Zukunftsthema

Metzler schafft ein Digital Assets Office

Das Bankhaus Metzler führt ein sogenanntes Digital Assets Office ein, eine übergreifende Abteilung, die sich mit den Möglichkeiten aus der Blockchain-Technologie auseinandersetzt.

Metzler schafft ein Digital Assets Office

bg Frankfurt

Das Bankhaus Metzler startet am heutigen 1. Juli mit dem Digital Assets Office eine bereichsübergreifende Abteilung, die sich zentral mit der Blockchain-Technologie und dem daraus entstehenden Ökosystem für Wertpapiere befassen wird. Die Federführung liegt bei Kapitalmarktvorstand Mario Mattera. Bei Metzler habe man die Blockchain als strategisches Zukunftsthema identifiziert und plane langfristig die Umsetzung von Blockchain-Lösungen für Kunden, so Mattera gegenüber der Börsen-Zeitung. Die Technologie werde viele Prozesse im Wertpapiergeschäft schneller, sicherer und kostengünstiger machen. „Den legislativen Vorsprung, den wir in Deutschland durch die Gesetzgebung zum E-Wertpapier und dem Fondsstandortgesetz haben, möchten wir strategisch nutzen.“

Dabei soll das Digital Assets Office Mattera zufolge als „Kompetenzzentrum und Dirigent für das Ökosystem dienen“ und die Dinge in der Entwicklung anschieben, um die vorab definierte Roadmap einzuhalten. Dafür hat Mattera als zuständiger Vorstand des Digital Assets Office eine Phasenplanung mit Evaluationspunkten entworfen, um bei Projekten innehalten zu können für eine Prüfung, ob der Weg noch stimmt. „Wir möchten unsere Dienstleistungen Kunden künftig auch als blockchainbasierte Lösungen anbieten können, für uns sind insofern Kryptowertpapiere besonders interessant.“

In einem Pilotprojekt hatte Metzler im vergangenen Jahr bereits Krypto-Inhaberschuldverschreibungen gezeichnet, die von der DekaBank nach Maßgabe des E-Wertpapiergesetzes emittiert wurden; die Transaktion wurde über deren neue Swiat-Plattform abgewickelt. Nun wolle man zum Beispiel im Assetmanagement die Tokenisierung von Fondsanteilsscheinen angehen – klassisches institutionelles Geschäft.

Bei Projekten wie dem zur Tokenisierung sei es wichtig, die Mitarbeiter der Fachabteilungen mitzunehmen, um Akzeptanz herzustellen, sagt Mattera. In Zusammenarbeit mit der Personalabteilung wurde für die Mitarbeiter ein Schulungskonzept entwickelt, um Grundlagen zu legen. Im Digital Assets Office starten zwei Kollegen: Hendrik König, bislang Aktienstratege bei Metzler Capital Markets, und Shahrok Shedari, bisher Innovationsmanager in der Metzler Digitalmanufaktur.

Als eine der ersten Entscheidungen auf der Roadmap steht die Prüfung an, ob Metzler eine eigene Erlaubnis etwa für die Kryptoverwahrung oder für die Kryptowert­papierregisterführung beantragt. Neben der Beantragung eigener Lizenzen prüft Metzler anwendungsbezogen auch Kooperationen mit geeigneten Partnern. Bei der Entscheidungsfindung zur Gründung des Digital Assets Office hätten zwei Dinge im Vordergrund gestanden: Zunächst müsse ein solches Geschäft substanziell sein, denn Metzler wolle „kein On und Off“ betreiben, erklärt Mattera. Sein Haus sei als „Trusted Partner“ positioniert und als solcher prädestiniert, die traditionelle Finanzwelt mit digitalen Assets zu vereinen. Außerdem betrachtet er die Blockchain als technologischen Paradigmenwechsel. Als Kapitalmarktspezialist hat Mattera vor allem die Wertschöpfungsketten in der Wertpapierindustrie im Blick: So werden über die Swiat-Plattform etwa bei einer Leihe Überträge direkt zwischen den Depotbanken vorgenommen, ohne dass Papiere über Zentralverwahrerkonten laufen.

Mattera zufolge ist die Blockchain-Adaption eine große Chance für den Finanzplatz – vor allem, nachdem man in Europa die als Web 2.0 bekannte mobile Revolution verschlafen habe. In dieser Hinsicht habe man nun mit deutscher und europäischer Regulierung einen guten und frühen Ansatz für Web 3.0, das Internet of Value, wenn also Geldwerte deponiert und übertragen werden. Das könne Kapital und rare Talente anziehen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.