12. FINANZPLATZTAG DER WM GRUPPE

"Marktanteile sind nicht in Stein gemeißelt"

Wuermeling erwartet Neuordnung der Finanzplätze

"Marktanteile sind nicht in Stein gemeißelt"

bn Frankfurt – Hessen setzt mit Blick auf die Zukunft des Finanzplatzes Frankfurt auf die drei Handlungsfelder innovative Finanztechnologie, künstliche Intelligenz sowie Green and Sustainable Finance, wie Philipp Nimmermann, seit Januar Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, auf dem 12. Finanzplatztag der WM Gruppe erklärt hat.Mit Blick auf Innovationen sieht er dabei die Aufgabe der Politik unter anderem darin, staatlich organisierte vertrauenswürdige Plattformen bereitzustellen, auf denen die Privatwirtschaft Geschäftsmodelle entwickeln kann. Frankfurt sei dazu prädestiniert, eine solche Plattform anzubieten, erklärte er in einer Rede mit dem Titel “Frankfurt in der EU 27 – global leistungsstark, innovativ und verlässlich”. Damit bezog Nimmermann sich auch auf das TechQuartier. Zu den Partnern der auf Initiative des Landes gegründeten Frankfurter Innovationsschmiede zählen 15 Finanz- und Beratungsunternehmen, 120 Start-ups und fünf Universitäten.Joachim Wuermeling, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, hob hervor, dass nicht nur mit Blick auf den bevorstehenden Brexit, sondern auch auf die technologische Entwicklung eine Neuverteilung von Marktanteilen unter den Finanzplätzen anstehe, die gerade erst beginne. “Die Marktanteile der Finanzplätze sind nicht in Stein gemeißelt”, betonte er. Auch Berlin sei einmal der größte Finanzplatz auf dem Gebiet der heutigen Europäischen Union gewesen. Mit Blick auf den bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union erneuerte Wuermeling seine Forderung, Ideen für einen starken kontinentaleuropäischen Finanzplatz zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund stelle sich schon die Frage, “ob wir nicht die Selbstfinanzierung der europäischen Volkswirtschaft sicherstellen, indem wir selbst einen globalen Finanzmarkt bilden”. Digitalisierung helfe dabei, Geschäfte über größere Distanzen zu ermöglichen. Angesichts drohender Probleme bei der Harmonisierung der nationalen Rechtsrahmen regte Wuermeling an, dass die 27 verbleibenden EU-Staaten “vielleicht ein 28. Regime” eigens für das Wholesale-Geschäft schaffen und die nationalen Spezifika im Retail-Sektor unberührt lassen. “Ineffiziente Fragmentierung”Die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel wies auf Effizienzverluste durch den Brexit hin. Der Finanzplatz London werde auch künftig eine wichtige Rolle spielen. Zugleich dürften sich andere Plätze etablieren. Die Folge wäre eine Fragmentierung, “die eigentlich ineffizient ist”. Ein einziges Zentrum wäre aus ihrer Sicht am sinnvollsten. Dazu werde es aber aus politischen Gründen kaum kommen. Schnabel befürchtet nationale Bestrebungen, sich durch die Art der Aufsicht oder auch durch die steuerliche Behandlung Vorteile gegenüber anderen Ländern zu verschaffen. Es sei nun einmal kein Zufall, dass der Fondssektor den Standort Luxemburg bevorzuge.