Miese Stimmung trotz guter Zahlen

Volks- und Raiffeisenbanken halten hohes Gewinnniveau - Regulierung führt zu immer mehr Fusionen

Miese Stimmung trotz guter Zahlen

Trotz eines stabilen Gewinns und recht guter Aussichten ist die Stimmung bei den Volks- und Raiffeisenbanken schlecht. Denn die Regulierung zwingt kleinere Häuser immer häufiger zu Zusammenschlüssen. Die Ortsbanken brauchen dringend Ausnahmen und Entlastungen von den vielen neuen Vorgaben, reklamiert der BVR.sto Frankfurt – Die Volks- und Raiffeisenbanken haben im vergangenen Jahr ihr hohes Gewinnniveau nahezu halten können. Vorläufigen Zahlen zufolge fiel der Jahresüberschuss der 1 021 Genossenschaftsbanken im vergangenen Jahr mit 2,1 Mrd. Euro nur 0,8 % schlechter aus als 2014. Volumenzuwächse im Kundengeschäft und Erfolge im Wertpapiergeschäft glichen die negativen Effekte des Nullzinses weitgehend aus. Zugleich wurde an der Kostenschraube gedreht. “Wir rechnen auch im laufenden Jahr mit einem leichten Gewinnrückgang auf ein weiter auskömmliches Niveau”, prognostiziert Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).Fröhlich hält seinen Verbund für “die am besten in Deutschland aufgestellte Bankengruppe”, um auch perspektivisch mit den widrigen geldpolitischen und regulatorischen Rahmenbedingungen zurechtzukommen. “Die genossenschaftliche Bankengruppe hat eine hervorragende Ausgangsposition, um im Kundengeschäft weiter zu wachsen und Marktanteile hinzuzugewinnen”, ergänzt BVR-Vorstand Andreas Martin. Geschäftsmodell, Eigenkapitalausstattung und Risikotragfähigkeit seien intakt. Die Kernkapitalquote stieg um 0,6 Prozentpunkte auf 14,1 %. In den kommenden Jahren könnten die Institute ihre Kapitaldecke sogar noch weiter verbessern, so Martin.”Doch diese erfolgreiche Bankengruppe wird durch die Regulierung zu Strukturveränderungen gezwungen”, klagt der BVR-Präsident. Nachdem im vergangenen Jahr die Zahl der genossenschaftlichen Primärinstitute um 26 zurückging, rechnet er im laufenden Jahr mit 40 bis 50 Fusionen und auch in den Folgejahren mit 30 bis 50 Zusammenschlüssen. Auch die Zahl der Bankstellen, die um 510 auf 12 260 zurückging, wird perspektivisch dementsprechend weiter abnehmen. “Die Stimmungslage ist sehr schlecht bei den Ortsbanken.” Obwohl seine Gruppe die Finanzkrise unbeschadet überstanden habe, fühle man sich nicht als Modell in Europa akzeptiert. Bei der Umsetzung hapert es”Das Verständnis auf hoher Ebene in Brüssel für die Bedürfnisse der kleinen Banken ist zwar gewachsen”, schildert BVR-Vorstand Gerhard Hofmann. Doch bei der Umsetzung über die Aufsichtsbehörden (European Supervisory Authorities, ESA) wie die Bankenaufsicht EBA hapere es, da diese derzeit keine Ausnahmen bei den EU-Richtlinien akzeptierten. “Die Tätigkeit der ESA muss stärker politisch gelenkt werden”, fordert Hofmann.Denn die Belastungen nehmen für die Banken kein Ende. Durch die Überarbeitung des Rahmenwerks Basel III könnten die geplanten Veränderungen beim Kreditrisikoansatz zu einer deutlichen Erhöhung des Ermittlungsaufwands führen, warnt Hofmann. Das quantitative Granularitätskriterium, das eine Obergrenze zur Klassifizierung eines Kredits als Retailkredit abhängig von seinem Anteil am Gesamtretailportfolio einführen will, benachteilige kleine Geldhäuser. Die diskutierte Veränderung der Eigenmittelunterlegung von Immobilienkrediten vom bislang in Deutschland üblichen Beleihungswert auf den Verkehrswert werde die Kreditvergabestandards aufweichen, befürchtet Hofmann.Auch das Vorpreschen der BaFin beim Überprüfungs- und Bewertungsprozess (Supervisory Review and Evaluation Process, SREP) bei weniger bedeutenden Banken ärgert die Volks- und Raiffeisenbanken. Obwohl erst für 2017 und 2018 geplant und so auch von den anderen Aufsichtsbehörden getaktet, habe die deutsche Aufsicht den Scoring-Prozess für 370 Banken schon für dieses Jahr angekündigt. Durch das standardisierte SREP-Verfahren bei Risikomessung und Zinsänderungsrisiko fürchten die Genossenschaftsbanken weitere Kapitalanforderungen.Das Kreditgeschäft konnten die Kreditgenossen um 4,8 % auf 505 Mrd. Euro ausweiten. Sowohl bei Firmenkunden (+ 4,7 % auf 220 Mrd. Euro) als auch bei Privatkunden (+ 4,8 % auf 264 Mrd. Euro) stiegen die Marktanteile (siehe Grafik). Dies galt auch für die Einlagen, die um 4,5 % auf 608 Mrd. Euro zulegten. Angesichts des Einlagenüberhangs von rund 100 Mrd. Euro überrascht es nicht, dass die Genossen die kurzfristige Liquiditätsquote LCR mit im Schnitt 187 % weit übererfüllen – 70 % werden verlangt. Die Bankenabgabe stieg deutlich auf 63 Mill. Euro für den europäischen Topf gegenüber weniger als 10 Mill. Euro im Vorjahr durch die nationale Abgabe.