Moody's sieht skeptisch auf Assekuranz
tl Frankfurt – Der Ausblick für die deutsche Lebensversicherungsbranche bleibt für Moody’s “negativ”. Die Ratingagentur begründet dies mit niedrigen Anlagerenditen und hohen Garantiezinsen aus Altverträgen, die die Rentabilität beeinträchtigten. Der Ausblick für Schaden- und Unfallversicherer sei “stabil”, heißt es in einem gestern veröffentlichten Bericht. Konjunktur bleibt StützeAls positiver Einfluss auf die Branche werden in dem Report “Insurers – Germany: Outlook negative for German life insurers, stable for P & C sector” die relativ guten konjunkturellen Rahmenbedingungen genannt. So geht Moody’s davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2018 um 2,2 % wachsen wird. Dem stehe aber ein anspruchsvolles operatives Umfeld gegenüber. Dazu gehören die unverändert niedrigen Zinsen und der starke Wettbewerb sowohl in der Lebens- als auch in der Schaden- und Unfallversicherung.”Für die Bonität der deutschen Lebensversicherer bleiben die niedrigen Zinsen eine zentrale Herausforderung, da ihre Anlageportfolios größtenteils aus Rentenpapieren bestehen”, sagt Dominic Simpson, Vice President – Senior Credit Officer bei Moody’s. “Selbst wenn die Zinsen weiter steigen, würden die beträchtlichen Laufzeitinkongruenzen zwischen Aktiva und Passiva die Versicherer dazu zwingen, fällig werdende Kapitalanlagen noch für geraume Zeit weiter zu niedrigeren Zinssätzen wiederanzulegen.” Zwar versuchten die Lebensversicherer ihre Geschäftsmodelle schneller zu ändern und setzten verstärkt auf den Vertrieb weniger zinsempfindlicher Produkte. Doch werden die positiven Effekte nach Meinung von Moody’s vorläufig nur moderat ausfallen. Die von der Branche angesammelte Zinszusatzreserve (ZZR) lag Ende 2017 bei 60 Mrd. Euro und werde ohne die von den Versicherern angestrebte Änderung der Berechnungsgrundlagen bis Ende 2023 auf 180 Mrd. Euro anwachsen, zitiert Moody’s den Versicherungsverband GDV.Kritisch sieht die Ratingagentur die von den deutschen Lebensversicherern ausgewiesenen hohen Solvenzkapitalquoten nach Solvency II. Dies sei “nicht besonders wirtschaftlich”. Per Ende 2017 lag die Solvency-II-Quote im Branchendurchschnitt bei 382 %, ohne die Übergangsmaßnahmen bei 250 %. Diese Zahl werde noch weiter zurückgehen, da die Ultimate Forward Rate, also der Zinssatz zur Berechnung der langfristigen risikofreien Zinsstrukturkurve zur Bewertung versicherungstechnischer Rückstellungen unter Solvency II, gesenkt wird. Bei immerhin einem Drittel der Lebensversicherer prüfe die BaFin die vorgelegten Maßnahmenpläne zur Kräftigung des Solvenzkapitals. Schadenversicherer “stabil”Bei den Schaden- und Unfallversicherern behält Moody’s ihren stabilen Ausblick bei. Dazu tragen die moderaten Tariferhöhungen und die branchenweit erwartete Schaden-Kosten-Quote von unter 100 % bei. Diese Prognose gelte zumindest dann, wenn es keine weiteren übermäßig hohen Verluste aus Katastrophenereignissen gebe. Die deutschen Schaden- und Unfallversicherer sind nach Ansicht der Ratingagentur komfortabel kapitalisiert und damit weniger von den niedrigen Zinsen betroffen, die die Lebensversicherer beuteln.