FRAGEBOGEN

"Meine Strategie heißt Faktor-Investing"

Bernhard Langer

"Meine Strategie heißt Faktor-Investing"

Herr Langer, wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?Als ich 15 Jahre alt war, habe ich mir mein erstes Geld mit Staubsaugen in einem Möbelhaus verdient. Eine besondere Affinität zur Finanzindustrie hatte ich damals also noch nicht, wie man sieht. Vielleicht aber zu Gründlichkeit und Präzision. Wofür haben Sie es ausgegeben?Für eine Anschaffung, die ich heute nicht mehr benutze, die für mich damals aber das Größte überhaupt war: eine E-Gitarre!Was war Ihr erstes Investment an den Märkten?Als waschechter Bayer, frischgebackener Bankkaufmann und gebürtiger Münchner kam für mich damals nur ein einziges Investment in Frage: Aktien der Bayerischen Vereinsbank.Was war Ihr erfolgreichstes Investment?Ich habe in den frühen 90ern bei verschiedenen IPOs mitgemacht und auch mit japanischen Optionsscheinen ganz gute Gewinne gemacht. Heute lege ich aber konservativer an. An welches Fehlinvestment erinnern Sie sich?Erinnern Sie sich noch an den australischen Investor Alan Bond? Bekannt wurde er mit seiner Segelyacht Australia II, die 1983 den America’s Cup gewann. Nach dem Bankrott seiner Firmengruppe 1992 durfte ich dann auch meine Anleihen der Bond-Gruppe abschreiben. Treffen Sie Ihre privaten Anlageentscheidungen allein, oder beraten Sie sich mit jemandem?Die Entscheidung treffe ich letztlich zwar allein, aber ich stütze mich natürlich auf das viele Research­material, das ich tagtäglich erhalte, und natürlich auf die vielen interessanten Gespräche, die ich mit Investoren und Kunden auf der ganzen Welt führen darf. Einzelne Medien spielen auch eine große Rolle, die Börsen-Zeitung gehört definitiv dazu.Gibt es eine bestimmte Anlagestrategie, die Sie verfolgen?Meine Strategie heißt Faktor-Investing. Das ist regelbasiertes Anlegen nach bestimmten Kriterien. Eines der einfachsten Beispiele ist der S&P Equal Weight, bei dem abweichend von der marktkapitalisierten Gewichtung alle Werte mit dem gleichen Anteil gewichtet sind. Durch die Gleichgewichtung der Indexmitglieder sorgen die Small Caps letztlich für eine langfristige Outperformance des gleich gewichteten Index gegenüber dem S & P 500. Faktor-Investing ist momentan ein Modetrend, bei Invesco machen wir das aber schon seit 30 Jahren.Welche Kennzahlen sind für Sie wichtig, wenn Sie sich ein Wertpapier näher anschauen?Dividenden, Bewertung, Momentum. Wertpapiere schauen wir Quant-Manager uns übrigens besonders emotionslos an. Wir wollen nicht wissen, was das Management sagt, sondern was es tut. Haben Sie bei der Geldanlage ein Vorbild?Nein. Ich glaube einfach an die Kraft von Faktor-Investing. Dazu brauchen Sie keinen Star-Investor, sondern ein Team von hochqualifizierten Research-Analysten, Portfolio-Modellbauern und die Überzeugung, dass ein einzelner Mensch allein langfristig nicht besser sein kann als der Markt. Ihr Motto beim Investieren lautet?”Diversifikation ist zwar nicht alles, aber ohne Diversifikation ist alles nichts.”Welches Buch sollten Anleger gelesen haben?Begeistert war ich von Daniel Kahnemans “Schnelles Denken, langsames Denken.” Darin geht es unter anderem um kognitive Verzerrungen. Das Buch des Wirtschaftsnobelpreisträgers hat mich in meinen Annahmen über die Sinnhaftigkeit regelbasierten Investierens voll bestätigt. Unbedingt lesenswert! Welches Wertpapier oder welche Assetklasse würden Sie auf Jahressicht empfehlen?Eigentlich will ich kurzfristige Anlagetipps gar nicht geben, unsere Investmentstrategien sind auf Langfristigkeit ausgelegt. Mit sorgfältig ausgewählten Aktien fahren Sie langfristig aber immer gut.Sie haben 1 Mill. Euro und müssen diese mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren investieren. Wie würden Sie das Geld anlegen bzw. aufteilen?Breit streuen ist der Schlüssel – ich würde in regelbasierte Aktienfonds, Immobilien und Long/Short-Absolute-Return-Strategien investieren.