Munich Re erhöht Beitragsziel
sck München – Die Trendwende im Rückversicherungsmarkt zahlt sich für die Munich Re zunehmend aus. Nach einem guten Jahresauftakt erhöhte der Branchenprimus seinen Ausblick 2021 für die gebuchten Bruttobeiträge im Konzern auf 57 Mrd. Euro. Das sind 2 Mrd. Euro mehr als bisher geplant und rund 1 Mrd. Euro mehr, als Analysten im Schnitt erwarten. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Vorlage des Zwischenberichts begründete Finanzvorstand Christoph Jurecka diesen Schritt damit, dass das „profitable Wachstum in einem sich verhärtenden Markt gelingt“. Seit über einem Jahr verzeichnen die Rückversicherer weltweit steigende Preise auf breiter Front nach einer zuvor langen Flaute auf diesem Gebiet. Im Fachjargon spricht man nunmehr von einem harten Markt.
Vor diesem Hintergrund verzichtet der Marktführer weiterhin auf Aktienrückkäufe bis vorerst Ende dieses Jahres, wie der CFO betonte. „Die zur Verfügung stehenden Mittel investieren wir in Wachstum.“ Treiber des Neugeschäfts beim traditionsreichen weiß-blauen Dax-Unternehmen ist das Kernsegment. Für den Bereich Rückversicherung veranschlagt die Konzernführung im laufenden Jahr einen Anstieg der gebuchten Bruttobeiträge auf 39 Mrd. Euro. Ursprünglich hatte der Vorstand 37 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Im vergangenen Jahr hatte die Munich Re ihre Beitragseinnahmen auf 54,9 (i.V. 51,5) Mrd. Euro gesteigert. Das Rückversicherungsgeschäft steuerte dazu 37,2 (33,8) Mrd. Euro bei.
Positiver Trend hält an
Nach einer aus Sicht der Anbieter guten turnusmäßigen Vertragserneuerungsrunde zum Jahreswechsel konnte die Munich Re den Trend auch in der zurückliegenden Runde per 1. April 2021 mit den Erstversicherern und industriellen Großkunden fortsetzen. Jurecka sprach in diesem Zusammenhang von einer „anhaltenden positiven Preisdynamik“. In der jüngsten Erneuerungsrunde erhöhte die Munich Re das Beitragsvolumen deutlich um über 17% auf 2,3 Mrd. Euro. Davon stammten den Konzernangaben zufolge 2,3% von Preiserhöhungen, 14,7% von einer gesteigerten Exponierung.
Trotz der hohen Dynamik im Neugeschäft bekräftigte die Munich Re allerdings nur ihr Ergebnisziel für 2021. Der größte Rückversicherer der Welt peilt im laufenden Zwölfmonatsberichtsturnus einen Anstieg des Konzernüberschusses auf 2,8 Mrd. Euro an, nachdem im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie der Nettogewinn um 1,5 Mrd. auf 1,2 Mrd. Euro eingebrochen war. Der CFO begründete das bestätigte Ergebnisziel für 2021 damit, dass dieses bereits zuvor recht ambitioniert gewesen sei. Die Wachstumsdynamik habe der Vorstand bereits vorab in der Vorgabe antizipiert. Daher bleibe die Munich Re auf dieser Ebene bei ihrem Ziel. Jurecka zufolge befindet sich der Konzern nach dem guten ersten Quartal „auf Kurs“, dies zu erreichen. Sollte der Munich Re das gelingen, könnte sie an das Niveau vor Ausbruch der Coronakrise anknüpfen. 2019 hatte der Konzern ein Ergebnis nach Steuern von 2,7 Mrd. Euro erwirtschaftet. Vorstandschef Joachim Wenning will mit einem Wachstumskurs die Jahresüberschüsse schrittweise steigern. Die derzeitige Marktlage begünstigt das, obgleich die Zinsen nach wie vor niedrig bleiben.
Aktie gewinnt über 2 Prozent
Die Anleger nahmen die Nachrichten positiv auf. Die Aktie von Munich Re gewann am Donnerstag in der Spitze 2,3% auf 244,10 Euro an Wert. Das Unternehmen bringt am Markt 34 Mrd. Euro auf die Waage.
Im ersten Quartal steigerte die Munich Re den Überschuss deutlich auf 589 (221) Mill. Euro. Damit lag sie im Rahmen ihrer zuletzt bekannt gegebenen Eckdaten für das erste Vierteljahr 2021 (vgl. BZ vom 20. April). Der CFO führte das vor allem auf deutlich geringere Schäden aus der Pandemie zurück. Die Schaden-Kosten-Quote in der Schaden/Unfall-Rückversicherung verbesserte sich auf 98,9 (106,0)%. Werte unterhalb der Schwelle von 100% zeigen an, dass ein Versicherer Belastungen aus dem operativen Geschäft und Verwaltungsaufwendungen mit den laufenden Prämieneinnahmen decken kann. Die Belastungen aus Großschäden verringerten sich auf 0,9 (1,2) Mrd. Euro.
Das operative Konzernergebnis verdoppelte sich dadurch auf 798 Mill. Euro. Das operative Ergebnis der Kernsparte trug dazu 558 (298) Mill. Euro bei. Die Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo erwirtschaftete 240 (99) Mill. Euro. „Die operative Profitabilität des Konzerns ist völlig intakt“, sagte Jurecka.
Auf Ebene der Kapitalanlagen realisierte die Munich Re derweil zum Jahresauftakt weniger Gewinn. Das Kapitalanlageergebnis schrumpfte auf 1,7 (1,9) Mrd. Euro. Der CFO erklärte diesen Rückgang mit einem Basiseffekt. „Im Vorjahresquartal resultierte das sehr hohe Derivateergebnis aus den Absicherungen auf Zinsträger und Aktien, die durch die Entwicklung an den Kapitalmärkten im ersten Quartal 2020 deutlich an Wert gewonnen hatten“, teilte dazu die Munich Re mit. Das Ergebnis aus Derivaten rutschte mit −368 Mill. Euro deutlich ins Minus. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern daraus einen Gewinn von 1,6 Mrd. Euro erzielt.
Wertberichtigt Seite 8
Munich Re | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Bruttobeiträge | 14551 | 14284 |
Rückversicherung | 9389 | 9234 |
Ergo | 5162 | 5050 |
Kapitalanlageergebnis | 1691 | 1920 |
Operatives Ergebnis | 798 | 397 |
Rückversicherung | 558 | 298 |
Ergo | 240 | 99 |
Nettoergebnis | 589 | 221 |
Eigenkapitalrendite (%) | 10,4 | 3,9 |
Kapitalanlagerend. (%) | 2,7 | 3,1 |
Börsen-Zeitung |