Mini-Stresstest kommt 2017

Deutsche Aufseher fragen bei kleinen und mittleren Banken die Folgen des Niedrigzinses ab

Mini-Stresstest kommt 2017

Alle Jahre wieder: Nach 2015 werden im kommenden Jahr erneut die Auswirkungen des Zinsumfeldes bei kleinen und mittleren Banken von der Aufsicht abgefragt.bg Frankfurt – Das Zinstief frisst sich in die Gewinne der Banken, und das treibt natürlich die Aufsicht um. Rund 1 500 kleinere und mittelgroße Institute müssen daher bald erneut gegenüber Bundesbank und BaFin Auskunft darüber geben, wie sich ihre Planzahlen auf Basis des Jahresabschlusses 2016 in einem Zeitraum bis dann 2021 entwickeln.Zuletzt wurde Mitte 2015 die Spanne bis 2019 abgefragt. Ergebnis: Im Mittel steht rund ein Viertel des Vorsteuerergebnisses angesichts der Einbußen beim Zinsüberschuss auf dem Spiel. Dabei wurden im vergangenen Jahr fünf Szenarien zugrunde gelegt, unter anderem auch unter Berücksichtigung von Gegenmaßnahmen – ohne Maßnahmen der Institute gegen die Folgen des Zinstiefs würde das Ergebnis sich glatt halbieren, ergab die sogenannte Niedrigzinsumfrage. Mit rund 2 Bill. Euro Bilanzsumme repräsentieren diese Häuser ein Viertel des deutschen Bankenmarktes.Die Neuauflage des “Mini-Stresstests” kündigte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret an. “Wir wollen damit die Widerstandskraft der Banken und Sparkassen im Niedrigzinsumfeld überprüfen”, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Veröffentlichung der Testergebnisse kündigte er für das zweite Halbjahr 2017 an. Schwachstellen aufspürenDabei werden die von BaFin und Bundesbank direkt beaufsichtigten Institute bereits im Rahmen des sogenannten Supervisory Review and Evaluation Process (SREP) durchleuchtet, so dass bei der Einzelinstitutsaufsicht eventuelle Schwachstellen frühzeitig auf die Agenda rücken. In den SREP-Prozess können dann aber auch die Erkenntnisse der Niedrigzinsumfrage mit ihren granularen Daten einfließen, was Auswirkungen für die Festlegung von Mindestkapitalquoten für einzelne Institute haben kann – beim letzten Mini-Stresstest waren rund 40 Institute in den verstärkten Fokus der Aufsicht geraten, da sie infolge niedriger Zinsen bis 2019 rote Zahlen schreiben dürften. Ihnen drohen aufsichtliche Maßnahmen wie Ausschüttungs- oder Bonusverbote. BaFin-Chef Felix Hufeld hatte zuletzt darauf hingewiesen, dass Institute, deren Geschäftsmodell vor allem auf Zinserträgen und Fristentransformation basiere, sich immer schwerer damit täten, auf lange Sicht auskömmliche Erträge zu erwirtschaften. Möglicherweise müsse man irgendwann die Frage stellen, wie ein Geschäftsmodell beschaffen sein solle in einer Welt, in welcher der klassische Zinsertrag vielleicht nur noch eine untergeordnete Rolle spiele, regte Hufeld weitreichende Lösungsansätze an.Raimund Röseler, Exekutivdirektor der Bankenaufsicht, sagte, insbesondere Institute mit breiter Kundschaft im Einlagen- und Kreditgeschäft seien vom Niedrigzinsniveau betroffen. Deutlich mehr als 50 % aller Kreditinstitute wiesen erhöhte Zinsänderungsrisiken auf, sagte Röseler kürzlich. Noch in diesem Jahr werde die BaFin beginnen, im Rahmen des SREP-Prozesses für alle rund 1 600 Institute, die direkt beaufsichtigt werden, einen Kapitalaufschlag festzusetzen, um Zinsänderungsrisiken zu unterfüttern.