Mit Multi-Asset-Income-Strategien die Chancen des Niedrigzinsumfeldes nutzen

Anleger sollten ihr Portfolio ertragsorientiert ausrichten und zugleich Risiken minimieren

Mit Multi-Asset-Income-Strategien die Chancen des Niedrigzinsumfeldes nutzen

Ertragsorientierte Anlagen können im Niedrigzinsumfeld ein Schlüssel zum Anlageerfolg sein. In der anhaltenden Niedrigzinsphase lassen sich mit traditionellen Anlageformen wie zum Beispiel Bundesanleihen meist keine attraktiven Renditen mehr erzielen. Anleger sollten ihr Portfolio ertragsorientiert ausrichten und gleichzeitig Risiken minimieren. Dafür eignen sich zum Beispiel Multi-Asset-Income-Lösungen.Zinsen erfüllen eine ökonomische Funktion. Für private Haushalte sind sie elementar bei der Bildung einer Altersvorsorge beziehungsweise von Vermögen im Allgemeinen. Institutionelle Anleger müssen langfristige Verbindlichkeiten, beispielsweise aus Pensionszusagen, sicherstellen. Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld stehen daher sowohl private als auch institutionelle Investoren vor enormen Herausforderungen. Dauert es bei einem Zins von 4 % p.a. lediglich 18 Jahre, bis sich das eingesetzte Kapital verdoppelt hat, sind bei einem Zins von 1 % p.a. hierfür bereits 70 Jahre notwendig. Berücksichtigt man zusätzlich noch den Kaufkraftverlust, droht in dem 1-%-Szenario ein Realverlust. Zugesicherte monetäre Beträge lassen sich mit Strategien, die in der Vergangenheit angewandt wurden, nicht mehr in vollem Umfang generieren. Die mit sicheren Anlageklassen wie Bundesanleihen oder Pfandbriefen erzielbaren laufenden Erträge haben sich seit der Finanzkrise marginalisiert. Bei einem hohen Anteil an Rentenpapieren im Portfolio müssen Investoren gar mit einem Kapitalverlust rechnen, wenn sie diese bis zur Endlaufzeit halten. Zudem hat das Volumen negativ verzinster Anleihen im Jahr 2019 einen neuen Höchststand erreicht. Investoren stehen daher vor der grundsätzlichen Frage, wie sich in den kommenden Jahren noch Erträge erwirtschaften lassen.Es ist davon auszugehen, dass das Zinsniveau für längere Zeit niedrig bleiben wird. Mangels langfristig höherer Wachstumsperspektiven sind bedeutsame Zinserhöhungen unwahrscheinlich. Auch wenn sich die Konjunkturindikatoren im nächsten Jahr leicht erholen sollten, wird dies die schwache Inflationsdynamik der letzten Jahre nicht verändern. Fiskalpolitische Investitionen auf Schuldenbasis könnten dafür sorgen, dass die Renditen konsolidieren. Eine grundlegende Trendwende steht jedoch nicht bevor. Im Handelskonflikt der USA mit China werden die Eskalationen im US-Präsidentschaftswahljahr abnehmen. Grundsätzlich sind Wahljahre in den USA gute Börsenjahre. In Europa bleibt abzuwarten, ob die EZB unter der Führung von Christine Lagarde weiterhin eine so dominante Rolle an den Kapitalmärkten ausübt oder ob unter ihrem Regime mehr Kompromisse aus den Interessen der einzelnen Mitgliedsländer entstehen. Im Gesamtkontext werden sich die Euro-Rahmenbedingungen für ertragsorientierte Investoren kaum verbessern. Im Falle eines geringen Anstiegs der Renditen droht bei europäischen Staatsanleihen, Pfandbriefen und Investment-Grade-Anleihen ein Barwertverlust, ohne dass diesem Risiko signifikante Ertragsmöglichkeiten gegenüberstehen. Unter diesen Voraussetzungen müssen bisherige Strategien überdacht und angepasst werden.Trotz aller offensichtlichen Nachteile, die mit dem Niedrigzinsumfeld einhergehen, bringt dieses auch Vorteile für Staaten und Unternehmen. Der Realzins – der nominelle Zinssatz abzüglich der Inflation – liegt im negativen Bereich. Damit findet eine laufende Entschuldung für Kreditnehmer statt. Sehr deutlich ist dieser Umstand an den Ausfallraten für Ratingsegmente im High-Yield-Bereich zu erkennen. Im historischen Vergleich erscheint die Zahl der Ausfälle äußerst niedrig und korreliert deutlich positiv mit der Höhe der realen Zinslast. Nicht nur für Unternehmen, auch für Anleihen von Entwicklungsländern ist dieser Effekt beobachtbar. In einem Umfeld negativer Renditen auf sichere Staatsanleihen ergeben sich in den oben genannten Segmenten neue Opportunitäten. So kann ein Multi-Asset-Ansatz, also die Kombination verschiedener Anlageformen innerhalb des Portfolios, die Ertragslage stärken. In der relativen Betrachtungsweise der verschiedenen Assetklassen wie etwa Aktien, Unternehmens- oder Emerging-Markets-Anleihen bieten auch Hybridanleihen meist eine deutliche Überrendite zu vergleichbaren vorrangigen Senior-Anleihen. Dabei handelt es sich um Rentenpapiere, die sich zwischen Eigen- und Fremdkapital bewegen. Bei der Auswahl finanzstarker Emittenten ist das Risiko auf Fälligkeit betrachtet gering, während der Laufzeit jedoch eine höhere Volatilität damit verbunden. Die Vorteile gegenüber Eigenkapitalinvestments sind laufende kalkulierbare Erträge und eine bessere Stellung in der Kapitalstruktur. Risiken aktiv gestaltenDie Abwägung von Risiko und Rendite ist elementar für das Anlagenmanagement. Bei Inkaufnahme höherer Risiken für das Erzielen einer adäquaten Rendite ist ein angemessenes Risikomanagement unerlässlich. Dies gilt besonders in Phasen sich verschlechternder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Die gründliche fundamentale Beurteilung aller Einzelrisiken ist daher unumgänglich. In diesem Kontext kommt der Diversifikation und Portfoliokonstruktion eine bedeutende Rolle zu. Die Risiken der sorgfältig ausgewählten Renditebringer müssen mit anderen Instrumenten austariert werden. So ist es Teil eines fundierten Investmentprozesses, sich nicht nur auf quantitative Risikomesszahlen zu verlassen, sondern diese um qualitative Lösungsansätze zur Risikoreduktion zu ergänzen. Eine effiziente Risikosteuerung ermöglicht bereits in der Gegenwart hohe Grade an Kontrolle und Risikominimierung.Viele Anleger suchen trotz der anhaltenden Niedrigzinsphase die Chance auf attraktive Renditen bei einem überschaubaren Risiko. Für sie können ertragsorientierte Multi-Asset-Strategien, die Income-Asset-Klassen miteinander kombinieren, die Lösung sein. Income-Assets bieten mit hohen und beständigen ordentlichen Erträge die Grundlage für attraktive risikoadjustierte Ausschüttungen. Dabei werden festverzinsliche Anleihen genauso wie kontinuierlich dividendenstarke Aktien ausgewählt. Diese sind grundsätzlich mit höheren Risiken verbunden. Durch die Kombination verschiedener Anlageklassen und Regionen können die Schwankungen einzelner Assetklassen an den Finanzmärkten im Portfolio jedoch ausgeglichen werden, so kann das Risiko eines Wertverlusts breit gestreut werden. Je höher der Diversifikationsgrad eines Multi-Asset-Ansatzes, desto geringer sind mögliche Einzelrisiken, die die Anlage mit sich bringen kann.Verbunden mit einem effizienten Investmentprozess haben Investoren so die Chance auf eine attraktive Ausschüttungsrendite bei überschaubaren Schwankungen. Denn Multi-Asset-Produkte verfügen über die nötige Flexibilität, um im Rahmen ihrer Ausgestaltung und Anlagebedingungen jeder Situation an den Märkten das Beste abzugewinnen. So können einzelne Anlageklassen jederzeit höher gewichtet werden, wenn sich attraktive Anlagegelegenheiten bieten. Für eine ertragsorientierte Erweiterung des Portfolios bieten sich, je nach Risikoneigung des Anlegers, zum Beispiel dividendenstarke Aktien, Nachranganleihen, Hochzins- und Emerging-Markets-Anleihen in Kombination mit anderen höher verzinslichen Rentenwerten an. Voraussetzung für eine solche Vorgehensweise ist ein stringenter Investmentprozess, eine taktische Assetallokation sowie eine Analyse des Kapitalmarktumfeldes. Frank Hagenstein, Vorsitzender der Geschäftsführung der LBBW Asset Management und Jonas Rebmann, Fondsmanager LBBW Income Strategie bei der LBBW Asset Management