Mehrheit der Sparer lehnt Robo Advisory ab
Die meisten Deutschen blicken skeptisch auf sogenannte Robo-Advisor, doch eine beachtliche Minderheit plant bereits, Geld über diesen neuen Online-Vertriebskanal anzulegen. Damit hat die Technik einen ähnlichen Stand wie sogenannte Kryptowährungen, wie eine Umfrage der Postbank zeigt. jsc Frankfurt – Die digitale Finanzberatung im Internet stößt trotz der sinkenden Bedeutung der Bankfiliale bei den meisten Deutschen auf Ablehnung. Für annähernd sechs von zehn Deutschen (57 %) kommt ein sogenannter Robo-Advisor, der automatisiert ohne menschliche Beteiligung über das Internet Anlageempfehlungen gibt und diese oft auch umsetzt, ausdrücklich nicht in Frage, wie eine Umfrage der Postbank zeigt. Häufig begründen die Befragten ihre ablehnende Haltung damit, “kein Vertrauen in Maschinen” zu haben, oder sie monieren das Fehlen eines menschlichen Beraters.Die “Digitalstudie 2018”, für die rund 3 100 Bundesbürger befragt worden sind, gibt ein Gefühl dafür, welche Technologien ein Nischendasein fristen und vor einer ungewissen Zukunft stehen – und welche Angebote bereits die kritische Schwelle durchbrochen haben. Während das kontaktlose Bezahlen per Handy oder Karte (Mobile Payment) von jedem fünften Befragten genutzt wird und die Verbreitung der Technologie in den vergangenen Jahren gestiegen ist, sind Robo-Advisory-Dienste bislang kaum gefragt. Lediglich 4 % haben einen Online-Berater bereits genutzt, aber weitere 8 % geben an, binnen Jahresfrist einen digitalen Dienst einzusetzen. Damit steht das Robo-Advisory an einem ähnlichen Punkt wie Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether, die laut Umfrage von 3 % der Deutschen genutzt werden, während ebenfalls 8 % die Anschaffung in den kommenden zwölf Monaten planen. Reine ETFs stehen hintenanWenn die Interessenten ihre Ankündigung wahr machen sollten, greifen in naher Zukunft jeweils mehr private Sparer zum Robo Advisory oder zu Kryptowährungen als zu reinen ETFs, Zertifikaten oder zu Staats- und Unternehmensanleihen. Auch Schwarmfinanzierungen – ein weiteres Produkt, das viel diskutiert, aber selten genutzt wird – reizen die Anleger nicht in gleicher Zahl wie “Robo”- und “Krypto”-Angebote. Die Studie widerlegt das Vorurteil, dass vor allem ältere Menschen Berührungsängste bei digitaler Technologie haben: Zwar zeigen sich die “Digital Natives” bis einschließlich 34 Jahre aufgeschlossener gegenüber dem kontaktlosen Bezahlen, dem Robo Advisory und auch gegenüber Kryptowährungen. Bei den bereits etablierten Online-Instrumenten sind die befragten Personen ab 35 Jahren – “Digital Immigrants” im Sprech der Postbank – aber keineswegs hintenan. Wenn ältere Menschen Aktien, Fonds oder Zertifikate kaufen, nutzen sie häufig entweder Online-Dienste wie Broker (24 %) oder den Internetauftritt ihrer Bank oder Versicherung (15 %) oder aber einer Direktbank oder Direktversicherung (13 %). Damit kommen sie sogar auf bessere Werte als die junge Generation. Bei Vertragsabschluss von Vorsorgeprodukten und von Konten nutzen Jung und Alt den Online-Kanal ähnlich häufig. Ein menschlicher Berater dient regelmäßig als Anlaufpunkt, auch wenn die Bedeutung abnimmt (siehe Grafik). 60 % haben ein “sehr hohes” oder “eher hohes” Vertrauen in einen Berater für Geldanlagen, wie die Bank mitteilt, die nach eigenen Angaben selbst mit rund 1 000 eigenen Filialen in Deutschland präsent ist. Das Vertrauen in die eigene Hausbank ist typischerweise hoch, während die Kreditwirtschaft in Deutschland insgesamt kritisch beäugt wird.Außerdem bremst ein weiterer Punkt das Interesse an Robo Advisory: Viele Anleger haben kein Geld auf der hohen Kante, für das sich die Technik eignet, zeigt die Umfrage.—– Wertberichtigt Seite 6