Mit Flüssigerdgas vom veränderten Energiemix profitieren

Am schnellsten wachsende Energiequelle der Zukunft

Mit Flüssigerdgas vom veränderten Energiemix profitieren

Ein jährliches Wachstum bei den Lieferungen von Flüssigerdgas (LNG, engl. Liquefied Natural Gas) um 3,4 % bis 2035 auf einen Anteil von 53 % am gesamten globalen Gashandel prognostiziert die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem am 8. Juni veröffentlichten Medium-Term Gas-Market Report 2016. Dabei stehen im Rahmen großer Verschiebungen in den kommenden fünf Jahren einer Zunahme in China, Indien und den Asean-Ländern als neue Schlüsselmärkte eine schwächere Nachfrage der beiden größten LNG-Märkte (Japan und Korea), die einen 50-prozentigen Anteil der gesamten LNG-Importe ausmachen, gegenüber. Katar größter LNG-AnbieterDer IEA-Bericht sieht die weltweite Gasnachfrage bis Ende 2021 um 1,5 % pro Jahr steigen. Einer Untersuchung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) zufolge könnte sich die globale LNG-Nachfrage bis 2030 nahezu auf 500 Mill. t erhöhen, also das Doppelte des geschätzten Niveaus aus 2012 von etwa 250 Mill. t. Auf der Angebotsseite ist Katar derzeit mit rund 100 Mrd. Kubikmetern der bei weitem größte LNG-Anbieter der Welt. Andere große Lieferanten (mehr als 20 Mrd. Kubikmeter) sind beispielsweise Nigeria, Malaysia, Indonesien und Australien.Indem Erdgas verflüssigt wird, lassen sich dessen Speicherung und Transport erleichtern. Dabei wird das Gas auf etwa – 162 Grad Celsius heruntergekühlt und Verunreinigungen wie Staub und Kohlendioxid werden entfernt. Flüssigerdgas hat nur etwa ein Sechshundertstel des Volumens von Gas unter normalem atmosphärischem Druck. So kann es über große Entfernungen ohne kilometerlange Pipelines befördert werden, entweder auf speziellen Schiffen oder in Tankwagen. Am jeweiligen Bestimmungsort wird es wieder in Gas umgewandelt und über Gasnetze verteilt.Der Ende Juni vorgelegte Medium and Long Term Natural Gas Outlook 2016 von Cedigaz, dem Internationalen Zentrum für Erdgas-Informationen, hebt hervor, dass der Anstieg von Erdgas im globalen Energiemix durch die Umsetzung von Energie- und Umweltpolitiken getrieben wird. Diese zielen auf eine Verlagerung von Kohle und Öl auf sauberere Brennstoffe ab, die im Rahmen eines allmählich an Dekarbonisierung orientierten Stromsystems eingebunden ist. Gas soll bis 2035 der am schnellsten wachsende fossile Brennstoff sein (plus 1,6 % pro Jahr). Dabei wird Erdgas seinen relativen Anteil an der weltweiten Primärenergieversorgung von 21,4 % in 2013 auf 23,9 % in 2035 ausbauen.LNG wird der Cedigaz-Analyse zufolge nach 2020 schneller als Pipeline-Gas zunehmen, bis 2035 um 3,4 % pro Jahr. Im globalen Gashandel wird der Anteil von LNG von 47 % in 2014 auf 53 % bis 2035 zulegen. Zudem soll LNG laut der Studie zu einer wachsenden Internationalisierung der Gasmärkte beitragen. Langfristig betrachtet werden die günstigen amerikanischen Schiefergasvorkommen nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen, so dass Spielräume für einige andere internationale LNG-Projekte beispielsweise in Kanada und Ostafrika entstehen. Potenzial im StraßenverkehrNach Einschätzung von Cedigaz könnte LNG als Kraftstoff bis 2035 einen bedeutenden Marktanteil im Verkehrssektor realisieren. Das größte Potenzial wird im Straßenverkehr gesehen, wo die jährliche Nachfrage voraussichtlich 96 Mill. t erreichen wird, im Schifffahrtsbereich geht Cedigaz von einem Wachstum auf 77 Mill. t pro Jahr aus. Die weitere Entwicklung von LNG als Kraftstoff muss nach Ansicht der Spezialisten Hand in Hand mit der Entwicklung der Versorgungsinfrastruktur gehen.Laut einer Studie des Bremer Instituts für Trend- und Marktforschung (trend:research) gilt Flüssigerdgas als die am schnellsten wachsende Energiequelle der Zukunft. So sollen bis 2030 rund 50 % des internationalen Gashandels über LNG abgewickelt werden. Insbesondere Asien plant seinen expandierenden Energiebedarf mit LNG zu befriedigen. Jedoch auch der deutsche beziehungsweise europäische LNG-Markt bietet Potenzial, da der Importbedarf angesichts einer rückläufigen Gasförderung innerhalb der EU mittelfristig wachsen wird. Vor allem in Deutschland wird eine Zunahme der Stromerzeugung aus Erdgas prognostiziert. Verringerte AbhängigkeitDa LNG flexibel per Lkw oder Schiff transportiert werden kann und nicht auf Pipelines angewiesen ist, erweitert es die Erdgas-Bezugsquellen, ermöglicht so, die Abhängigkeit vom russischen Erdgas zu verringern, und schafft zudem eine Vernetzung der regionalen Gasmärkte. Durch den Rückgang der Erdölreserven rückt LNG als alternative Energieressource bei der Energiegewinnung in den Fokus einer langfristigen Versorgungsstrategie. Aufgrund der im Vergleich zu Erdöl und Kohle deutlich besseren CO2-Bilanz nimmt LNG als Energiequelle auch aus Klimaschutzgründen weiter an Bedeutung zu.Angesichts der anhaltend hohen Nachfrage nach Erdgas erwarten Analysten weiter steigende Umsätze bei LNG. Derzeit arbeiten Industrieunternehmen bereits weltweit an LNG-Projekten mit einem Volumen von etwa 200 Mrd. US-Dollar. Vom LNG-Boom profitieren dabei nicht nur gasfördernde Unternehmen und LNG-Produzenten, sondern zum Beispiel auch Armaturenhersteller, die Schiffbaubranche oder die für den Infrastrukturausbau von LNG-Terminals notwendigen Anlagenbauer, so trend:research.Anleger können von der weiteren Entwicklung beim Flüssiggas profitieren, indem sie in einzelne Unter-nehmen im Bereich der LNG-Förderung, Schiffbau sowie LNG-Infrastruktur- und Zuliefertechnologie oder auch in einen Branchenindex investieren. Der Solactive LNG Index beinhaltet die 19 größten börsennotierten Unternehmen, die eine signifikante Geschäftstätigkeit im Bereich LNG aufweisen. Die Indexbestandteile werden nach Marktkapitalisierung gewichtet. Der Index wird als Performance-Index in Euro berechnet und halbjährlich angepasst. Stand 24. August 2016 gehören unter anderem folgende Unternehmen zu diesem Index: Linde (9,17 %), Kinder Morgan (8,61 %), Gas Natural (7,99 %), Woodside Petroleum (7,96 %), Sempra Energy (7,65 %), National Grid (7,51 %), SNAM Spa (7,24 %), Tokyo Gas (6,84 %), Cheniere Energy (6,61 %), Osaka Gas (5,51 %), Technip (4,74 %), Enagas (4,70 %), Santos (3,96 %) sowie Keyera (3,45 %). Die Wertentwicklung des Index seit Auflage im Mai 2011 beträgt rund 60 %.—Alana Przibylla Associate, Product Manager Public Distribution Germany& Austria bei der Société Générale, Frankfurt am Main