, aber auch operationellen Kundenansprüchen nachkommen zu können und die hierfür erforderliche Substanz aufbauen zu können.So verlangen zum Beispiel komplexere Fonds im weiterhin wachsenden “Alternativen Investmentfondsbereich” wie Private Equity, Real Estate und Infrastruktur Investmentfonds qualifizierte Mitarbeiter im Bereich Risk Management, Bewertung sowie Assetmanagement. Hinzu steigt auf Grund der hohen regulatorischen Anforderungen weiterhin der Bedarf an geschultem Personal im Bereich Compliance und Legal.Hierdurch lässt sich neben der Anzahl von acht Nettoneugründungen im Jahr 2018 der weitere Anstieg von Mitarbeitern im Bereich der ManCos erklären. So betrug zum 31. Dezember 2018 die Mitarbeiteranzahl aller ManCos in Luxemburg 5 705 Personen gegenüber 4 969 zum Jahresende 2017. Dieser Anstieg von 736 Personen – knapp plus 15 % – zeigt deutlich, dass neben den neuen Gesellschaften auch bestehende ManCos ihre Substanz maßgeblich ausbauen mussten: Das liegt an der Gründung von neuen Fonds, aber auch an Verbesserung und Ausbau der eigenen Substanz und Corporate Governance.Des Weiteren verlangen Fondsinitiatoren vermehrt nach anspruchsvollen Dienstleistungen, denen ManCos nachkommen müssen. Gestiegene KostenDie steigenden Personal- und Sachkosten haben unter anderem zur Folge, dass trotz höherer zu verwaltender Fondsvolumina (4,48 Mrd. Euro per Juli 2019) aufgrund der hohen Investitionskosten das Nettoresultat sämtlicher ManCos um 6,5 % gegenüber dem Vorjahr fiel: von 3,1 Mrd. Euro 2017 auf 2,9 Mrd. Euro im Jahr 2018. Dabei verzeichneten 55 ManCos im Vorjahr einen wirtschaftlichen Verlust. Die Folge ist daher, dass manche Initiatoren von ManCos ihre Aktivitäten einstellen und diese Aufgabe an ManCos übertragen, die als Dienstleister und Outsourcing-Partner agieren – sogenannte Service ManCos. Der Vorteil: Die Fondsinitiatoren können sich nicht nur auf ihr Kerngeschäft – das Assetmanagement und gegebenenfalls den Vertrieb – fokussieren, sondern übertragen auch regulatorische Aufgaben und Pflichten sowie Haftungsrisiken an die ManCo-Dienstleister.Hinsichtlich der Streichungen von ManCos handelt es sich nicht nur um Gesellschaften, die ihre Aktivitäten aufgegeben haben, sondern oft auch um solche, die von anderen ManCos übernommen wurden beziehungsweise mit anderen Unternehmen fusionierten. Dies trifft insbesondere oder fast ausschließlich auf Service-ManCos zu, die ihre Dienstleistungen Fondsinitiatoren anbieten. Konsolidierung fand stattVor einigen Jahren fand bereits bei einer ganzen Reihe von ManCos deutscher Landesbanken eine Konsolidierung statt, die – im Anschluss an die EU-Kommissionsentscheidung – in Bezug auf Staatshilfen und wegen hohen Kostendrucks nicht mehr länger ihre ManCos in Luxemburg aufrechterhielten.Diese Konsolidierung deutscher und anderer ausländischer sowie Luxemburger Initiatoren hielt auch noch 2018 und im laufenden Jahr an. Dabei ist zu beobachten, dass diese Unternehmen häufig von mittels Private Equity gehaltenen oder von international ausgerichteten Unternehmen, insbesondere mit angelsächsischem Hintergrund, übernommen werden. Hiervon waren auch einige ManCos mit Initiatoren aus dem deutschsprachigen Bereich betroffen.Wegen dieser Zusammenschlüsse und der damit einhergehenden steigenden Volumina an verwalteten Assets erreichen diese Häuser die kritische Größe und können aufgrund von Skaleneffekten die hohen Fixkosten tragen oder ihre Dienstleistungen zu noch attraktiveren Gebühren anbieten. Eigene ErfahrungenSo wurde auch VP Fund Solutions, die Fondstochter der VP Bank Gruppe, bereits 2014 mit der Verwaltung der HSBC Trinkaus & Burkhardt Fonds sowie 2018 von der Carnegie Investment Bank mit der Verwaltung ihrer Fonds in Luxemburg beauftragt, da deren beide Muttergesellschaften entschieden hatten, ihre ManCos in Luxemburg nicht mehr aufrechtzuerhalten, aber dennoch ihre Luxemburger Investmentfonds für den internationalen Markt beibehalten wollten. Aus dem gleichen Grund wurde VP Fund Solutions in Liechtenstein in den letzten Jahren von einer Schweizer Großbank sowie einer italienischen Versicherungsgruppe in Liechtenstein mit der Verwaltung ihrer Investmentfonds als Service ManCo beauftragt.Weitere Maßnahmen, um dem Margendruck, steigenden regulatorischen Herausforderungen und Kundenanforderungen nachzukommen, sind im Bereich Automatisierung und Digitalisierung von Arbeitsschritten der Wertschöpfungskette einer ManCo angesiedelt, was auch mit Sachkosten und Investitionen verbunden ist. Offshoring von ManCo Aufgaben, wie es schon bei großen globalen Depotbanken und Fondsadministratoren nicht unüblich ist, ist hingegen im ManCo-Markt noch nicht in einem solchen Ausmaß zu erkennen.Der ManCo-Markt bleibt somit weiterhin in Bewegung. Es ist anzunehmen, dass noch weitere Fondsinitiatoren die kritische Größe ihrer ManCo beobachten und entsprechende Maßnahmen treffen werden, damit sie sich auf ihre Kernkompetenzen in einem wettbewerbsreichen Umfeld konzentrieren können. Eduard von Kymmel, Head VP Fund Solutions