Mit Buy-&-Watch-Fonds dem Niedrigzinsumfeld trotzen

Laufzeitprodukte erfahren auch in Deutschland zunehmend Aufmerksamkeit - Anleihefonds hierzulande inzwischen am beliebtesten

Mit Buy-&-Watch-Fonds dem Niedrigzinsumfeld trotzen

Für private und institutionelle Investoren wird es angesichts der aktuellen Herausforderungen an den Kapitalmärkten und den Turbulenzen im weltweiten Wirtschaftsgeschehen immer anspruchsvoller, attraktive und stabile Anlagemöglichkeiten zu finden. Eine Form, die in anderen Ländern schon seit Jahren in vielen Investmentportfolios zu finden ist, erhält auch in Deutschland zunehmend Aufmerksamkeit: die Laufzeitfonds. Negativrenditen schrecken abIm derzeitigen und wohl noch einige Jahre andauernden Niedrigzinsumfeld brechen frühere risikoarme, sichere Anleihen als Anlageform immer mehr weg. Die aktuellen Negativrenditen beispielsweise deutscher Staatsanleihen schrecken ab. Alternativen sind rar und werden immer stärker nachgefragt. Die gelernten Anleihe-Szenarien der letzten Jahre gelten zum Teil nicht mehr. Ziel vieler Anlegergruppen ist es, im derzeitigen Investmentuniversum, eine Ausschüttung höher als die der Staatsanleihen sicherer Emittenten zu erreichen, dabei aber ein möglichst geringes Ausfallrisiko einplanen zu müssen sowie zumindest einen Teil ihres Investments konservativ über einen längerfristigen Zeithorizont fest anzulegen.Insbesondere seit dem ersten Quartal dieses Jahres werden sogenannte Laufzeitfonds deshalb vermehrt nachgefragt und dementsprechend erweitert sich aktuell auch das Angebot mit verschiedenen Ausprägungen. Laufzeitfonds zeichnen sich dadurch aus, dass sie, wie der Name schon sagt, eine feste Laufzeit bieten und regelmäßige jährliche Erträge ausschütten. Anleger können somit ihre Finanzen verlässlich planen. Diese Fonds bilden einen soliden Basisbaustein oder sind ein Ergänzungsinstrument in der gesamten Vermögensplanung privater und zunehmend auch institutioneller Investoren. In Deutschland sind aktuell Anleihefonds die beliebtesten Produkte, während vor einigen Jahren noch Multi-Asset-Fonds im Vordergrund des Interesses standen. Selektion ist das A und OLaufzeitfonds sind so konzipiert, dass Investoren ihr Kapital zu einem festen Termin zurückerhalten sollen – genau wie bei der Investition in Einzelanleihen. Gleichzeitig bieten sie aber die Diversifikation eines Fonds, der viele verschiedene Positionen hält und damit das Risiko streut. Deshalb ist der Emittenten-Selektionsprozess und die Verkaufsdisziplin das A und O des Fondsmanagements, um die zu Beginn definierten Anlageziele zu erreichen. Betrachtet man die einzelnen Emittenten, sind Bonität und Visibilität dabei wichtiger als die aktuelle Bewertung der Anbieter. Die Zeichnungsfrist für Anleger in Laufzeitfonds beträgt normalerweise ein bis zwei Monate. Danach ist der Kauf weiterer Fondsanteile nicht möglich, der Fonds wird geschlossen.Das Anleihen-Universum setzt sich aus Anleihen zusammen, die entweder eine feste Endfälligkeit aufweisen oder kündbar sind. Alle Anleihen mit fester Endfälligkeit sind dabei früher fällig als der Fonds selbst. Das Portfolio besteht zudem überwiegend aus Anleihen, die bis zu ihrer Fälligkeit gehalten werden. Bei den kündbaren Anleihen liegt der erste mögliche Abruftermin vor dem Laufzeitende des Fonds. Diese kündbaren Anleihen können die Fondsmanager somit zum ersten Abruftermin kündigen. Alternativ wählen sie den richtigen Zeitpunkt für einen Verkauf, falls auf eine Kündigung verzichtet oder ein neuer Abruftermin festgelegt wird.Laufzeitfonds werden jeweils von einem Team aktiver Fondsmanager konzipiert und gemanagt. Das Team beobachtet die Märkte und kann schnell eingreifen, wenn sich ein Kreditereignis abzeichnen sollte. Die Fondsmanager konstruieren das Portfolio so, dass es mit einem vorab definierten Renditeziel übereinstimmt und passen die auf den Endfälligkeitstermin abgestimmte Strategie darauf an. Somit entsteht nur ein sehr begrenztes Wiederanlagerisiko. Amundi beispielsweise bietet sogenannte Buy-&-Watch-Fonds an, bei denen im Vergleich zu den üblichen Buy-&-Hold-Produkten dem aktiven Management der Anleihen, während der Laufzeit eine große Bedeutung zukommt. Keine GarantieEine Kapitalgarantie gibt es nicht. Auch wenn gerade deutsche Investoren gern Produkte mit Garantie erwerben, finden sich diese aufgrund der hohen Kosten für die Garantie generell am Markt immer weniger. Deshalb kommt es bei der Ausgestaltung von Laufzeitfonds sehr auf die Auswahl von Emittenten hoher Qualität, deren Schuldendienstfähigkeit unkritisch ist, an. Das oberste Ziel ist eine attraktive Rendite, aber eben nicht um jeden Preis. Es gilt, Wertfallen zu vermeiden, indem die Fondsmanager Emittenten mit stabilem Kreditprofil auswählen.Des Weiteren berechnen die Assetmanager einen gewissen Ausfallpuffer, also eine Ausfallwahrscheinlichkeit, die in das Renditeziel integriert wird und die das Ausfallrisiko kompensieren kann. Wenn sich die Bonität eines Emittenten deutlich verschlechtert, trennt sich das Fondsmanagement von dieser Anleihe und realisiert dementsprechend einen Verlust. Wenn der Ausfallpuffer nicht benötigt wird, wird dieser am Ende der Laufzeit mit ausgeschüttet. Das Angebot wird vielfältigerUm die Kriterien von Laufzeitfonds zu erfüllen, eignen sich insbesondere Anleihen im Investmentgrade-Bereich. Die Nachfrage nach reinen High-Yield-Laufzeitfonds ist in Deutschland kaum vorhanden; der Investment-Grade-Anteil überwiegt in den Produkten. Geografisch sind viele global investierende Fonds am Markt. Reine Schwellenländer-Fonds werden aber auch zunehmend aufgelegt, wobei diese nur in Hartwährungen wie Dollar oder Euro angeboten werden. Ansonsten würde ein schwer zu kalkulierendes Währungsrisiko als zusätzliche Komponente hinzukommen, das abgesichert werden müsste. Investoreninteresse steigtWährend gerade institutionelle Anleger bisher reine Anleihefonds eher laufzeitoffen angelegt haben, suchen sie in der derzeitigen Marktlage planbare Größen, insbesondere, was das Risiko betrifft. Angesichts weiterer möglicher Zinssenkungen der Zentralbanken wird sich das Interesse der Investoren für Laufzeitfonds sicherlich weiter erhöhen und es noch mehr Varianten und Anbieter geben – mit sehr langen Laufzeiten oder Länderfonds und vieles mehr. Thomas Kruse, Chief Investment Officer (CIO), Amundi Deutschland