Milliardenvergleich von Binance in USA verunsichert Krypto-Investoren
Binance-Vergleich treibt Kryptomarkt um
Digital-Assets-Börse stimmt wohl Milliardenzahlung an US-Justizministerium zu – CEO Zhao soll zurücktreten
Die Kryptobörse Binance steht nach Ermittlungen wegen Geldwäsche und Sanktionsverstößen vor einem milliardenschweren Vergleich mit dem US-Justizministerium. Unternehmenschef Changpeng Zhao, einer der führenden Köpfe der Digital-Assets-Szene, soll wohl zurücktreten. Investoren reagieren beunruhigt.
xaw New York
Einer der größten jemals geschlossenen Vergleiche schlägt am Kryptomarkt hohe Wellen. So hat sich die Digital-Assets-Börse Binance mit dem US-Justizministerium auf Zahlungen von insgesamt 4,3 Mrd. Dollar geeinigt, um Ermittlungen wegen Geldwäsche, Bankbetrugs und Sanktionsverstößen beizulegen. Dies teilten Ankläger am Dienstnachmittag in Seattle mit. Binance-CEO Changpeng Zhao plädierte in Bezug auf Geldwäsche-Vorwürfe vor einem Bundesgericht auf schuldig und erklärte sich zu einer Zahlung von 50 Mill. Dollar aus seinem Privatvermögen bereit. Der Unternehmenschef wird gemäß der Vereinbarung zurücktreten.
Für die gebeutelte Binance bietet sich damit eine teure Möglichkeit, den Geschäftsbetrieb fortzusetzen. Mit Zhao, der seine Anteile an Binance behalten, aber künftig wohl keine Rolle im Unternehmen mehr einnehmen darf, verliert die globale Digital-Assets-Branche nun allerdings wohl ihren führenden Kopf.
In dieser Rolle löste Zhao den zuletzt unter anderem wegen Betrugs und Verschwörung schuldig gesprochenen Ex-FTX-Chef Sam Bankman-Fried ab. Dessen Handelsplattform kollabierte vor einem Jahr, Zhao und Binance inszenierten sich damals als Retter für den unter Druck geratenen Kryptosektor. So kündigte das Unternehmen einen milliardenschweren Erholungsfonds an, in der Folge kamen aber nur wenige Investitionen zustande.
Kampf um Fortbestand
Inzwischen kämpft Binance um den Fortbestand. Die SEC wirft dem Unternehmen den illegalen Betrieb einer Börse vor. Laut der US-Aufsicht hat das Unternehmen zudem über Jahre Kundengelder missbraucht, um die Handelsvolumina auf der Plattform aufzublähen. Die Behörde strebte deshalb an, die Assets des Amerika-Ablegers von Binance einzufrieren – dies verhinderte die Kryptobörse durch einen Kompromiss. Binance.US musste in diesem Rahmen alle Kundenmittel in neue digitale Wallets überführen, auf die weder die internationale Binance-Einheit noch Zhao Zugriff haben.
US-Chef Brian Shroder verließ die Amerika-Plattform, deren Belegschaft zuvor um rund ein Drittel geschrumpft war, im September. Die Handelsvolumina auf Binance.US sind auf einen Bruchteil der früheren Werte eingebrochen, seitdem die einstigen Banking-Partner der Kryptobörse die Unterstützung entzogen und das Unternehmen gezwungen war, Dollar-Einzahlungen auszusetzen.
Unterdessen untersuchte das Justizministerium, ob Binance Marktteilnehmern aus Russland und dem Iran geholfen hat, US-Sanktionen zu umgehen. Zudem steht der Vorwurf im Raum, dass die Terrororganisation Hamas Teile ihrer Mittel über die Plattform bezogen hat. Nach der Attacke der Islamisten auf Israel am 7. Oktober schloss der Mittelmeerstaat mehr als 100 Binance-Konten. In Washington haben sich Regulatoren bereits seit der FTX-Krise auf ein härteres Vorgehen gegen Digital-Assets-Dienstleister verständigt.
Auch die SEC legt bei ihrer Offensive im Segment nach: Am Montag verklagte sie die Kryptobörse Kraken wegen mutmaßlicher Verstöße gegen den Investorenschutz. Die Plattform habe ohne Registrierung als Broker, Dealer, Börse und Clearinghaus agiert. Zudem habe Kraken Kunden- mit Eigenmitteln vermischt und damit ein "signifikantes Verlustrisiko" für Anleger heraufbeschworen. Die SEC fordert nun nicht bezifferte finanzielle Strafen. Kraken weist die Vorwürfe zurück und will sich "energisch verteidigen".
Schadensbegrenzung im Fokus
Auch Binance bezeichnet Anschuldigungen der SEC als inkorrekt und versucht, die finanziellen Schäden durch Rechtsstreitigkeiten zu begrenzen. Im Rahmen eines Vergleichs mit dem US-Justizministerium könnten aber nicht nur hohe Strafzahlungen fällig werden, es dürfte sich laut Wirtschaftskanzleien auch eine stärkere Überwachung der Compliance von Binance anschließen.
Von der Erleichterung, die sich nach ersten Berichten über den Vergleich am Montagabend unter Krypto-Anlegern breitgemacht hatte, war am Dienstagmittag New Yorker Zeit nicht mehr viel übrig. Die führende Digitalwährung Bitcoin drehte nach vorherigen Kursavancen ins Minus, die von Binance aufgelegte Cyberdevise BNB sackte um über 7% ab.