Mit einem Briefkasten ist es nicht getan
bn Frankfurt – Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) pocht darauf, dass infolge des Brexits nach Deutschland kommende Auslandsbanken Risikomanagement-Aktivitäten im Bundesgebiet ansiedeln. Mit einem Briefkasten und der Entsendung einer Vertriebsmannschaft werden Institute die Bedingungen der BaFin nicht erfüllen können, wie Peter Lutz, stellvertretender BaFin-Exekutivdirektor Bankenaufsicht, am Montag erklärt hat. Ausländische Banken seien willkommen: “Wir erwarten aber auch, dass sie tatsächlich hierher kommen wollen.” Dies beinhalte, dass “ein angemessenes Risikomanagement hier angesiedelt wird”.An dem Workshop mit rund 50 Teilnehmern nahmen neben Vertretern der Europäischen Zentralbank, der Deutschen Bundesbank sowie der BaFin Manager von etwa 25 Kreditinstituten aus den USA, Großbritannien sowie Asien teil. Lutz berichtete von einem sehr ergiebigen Gespräch. Die intensivste Diskussion habe dabei das Thema Auslagerung behandelt. Banken wollten eine Präsenz so günstig wie möglich aufbauen. Ein “großes Thema” waren denn auch die Voraussetzungen für “Back-to-back-Geschäfte”, in deren Zuge Banken, denen in Deutschland die Infrastruktur für eine Abwicklung von Geschäften fehlt, dasselbe Geschäft spiegelbildlich in London eingehen und dort abwickeln würden. Lutz gab zu bedenken, dass Banken auf diese Weise nur das Marktrisiko eliminierten, nicht aber das Gegenpartei-, das Liquiditäts-, das Reputationsrisiko sowie Rechtsrisiken.Zugleich zeigte er Verständnis für die Lage der Institute. Weltweit operierende Institute hätten das Risikomanagement für Europa oftmals in London konzentriert, sagte er. In solchen Fällen dürfte es ein Fehler sein, darauf zu bestehen, alle Geschäfte, die Deutschland beträfen, dieser Struktur zu entreißen. Der Geschäftsstellenleiter in Deutschland müsse freilich darüber im Bilde sein, welche Risiken in seinen Positionen lägen. Denkbar sei, dass Banken ihr Risikomanagement im Bundesgebiet parallel zu ihrer Bilanzsumme aufbauten. Mindestanforderungen müssten indes jederzeit erfüllt sein.Die BaFin rechnet damit, dass in Großbritannien ansässige Auslandsbanken, denen der Verlust des EU-Marktzugangs droht, bis Jahresmitte über eine Ansiedlung im einheitlichen Wirtschaftsraum entscheiden werden. Die Entscheidungen müssten im ersten oder zweiten Quartal fallen, wenn Banken bis April 2019 hierzulande eine Rechtseinheit gegründet haben, Räume bezogen und Personal akquiriert haben wollten, hieß es. Für das Erlaubnisverfahren der BaFin sind erfahrungsgemäß 18 bis 24 Monate zu veranschlagen. Bisher liegen keine Anträge vor.