Italien

Monte dei Paschi weist hohen Verlust aus

Die mehrheitlich staatliche italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena hat für die ersten drei Quartale einen hohen Verlust vermeldet. CEO Luigi Lovaglio ist nach der Kapitalerhöhung dennoch zuversichtlich.

Monte dei Paschi weist hohen Verlust aus

bl Mailand

Die mehrheitlich staatliche italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) hat für die ersten drei Quartale einen Verlust von 360 (i.V. Gewinn von 388) Mill. Euro vermeldet, der vor allem auf Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit dem Abbau von etwa 4100 der 21000 Stellen zurückzuführen ist. Bereinigt um diesen Faktor und unter Berücksichtigung eines positiven steuerlichen Sondereffekts von 415 Mill. Euro hätte das Institut einen Gewinn von 565 Mill. Euro ausgewiesen.

CEO Luigi Lovaglio zeigte sich nach der erfolgreichen Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro optimistisch über die Zukunft der zu 64% staatlichen Bank. Allein durch den Stellenabbau ließen sich die jährlichen Kosten um 300 Mill. Euro senken. MPS werde die Ziele des Strategieplans womöglich schon früher erreichen als geplant und eventuell schon für 2022 eine Dividendenzahlung aufnehmen können. Der Börsenkurs reagierte positiv und stieg leicht.

Der Strategieplan beruht jedoch auf sehr optimistischen Annahmen über die wirtschaftliche Entwicklung Italiens. Außerdem ist MPS nach wie vor in Rechtsstreitigkeiten im Um­fang von 2,2 Mrd. Euro verwickelt. Außerdem birgt die umfangreiche Anlage in italienischen Staatsanleihen (13,2 Mrd. Euro) zusätzliche Risiken. Nach der Kapitalerhöhung, die nur gelang, weil Rom massiven Druck auf diverse Sparkassen- und Bankenstiftungen ausübte, sich trotz hoher Risiken an der Maßnahme zu beteiligen, stehen jetzt die Stabilisierung der Bank und die Suche nach einem Käufer im Mittelpunkt.

Orcel will nicht

Unicredit-CEO Andrea Orcel, der im Herbst 2021 über eine Übernahme großer Teile der Bank verhandelt hatte, hat abgewunken. Auch Giuseppe Castagna, Chef der drittgrößten italienischen Bank BPM, ist nicht interessiert: „Wir waren vor der Kapitalerhöhung nicht interessiert und sind es jetzt auch nicht“, sagte er bei der Vorstellung der Quartalszahlen. Damit blieben noch BPER und Intesa Sanpaolo als mögliche Kandidaten, denn Ministerpräsidentin Giorgia Meloni will eine italienische Lösung. Denkbar wäre eine gemeinschaftliche Übernahme durch mehrere Banken, denn BPER ist derzeit mit der Integration von 620 Ge­schäftsstellen beschäftigt, die Intesa Sanpaolo im Zuge der Akquisition von Ubi Banca aus kartellrechtlichen Gründen abgeben musste. Außerdem hat BPER gerade erst Carige erworben. Bei Intesa Sanpaolo, klarer Marktführer in Italien, gäbe es kartellrechtliche Probleme, weshalb CEO Carlo Messina auch erst einmal Nein gesagt hat. Abschreckend wirkt auf mögliche Käufer auch der traditionell starke politische Einfluss bei MPS.

Ein Verkauf des Kriseninstituts, das innerhalb der vergangenen 14 Jahre sieben Kapitalerhöhungen durchführen musste, wäre für den Staat wohl aus diversen Gründen mit weiteren Kosten verbunden. Dabei hat Rom die Bank bereits 2017 mit 5,4 Mrd. Euro gerettet und im Zuge der Kapitalerhöhung weitere 1,6 Mrd. Euro zugeschossen.

MPS profitierte von Januar bis September vor allem von den höheren Zinsen, die den Zinsüberschuss um 16% auf 1 Mrd. Euro nach oben trieben, während das Provisionsergebnis um 5% auf 1,1 Mrd. Euro schrumpfte. Insgesamt blieben die Erträge mit 2,3 Mrd. Euro stabil. Dies galt ebenfalls für die operativen Kosten von 1,6 Mrd. Euro, während die Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite auf 320 (28) Mill. Euro in die Höhe schossen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.