Markt für Cat Bonds zieht wieder an

Viele Neuemissionen in den vergangenen Wochen - Anleihe der Swiss Re trifft auf hohe Nachfrage - Hannover Rück sucht Retrozession mit Verbriefung

Markt für Cat Bonds zieht wieder an

Von Antje Kullrich, DüsseldorfDie Flaute scheint vorbei. Nach einer Verschnaufpause kehrt der Markt für Versicherungsverbriefungen zurück zu dynamischem Wachstum. Erst nach glanzlosen neun Monaten 2019 brachte das vierte Quartal die Trendwende: Die Branchenplattform Artemis zählte ein Neuemissionsvolumen von 3,3 Mrd. Dollar. Damit ist es das stärkste Jahresendgeschäft in der Geschichte des vergleichsweise jungen Marktes, der von der Verbriefung von Spitzenrisiken aus großen Naturkatastrophen (Cat Bonds) dominiert wird.”Die Aktivität hat im letzten Quartal deutlich zugenommen, und wir erwarten für 2020 eine Rückkehr zu höheren Emissionsvolumina”, sagte Jean-Louis Monnier, Chef der Verbriefungssparte bei der Swiss Re, der Börsen-Zeitung. Er prognostiziert ein Neuemissionsvolumen von über 8 Mrd. Dollar für das laufende Jahr sowie eine Stabilisierung der Spreads. Im vergangenen Jahr seien im Markt für Insurance-Linked Securities (ILS) Anleihen für 5,5 Mrd. Dollar emittiert worden bei einer Ausweitung der Spreads. Die Swiss Re rechnet anders als Artemis die Verbriefungen von Hypothekenversicherungen nicht ein. Volatiler MarktNicht ganz so euphorisch äußert sich die Hannover Rück zu den Erwartungen für 2020. Zwar sei im vierten Quartal nach schwachen Vormonaten ein gewisser Aufholeffekt eingetreten, sagte Henning Ludolphs, Managing Director und ILS-Experte des MDax-Konzerns. Doch er bleibt vorsichtig: “Aus unserer Sicht sollte man daraus nicht allzu große Schlussfolgerungen ziehen, da der Katastrophenanleihemarkt immer noch recht klein und daher auch volatil ist.” Langfristig sieht er das Geschäft jedoch auf dem Wachstumspfad. Denn die Nachfrage nach Katastrophenabsicherungen steige durch immer höhere und konzentriertere Werte in Ballungsregionen. Das komme sowohl dem (Rück-)versicherungs- als auch dem ILS-Markt zugute. Die Investoren sähen beim ILS-Markt darüber hinaus den großen Vorteil der Anlagediversifikation.Die Katastrophenjahre 2017 und 2018, als die Hurrikanserie aus “Harvey”, “Irma” und “Maria”, Erdbeben und die Buschfeuer in Kalifornien für riesige Schäden sorgten, haben den Markt für Cat Bonds aufgewühlt. Denn die Investoren sahen sich plötzlich einer Welle von Verlusten gegenüber. Während bis vor gut zwei Jahren insgesamt nur sieben Cat Bonds mit einem Volumen von 900 Mill. Dollar überhaupt von Ausfällen betroffen waren, häuften sich die Verluste zwischen 2017 und 2019. Bei mehr als zwei Dutzend Katastrophenanleihen kam es zu Ausfällen. Der Makler Aon bezifferte die Verluste im Herbst auf 1,25 Mrd. Dollar.Auch die Emittenten mussten sich teilweise neu orientieren, da die Renditeerwartungen der Investoren wenig überraschend stiegen.Das neue Jahr scheint die Erwartung optimistischer Marktteilnehmer jedoch zu bestätigen: Für Januar befinden sich derzeit schon Cat Bonds mit einem Volumen von mehr als 1 Mrd. Dollar in der Vermarktung. Die Swiss Re hat nach Informationen von Artemis das Volumen ihrer geplanten Emission Matterhorn Re wegen der starken Nachfrage auf 350 Mill. Dollar bereits verdoppelt. Beim Kupon konnte es sich der Rückversicherer sogar leisten, die ursprünglich avisierte Spanne in den beiden Tranchen zu unterbieten. Die offerierte Rendite liegt jetzt rund 10 % unter der bisherigen mittleren Preisvorstellung.Auch die Hannover Rück, die in der jüngeren Vergangenheit vor allem Emissionen Dritter begleitet hat, lässt sich am Markt blicken. Ihr Retrozessionsbond, der diverse internationale Rückversicherungsrisiken aus US-Stürmen, Erdbeben in Kanada und Orkanen in Europa abdeckt, hat ein geplantes Volumen von 100 Mill. Dollar. Die Anleihe hat mit 4,04 % eine vergleichsweise hohe Ausfallwahrscheinlichkeit. Investoren können aber auf einen Kupon zwischen 10 und 10,75 % hoffen. Weiterhin bestimmen Naturkatastrophen und dabei vor allem Risiken in den USA den Markt für Versicherungsverbriefungen. Mit dem fortschreitenden Klimawandel und mehr Extremwetterlagen dürfte die Nachfrage nach Katastrophendeckungen weiter zunehmen, erwarten Beobachter. Ungehobenes CyberpotenzialErst am Anfang steht dagegen der Markt für die Verbriefung von Cyberversicherungsrisiken. Ihm attestieren viele schon seit längerem großes Potenzial, doch bis auf einige private Transaktionen ist bisher nicht viel zu sehen. Die auf dieses Segment spezialisierte Risikoanalysefirma Cybercube führt die Zurückhaltung des ILS-Marktes auf das Fehlen von überzeugenden Risikomodellierungen zurück. Gleichzeitig stellt sich die Frage, welche Auslöser bei der Konstruktion von Cyber Bonds gewählt werden könnten, in welchen Fällen also Kapital- oder Zinsausfälle die Folge sind. Vieles spricht für Indizes als Trigger. Doch bis zu signifikanten Cyber-Bond-Volumina dürfte es noch etwas dauern.