Markteinbruch trübt Aussicht der Fondshäuser

Kursverluste schmälern Gebühreneinnahmen

Markteinbruch trübt Aussicht der Fondshäuser

jsc Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche bekommt die Kursrückgänge an den Börsen zu spüren. Die Volumen großer Fondsprodukte sind binnen weniger Wochen deutlich geschrumpft und mit ihnen auch die Basis zur Berechnung der Fondsgebühren. Betroffen sind dabei nicht zuletzt Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland. Nachdem der Dax am 5. August noch mit 11 636 Zählern aus dem Handel gegangen war, fiel er bereits bis Ende der vergangenen Woche um 13,0 % und damit weitaus stärker als andere bedeutende Indizes. Am gestrigen Montag gab der deutsche Leitindex um weitere 4,7 % auf 9 648 Punkte nach.Der Rückgang führt bei großen Aktienfonds zu Wertverlusten. So schrumpfte das Fondsschwergewicht “DWS Deutschland” der Deutschen Asset & Wealth Management von 5,4 Mrd. Euro per Ende Juni auf 5,2 Mrd. Euro zum Ende der vergangenen Woche. Die gestrigen Fondsverluste sind da also noch nicht enthalten. Das gilt auch für den “Concentra” der Allianz Global Investors, dessen gängigste Fondsklasse ab Ende Juli gerechnet von 2,4 Mrd. auf 2,2 Mrd. Euro am vergangenen Donnerstag fiel und nun ebenfalls weiter verloren haben dürfte. Die DekaBank meldete auf Nachfrage für ihren Dax-ETF Verluste.Auch der Blick auf die gesamte deutsche Branche legt einen spürbaren Rückgang nahe. Neben den Zu- und Abflüssen der Anlegermittel prägt die Marktentwicklung das Volumen. So stieg und fiel bereits bis zur Jahresmitte das Volumen von Deutschlandfonds mit dem Auf und Ab des Dax (siehe Grafik). Das wirkt sich auch auf die Einnahmen der Gesellschaften aus. Laut der Analysefirma Morningstar war in Deutschland für Aktienfonds im Mittel eine Kostenquote von zuletzt 1,81 % üblich. Bei einem Aktienfondsvolumen von 320 Mrd. Euro, das der deutsche Fondsverband BVI per Ende Juni ausweist, kommen somit rechnerisch 5,8 Mrd. Euro im Jahr zusammen – ein grober Näherungswert zwar, der aber zeigt, dass bei hohen Kursverlusten der Branche perspektivisch hohe Beträge an Einnahmen durch die Lappen gehen können. Der Effekt verschärft sich, weil Aktienfonds bei hohen Verlusten für Anleger an Glanz verlieren. “Mittelfristig korrelieren Mittelbewegungen bei Aktienfonds positiv mit der Marktentwicklung”, schreibt etwa Allianz Global Investors. “Antizyklisches Verhalten bei der Anlage in Aktienfonds ist hingegen meist seltener.” Auch DekaBank und Deutsche Asset & Wealth Management gehen davon aus, dass sich Marktentwicklungen mittelfristig auf die Mittelflüsse auswirken können.Auf die Einnahmen durch Performance-Gebühren haben die Kursverluste aber keinen großen Einfluss, schreiben DekaBank und Allianz Global Investors. Nicht die absolute Entwicklung, sondern die Leistung relativ zum Marktverlauf sei für die Gebühr ausschlaggebend. Lehrjahr 2008Rückblickend hat die deutsche Fondsbranche bereits schlechte Erfahrungen mit fallenden Kursen gemacht: Im Krisenjahr 2008, als die Aktienmärkte weltweit kollabierten, schrumpfte das Volumen der Aktienfonds laut BVI von 247 Mrd. auf 145 Mrd. Euro. Die Verluste sind fast ausschließlich auf fallende Kurse zurückzuführen, denn die Mittelabflüsse fielen 2008 mit netto gut 1 Mrd. Euro überraschend niedrig aus.Nachdem sich die Märkte in den Folgejahren deutlich erholt haben, steht mit den zuletzt ausgewiesenen 320 Mrd. Euro nun aber deutlich mehr im Feuer. Auch relativ zum gesamten Publikumsfondsvermögen sind die Aktienfonds – trotz einiger Jahre mit Nettomittelabflüssen – auf knapp 37 % des gesamten Volumens gestiegen nach 34 % Ende 2007. Der Anteil dürfte nach den Kursverlusten nun aber wieder gefallen sein.Vor einer Probe stehen die Mischfonds, deren Volumen von damals 79 Mrd. auf 207 Mrd. Euro gestiegen ist und deren Anteil von 11 auf 24 % zulegte. In Krisen können diese Produkte, je nach Anlagekonzept, die Aktienquote herunterfahren und so Verluste begrenzen. Wie gut das funktioniert, müssen die Gesellschaften nun unter Beweis stellen.