Mit Selbstironie ins Bank-Finale

Von Jan Schrader, Frankfurt Börsen-Zeitung, 1.4.2017 Wie nennen wir eine neue Bank? Diese Frage stellten sich zuletzt rund 900 Schülergruppen, die beim jährlichen Planspiel "Schulbanker" des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) mitgemacht haben....

Mit Selbstironie ins Bank-Finale

Von Jan Schrader, FrankfurtWie nennen wir eine neue Bank? Diese Frage stellten sich zuletzt rund 900 Schülergruppen, die beim jährlichen Planspiel “Schulbanker” des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) mitgemacht haben. Nun haben es die 20 besten Teams ins Finale am Wochenende geschafft. Das älteste Geldhaus der Welt, die Monte dei Paschi di Siena – kurz MPS – eignet sich wohl, trotz akuter Krise, als Vorbild, wie die Namenliste zeigt. Oder hatten die Jugendlichen des Albertus-Gymnasiums Lauingen etwa ein anderes Vorbild im Kopf, als sie mit “MPS Industry” ein fiktives Institut für den Wettstreit initiierten? Erinnert sich das Team von der Herderschule Kassel, die folglich mit der “Herderbank” an den Start ging, vielleicht noch an die Herstatt-Bank, deren Pleite 1974 in der Bundesrepublik für Aufsehen sorgte? Oder dachten die jungen Banker der Beruflichen Schulen Korbach und Bad Arolsen bei “SAL-Credits” an das Debakel von Sal. Oppenheim, die sich mit einer Beteiligung am Ex-KarstadtQuelle-Konzern Arcandor verhob und ein juristisches Nachspiel in Gang setzte?Eine Prise Selbstironie ist typisch für viele der Banknamen, wie Jahr für Jahr zu beobachten ist. “Gold Bank” (Gesamtschule Fröndenberg), “Futur Invest” (Gesamtschule Wulfen) und “Powerbank” (Theodor-Storm-Schule) verkörpern den Wunsch nach Größe, wie er noch vor der Finanzkrise zu spüren war – jenem Ereignis also, das die Schülerinnen und Schüler als Kind miterlebt haben. Auch “Investmentbanking Sachsen-Anhalt Süd” (CJD Christophorusschule Droyßig) steht für einen überregionalen Anspruch und weckt Erinnerungen an manch überdimensioniertes Vorhaben, das die ein oder andere Landesbank vor den Krisenjahren einging. Dass die “Leprechaun Bank” (Gymnasium Brunsbüttel) sich ausgerechnet nach einem irischen Kobold benannt hat, dürfte manch einen an unruhige Zeiten im Bankgeschäft erinnern. Im Spiel ist das kein Nachteil.In dem Wettbewerb, den die Börsen-Zeitung als Medienpartnerin begleitet, müssen sich die Schülerinnen und Schüler im Bankgeschäft bewähren. Das Spiel simuliert am Computer das Geschäft von Kreditinstituten, die sich über Einlagen refinanzieren und Kredite ausreichen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen müssen zum Beispiel Zinssätze und Konditionen für Kredite und Konten festlegen, Geschäfts- und Privatkunden bedienen und in Filialen und Ausbildung investieren. Sie steuern die Geldanlage eines Aktiendepots und werten Marktanalysen aus.In insgesamt sechs Spielrunden von November bis Februar haben sich die 20 Schülerbanken dabei jeweils als bestes Institut in einer Wettbewerbsgruppe behaupten können. Insgesamt nehmen 79 der 3 900 Schülerinnen und Schüler am Finale teil. Diesen Montag, 3. April, findet die Preisverleihung statt. Mit dem Spiel will der Verband das Interesse junger Menschen am Wirtschaftsleben und am Bankgeschäft wecken. Das Spiel wird zum Beispiel – je nach Bundesland – in den Fächern Wirtschaft, Sozialwissenschaften, Gemeinschaftskunde, Wirtschaft und Recht sowie Politik und Wirtschaft eingesetzt.Einige Schulen haben bereits einen vorzeigbaren Track Record aufgebaut: Das Heisenberg-Gymnasium, die Gesamtschule Fröndenberg und die Schweizer Kantonsschule am Burggraben waren bereits im vergangenen Jahr dabei – damals als “Safari Bank”, “Fröndenberg Finanz Bank” und “Dada & Co”. Schlecht abschneiden dürfen die virtuellen Banken in dem Spiel durchaus – das “Too-Big-to-Fail”-Problem ist jedenfalls noch nicht simuliert worden. ——–Der Bankenverband lädt Schüler zum Finale des Planspiels “Schulbanker” nach Potsdam ein.——-