Münchener Hyp erwartet nachlassende Dynamik
sck München
Die abrupt gestiegenen Zinsen an den Kapitalmärkten infolge einer Straffung der Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken spürt nun auch die Münchener Hypothekenbank (Münchener Hyp). Der zum genossenschaftlichen Kreditsektor gehörende Immobilienfinanzierer schreibt zur Vorlage seines Halbjahresberichts von „steigenden Herausforderungen“ in Bezug auf das operative Geschäft.
„Die Zinswende und der Krieg in der Ukraine werden zunehmend Auswirkungen auf die Immobilienmärkte haben. Wir gehen deshalb von einem verhalteneren Neugeschäft im zweiten Halbjahr aus (…)“, ließ sich der Vorstandsvorsitzende Louis Hagen in einer Pressemitteilung des Instituts zitieren.
„Die Rahmenbedingungen für Immobilienfinanzierungen haben sich durch die dynamische Zinsentwicklung, die hohe Inflation und den Krieg in der Ukraine erheblich verändert (…)“, fügte er hinzu. Dennoch geht der CEO davon aus, dass die Münchener Hyp die „Ziele für 2022 im Wesentlichen“ erreichen wird.
Hagens designierter Nachfolger, Risikovorstand Holger Horn, soll im Frühjahr kommenden Jahres neuer CEO werden. Der bisherige Amtsinhaber wechselt dann in den Ruhestand.
Das Ende des langen Zinstiefs und die schrittweise Umkehr zu einer Normalisierung der Geldpolitik trifft das gesamte Bankgewerbe. Auf mittlere Sicht ist die Wende für die Adressen gut, steigt doch damit tendenziell einer ihrer wichtigsten Ertragsposten, das Zinsergebnis. Auf der anderen Seite schwächte sich aber die Kreditnachfrage ab, da mit wachsendem Zinsaufwand Darlehen für die Kreditnehmer teurer werden. Darauf wies tags zuvor der Genossenschaftsverband Bayern (GBV) hin. Die Interessenvertretung von rund 200 Volks- und Raiffeisenbanken rechnet vor allem mit einer Abschwächung bei den Baukrediten (vgl. BZ vom 26. August). Die Münchener Hyp agiert für die Primärbanken des genossenschaftlichen Finanzverbunds als zentraler Abwickler und Refinanzierer von Immobiliendarlehen.
Ab durch die Decke
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres war für die Münchener Hyp von einer nachlassenden Geschäftsdynamik noch nichts zu bemerken. Im Gegenteil: Das Neugeschäft ging durch die Decke. Das Institut verzeichnete einen Gewinnsprung.
Im ersten Halbjahr steigerte die Münchener Hyp ihr Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit auf exakt 60,8 (i.V. 39,7) Mill. Euro. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als die Hälfte (genau 53%). Dazu trugen gewachsene Erträge bei einem zugleich soliden Kreditbuch bei. In Bezug auf das Thema Risikovorsorge treibt die Bank nach eigenen Angaben ein konservative Politik. Von Januar bis Juni wuchs der Zins- und Provisionsüberschuss um 22% auf 152,6 Mill. Euro.
Das Hypothekenneugeschäft habe sich im gleichen Zeitraum „positiv entwickelt“, meldet die Bank. Das Zusagevolumen erhöhte sich um 15% auf 3,5 Mrd. Euro. Davon entfielen auf das Geschäftsfeld private Wohnimmobilienfinanzierung 2,2 Mrd. Euro (+5%). In der gewerblichen Immobilienfinanzierung stieg das Neugeschäft um rund ein Drittel (34%) auf 1,3 Mrd. Euro. Davon entfielen nahezu vier Fünftel auf das Inlandsgeschäft, welches die Bank nach eigenen Angaben deutlich ausweiten konnte.
Münchener Hyp | ||
Konzernzahlen nach HGB | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Zins- und Provisionserg. | 153 | 125 |
Verwaltungsaufwand | 72 | 66 |
Betriebsergebnis | 61 | 40 |
Nettoergebnis | 32 | 18 |
Kernkapitalquote (%) | 21,2 | 21,1 |
Börsen-Zeitung |