BaFin-Machbarkeitsstudie

Meldewesen-Reform bringt kaum Entlastung für Banken

Europas Bankenaufseher wollen das Meldewesen vereinheitlichen und die Vielzahl der Datenschablonen entmisten. Eine Entlastung bliebe für die Kreditwirtschaft aber vorerst aus, hält die deutsche Finanzaufsicht BaFin fest.

Meldewesen-Reform bringt kaum Entlastung für Banken

jsc Frankfurt

Die geplante Reform des Meldewesens bringt nach Einschätzung der deutschen Finanzaufsicht BaFin unterm Strich vorerst keine wesentlichen Kostenvorteile für die Kreditwirtschaft. Falls die Branche in einigen Jahren nicht mehr verschiedene Datenschablonen (Templates) ausfüllen müsste, sondern die Rohdaten einheitlich für die Aufsichtsbehörden bereitstellte, wären die Folgen für den Aufwand noch unklar, wie die Behörde am Montag in einer Machbarkeitsstudie festhielt.

Denn neben den anfänglichen Investitionskosten fiele auch im laufenden Betrieb zusätzlicher Aufwand an. „Diversen Entlastungen, wie leichtere Interpretierbarkeit, verbesserte Interaktion oder Reduktion von Ad-hoc-Anfragen, stehen erhebliche Belastungen wie granularere Datenqualitätssicherung oder der Datenhaushalt gegenüber“, heißt es in dem Bericht. Ein „eindeutiger Gesamtentlastungseffekt“ lasse sich bisher nicht ableiten.

Damit dämpft die BaFin die Erwartung an eine Reform, die nach dem Willen der EZB das Berichtswesen effizienter aufstellen soll. Im Kern könnte die Vielzahl der bislang uneinheitlichen Daten-Templates wegfallen und das Meldesystem zentralisiert werden. Der Aufwand für die Kreditwirtschaft nahm in den vergangenen Jahren nach Darstellung der BaFin stetig zu, weil Regelwerke wie Basel II, Basel III, Anacredit und IFRS 9 laufend neue Vorgaben mit sich brachten. Die Kosten der Meldepflichten für die mehr als 4700 Institute in der EU liegen bei etwa 20 Mrd. Euro pro Jahr, wie die BaFin mit Verweis auf die Europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA festhält.

Um eine mögliche Stoßrichtung einer Reform zu eruieren, erprobten BaFin und Bundesbank eine Datenerfassung gemeinsam mit der Commerzbank, der privaten National-Bank, der Digitalbank N26, der Sparkasse Leipzig und der Volksbank Mittelhessen. Eingebunden waren auch die Beratungsfirma Accenture, die Branchenverbände DSGV, BVR und BdB, der genossenschaftliche IT-Dienstleister Atruvia sowie die Sparkassenadressen Finanz Informatik und S Rating. Im Praxistest zeigte sich, dass die Geldhäuser oder ihre Rechenzentren bei einer Transformation der Daten mitwirken müssten und diese Aufgabe nicht allein der Aufsicht überlassen könnten, wie die BaFin ausführt. Die Fülle an Daten sei wegen der Vielzahl an Instituten und Geschäftsmodellen „sehr breit und heterogen“ und könne daher kaum von einer zentralen Stelle aufbereitet werden. Wie hoch die Kosten ausfielen, ist demnach je nach Bank und Geschäftsmodell verschieden. Wegen der engen Einbindung der Branche sei eine etwaige Entlastung insgesamt „geringer als erwartet“.

Bisher „nicht wirtschaftlich“

Eine Reform des Meldewesens ginge zunächst – voraussichtlich ab 2024 – mit zusätzlichem Aufwand für Investitionen einher, ehe die Kosten für Banken in den Folgejahren – vermutlich bis 2032 – wieder nach und nach abnähmen. Wegen der Investitionskosten sei das Projekt selbst „noch nicht wirtschaftlich“, lautet die Prognose. Ohne eine Reform aber, so legt ein Schaubild der Aufsicht nahe, stiegen die Kosten wegen weiterer Regulierungsvorhaben immer weiter an. Für die ferne Zukunft schweben der Aufsicht außerdem weitere Anwendungen vor, etwa eine Einführung neuer Stamm- und Referenzdaten zu Unternehmen und Wertpapieren oder ein Datenaustausch zur Geldwäscheprävention. Davon könne auch die Branche profitieren.

Vorteile macht die BaFin für die Aufsicht aus: Durch ein einheitliches Datenwerk könne sie etwa rasch nachvollziehen, welches Geschäft zum Kapitalbedarf bestimmter Banken beiträgt, welcher Kunde die Risikoquote treibt oder wie hoch die Ausfallquote ist. Mit „wenigen Klicks“ könne die Aufsicht neue Datenpunkte generieren und Frühwarnindikatoren erstellen – „ganz ohne Zusatzaufwand für Banken“, wie die BaFin in einem Erklärvideo festhält. „Der Aufseher gewinnt also hinzu.“

Wertberichtigt Seite 6

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