Moody's hält Bankenabwicklungsfonds für zu klein

Chefökonom Zandi bereitet Markt auf Wertpapierkäufe durch die EZB vor - Der US-Stresstest von 2009 als Vorbild

Moody's hält Bankenabwicklungsfonds für zu klein

bn Frankfurt – Moody’s bereitet den Markt auf Wertpapierkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) nach dem Bilanztest vor. Er sehe eine Wahrscheinlichkeit von 50 %, dass sich die Notenbank wegen der Auswirkungen des Stresstests zu einer Form des Quantitative Easing entschließen werde, erklärte Chefökonom Mark Zandi am Montag in Frankfurt. Es wäre wünschenswert, dass die EZB aggressiver vorgehe, sagte er auf dem “Moody’s Analytics Regulatory Forum” mit Verweis auf unter anderem eine rückläufige Kreditvergabe, aber auch angesichts eines seiner Meinung nach zu kleinen Bankenabwicklungsfonds.Zandi zufolge gibt es kaum einen besseren Zeitpunkt zur Rekapitalisierung der Banken Europas als derzeit. So gebe es Interesse an notleidenden Krediten in Spanien, Italien und Griechenland, argumentiert er. 55 Mrd. in einem Fonds würden andererseits generell nicht ausreichen, um den Kapitalbedarf von Instituten infolge des Stresstests zu decken. “Dies wird eine Änderung im Bail-out-Fond erzwingen”, meint er.Der Stresstest wäre damit auch ein Weg, die politischen Verantwortlichen an einen Tisch zu bringen, um einen größeren Fonds einzurichten. Die logischste Art, aggressiver vorzugehen, sei für die EZB durch eine Form des Quantitative Easing, führte er aus. In diesem Fall lägen Käufe von Covered Bonds nahe.An solchen gedeckten Schuldverschreibungen stehe ein Volumen von rund 1 Bill. Euro aus. Dieser Markt sei “nicht sehr tief, aber wohl ein guter Platz, um anzufangen”, sagte Zandi. In den Vereinigten Staaten hat die Federal Reserve seinen Angaben zufolge im Zuge der Krise für 3 Bill. Dollar Papiere auf die Bilanz genommen. Hält die Notenbank sie bis zur Fälligkeit, dürfte es rund zehn Jahre dauern, um diesen Bestand abzubauen, wie Zandi weiter ausführte.Für den Erfolg des Stresstests hält der Ökonom drei Aspekte für entscheidend: einen Fonds zur Rekapitalisierung von im Test strauchelnder Banken, die Strenge der Szenarien sowie die Qualität der verwandten Bilanzdaten. Im Falle des in Europa anstehenden Stresstests bereite ihm der Fonds dabei “am meisten Sorge”, erklärte er.Was die Qualität der Daten angehe, so seien Schritte “in die richtige Richtung” zu erkennen, sagte Zandi offenbar in Anspielung auf die momentan stattfindende Asset Quality Review der 128 wichtigsten Banken Europas durch Aufseher und externe Prüfer. In Sachen Szenariostrenge werde man weitersehen, wenn die EZB im Monatsverlauf über ihr Design informiere.Falls die Regulierer einen Stresstest präsentieren sollten, der nicht sehr streng ausfalle, mit dem Ergebnis, “dass der Prozess nicht sehr überzeugend wirkt, und dies zum dritten Mal in Folge”, dann wäre dies ein Rezept für “eine sehr dunkle Periode” im kommenden Jahr und im darauf folgenden Jahr, warnte Zandi. Sollte Europa die sich mit dem Stresstest bietende Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, werde sich das Wachstum verlangsamen.Der Ökonom machte deutlich, dass er den Stresstest der US-Notenbank im Jahr 2009 der europaweiten Belastungsprobe in allen drei als entscheidend herausgestellten Aspekten für überlegen hält. Damals hatte das US-Schatzamt, neben vielen anderen Programmen, einen 700 Mrd. Dollar schweren Rettungsfonds aufgelegt und die größten US-Banken zu jeweils milliardenschweren Kapitalspritzen vergattert. Im Gegensatz zu Europa habe es damals in den USA keine Debatten über unterschiedliche Bilanzierungen oder Regulierungen gegeben. Es habe nicht viel Unsicherheit gegeben, Hypothekenverbriefungsbücher der Banken vielleicht ausgenommen. Die Parameter im Stresstest-Design seien zudem auf die Zeit der Großen Depression zurückgegangen, die akkumulierten Verluste hätten einem Zehntel der Asset-Basis entsprochen, gab er zu bedenken. Die Belastungsprobe förderte damals allein für Bank of America eine Kapitallücke von rund 34 Mrd. Dollar zutage.Eine mangelnde Ausstattung des Bankenabwicklungsfonds bemängelt auch Clemens Fuest, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Dürfe der Fonds samt Fremdkapital maximal 55 Mrd. Euro verwenden, sei er “ziemlich unnütz”, erklärte Fuest vor wenigen Tagen auf dem Finanzmarkt-Roundtable des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), der DekaBank und der Börsen-Zeitung. Mit dem Fonds habe Europa eine Versicherung gegen einen kleinen Schaden eingerichtet. Prinzipiell sollte man sich aber gegen große Schäden versichern.—– Wertberichtigt Seite 8