PERSONEN

Mitten im Machtzentrum

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 6.7.2017 Veit Luxem? Ja, den Namen hat man als Akteur oder auch als aufmerksamer Beobachter der Kreditwirtschaft und insbesondere der Kreditgenossenschaften schon mal gehört. Aber wer war das doch...

Mitten im Machtzentrum

Von Bernd Wittkowski, FrankfurtVeit Luxem? Ja, den Namen hat man als Akteur oder auch als aufmerksamer Beobachter der Kreditwirtschaft und insbesondere der Kreditgenossenschaften schon mal gehört. Aber wer war das doch gleich? Und was für ein Typ ist das überhaupt? Da muss auch mancher Nachfahre Raiffeisens oder Schulze-Delitzschs, der sich ansonsten prima in der weit verzweigten Familie der Volks- und Raiffeisenbanken auskennt, erst einmal in sich gehen. Also ein unbeschriebenes Blatt? Das wäre gewiss weit übertrieben. Die erste Erkenntnis ist dennoch: Luxem wirkt weniger auf offener Bühne, sondern vorzugsweise mehr hinter den Kulissen. Schlüsselfigur im BVRDort aber offenbar höchst einfluss- und erfolgreich. Das Beispiel des Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Erkelenz zeigt: Um weitreichende Entwicklungen auf Bundesebene mitzugestalten und wegweisende Entscheidungen zu treffen, muss man kein A-Promi sein und nicht fortwährend im Rampenlicht stehen. Die Bank aus der mittelgroßen Stadt im Rheinland ist, mit Verlaub, eine eher unauffällige Erscheinung: Nummer 294 unter 970 genossenschaftlichen Primärinstituten, gemessen an ihrer Bilanzsumme von 759 Mill. Euro. Doch der 57-jährige Luxem ist – und das verleiht ihm seine Bedeutung im Verbund – im Nebenberuf Vorsitzender sowohl des Verwaltungsrats als auch des Verbandsrats des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). In diesen Funktionen gehört er zu den Schlüsselfiguren auch hinter den am Dienstag bekannt gewordenen Personalien an der Spitze des Verbandes und des genossenschaftlichen Zentralinstituts DZ Bank (vgl. BZ vom 5. Juli).Der Verbandsrat ist nach der Mitgliederversammlung das höchste repräsentative Organ des BVR und entscheidet über die strategische Ausrichtung der Gruppe. Das Gremium setzt sich aus bis zu 50 Mitgliedern von Primärinstituten, Verbänden und Verbundunternehmen zusammen. Etwa ein Dutzend Mitglieder aus diesem Kreis bildet den Verwaltungsrat, der den BVR-Vorstand (Präsident und zwei weitere Vorstände) in Fragen der Bankwirtschaft und Bankpolitik berät und die operative Verbandsspitze beaufsichtigt. Insofern kann man diese Gremien durchaus als das Machtzentrum der genossenschaftlichen Finanzgruppe bezeichnen. Und Luxem ist mittendrin.In Ahrweiler geboren, hat Luxem nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Uni Köln als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Genossenschaftswesen gearbeitet und wurde 1990 zum Dr. rer. pol. promoviert. Es folgte ein Traineeprogramm bei der WGZ Bank. Dem Vorstand der durch mehrere Fusionen entstandenen Volksbank Erkelenz gehört er seit 1995 an, Vorsitzender ist er seit 2001.Gerade eben wurde, dem Trend der Zeit folgend, rückwirkend zum Jahresbeginn die nächste Kräftebündelung beschlossen: Das Institut geht mit der Volksbank aus dem nahen Mönchengladbach zusammen. Beide sind solide aufgestellt, aber die gleichwohl bestehenden Zwänge sind hinreichend bekannt: Null- und Negativzinsen, überbordende Regulatorik, Digitalisierung, zunehmender Kosten- und Wettbewerbsdruck. Es entsteht eine Bank mit einer Bilanzsumme von 1,8 Mrd. Euro, rund 86 000 Kunden, 26 500 Mitgliedern und 436 Beschäftigten. Luxem, aus dessen Sicht hier “die richtigen Partner zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Schritte eingeleitet haben”, wird den Vorstandsvorsitz auch im vereinigten Haus übernehmen. Mit sanfter GewaltIn seine BVR-Spitzenämter wurde Luxem erstmals 2015 gewählt, die aktuelle Mandatsperiode läuft bis Ende 2019. Der Mann gilt, für Genossen nicht ganz untypisch, als geerdet bis zum Gehtnichtmehr. Er drängt sich nie auf, ist aber stets präsent, wenn man ihn braucht. Seine Entscheidungen seien immer wohldurchdacht und gut fundiert, sagt man in der Gruppe. Die Mitgliederversammlungen des Verbandes leitet er souverän. Aber im Blickpunkt zu stehen, darauf verzichtet er lieber, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Als er in seine herausgehobenen Ämter gewählt worden war, mussten ihn die Öffentlichkeitsarbeiter des BVR fast schon mit sanfter Gewalt dazu bewegen, sich für ein Porträtfoto für die Homepage des Verbandes zur Verfügung zu stellen.