Markt für Katastrophenanleihen wächst langsamer

Emissionsvolumen von Versicherungsverbriefungen geht 2015 leicht zurück - Breiteres Spektrum an Risiken

Markt für Katastrophenanleihen wächst langsamer

Von Antje Kullrich, DüsseldorfDie Sturm-und-Drang-Zeit scheint erst einmal vorüber: Im vergangenen Jahr ist der Markt für Versicherungsverbriefungen langsamer gewachsen. Das Volumen der neu emittierten Bonds ging sogar etwas zurück.49 Transaktionen mit einem Volumen von 7,9 Mrd. Dollar zählte die auf alternativen Risikotransfer spezialisierte Internet-Plattform Artemis. Im Rekordjahr 2014 waren es noch rund 9 Mrd. Dollar gewesen. Besonders in den Monaten März, Mai und Dezember war das Emissionsaufkommen hoch. Das Gesamtvolumen des Marktes stieg 2015 auf 26 Mrd. Dollar an.Die Bandbreite der Naturkatastrophendeckungen wird immer größer. Traditionell dominieren US-Sturmrisiken den Cat-Bond-Markt. Größter Einzeldeal im vergangenen Jahr war ein Bond über 700 Mill. Dollar, den die Hannover Rück für die Texas Windstorm Insurance Association im Mai emittierte. Aber auch Erdbebenrisiken aus Kalifornien, Japan, China, Europa und der Türkei wurden transferiert. Stabil bis leicht positivFür 2016 erwarten viele Beobachter ein stabiles bis leicht positives Umfeld für Versicherungsverbriefungen. Das Volumen der fälligen Anleihen – auslaufende Bonds und deren Neuauflagen sind ein substanzieller Teil des Marktes – geht aber im Vergleich zum Vorjahr laut Artemis auf 6,1 Mrd. Dollar etwas zurück. Im ersten Quartal belaufen sich die Fälligkeiten auf knapp 1,8 Mrd. Dollar. Leichte AbweichungDer US-Großmakler Willis prognostiziert im laufenden Jahr eine leichte Steigerung und geht dabei von einem Volumen aus, das nahe an 7 Mrd. Dollar bei Nicht-Leben-Transaktionen heranrücken könne. Willis rechnet anders als Artemis zum Beispiel Extreme-Mortality-Bonds, die Pandemierisiken (unter Pandemie wird die länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Krankheit verstanden) abdecken, nicht in ihre Statistik ein. Als Treiber für das Geschäft mit Insurance-Linked Securities (ILS) sieht Willis unter anderem die Öffnung des Marktes für immer mehr Risiken. Gleichwohl ist zu bemerken, dass die Gruppe der Emittenten sich nur langsam erweitert. Nur ganz vereinzelt beispielsweise wagen sich Industriekonzerne auf das Terrain. So hat die US-Eisenbahngesellschaft Amtrak im Oktober einen Bond über 275 Mill. Dollar begeben, um sich gegen extreme Sturm- und Erdbebenschäden abzusichern. Allianz hält sich zurückDeutsche Adressen waren im Jahr 2015 unterschiedlich stark aktiv. Während die Hannover Rück in zwei Transaktionen Risiken mit einem Volumen von insgesamt 1 Mrd. Dollar an den Kapitalmarkt transferierte, emittierte Munich Re lediglich zwei kleinere Bonds mit einem Volumen von jeweils 100 Mill. Dollar. Die Allianz, die als dritter deutscher Versicherer am ILS-Markt agiert, zeigte sich gar nicht. Im laufenden Jahr werden mindestens zwei Anleihen deutscher Emittenten fällig. Die Allianz hatte Blue Danube II im Mai 2013 mit drei Jahren Laufzeit und einem Volumen von 175 Mill. Dollar begeben. Mit dem Bond waren Hurrikanrisiken in den USA und Mittelamerika sowie kanadische Erdbebenrisiken an Investoren weitergegeben worden.Bei der Munich Re läuft eine kleinere Transaktion aus ihrer Queen-Street-Serie über 75 Mill. Dollar aus. Der weltgrößte Rückversicherer hatte den Bond im Juni 2013 mit ebenfalls dreijähriger Laufzeit platziert. Hier geht es um US-Hurrikans und australische Zyklone. Verhaltener StartIm neuen Jahr sind bislang drei Transaktionen am ILS-Markt mit einem Volumen von zusammen 800 Mill. Dollar angekündigt oder bereits platziert worden. Neben zwei Bonds mit hauptsächlich US-Sturm- und Erdbebenrisiken brachte der US-Versicherer Aetna eine Anleihe heraus, die Krankenversicherungsrisiken an den Kapitalmarkt weiterreicht.Die Munich Re hat dafür gerade von einem anderen Instrument des alternativen Risikotransfers Gebrauch gemacht: Investoren haben sich am Kapitalmarkt mit 360 Mill. Dollar an einem Sidecar namens Eden Re II beteiligt. Hier werden die Anleger anteilsmäßig an den Risiken und Prämien beteiligt und erhalten keine feste Verzinsung wie bei einem Cat Bond. Dafür ist ein Totalverlust fast ausgeschlossen, da das Risiko breiter diversifiziert ist.