Größter Rückversicherer der Welt legt gute Zahlen vor

Munich Re erzielt Rekordgewinn

Die Munich Re hat mit einem Gewinnschub die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Der Rückversicherer profitiert von steigenden Preisen bei Rückversicherungsdeckungen und von höheren Marktzinsen. Im ersten Halbjahr verdiente der Dax-Konzern so viel wie nie zuvor in seiner Geschichte.

Munich Re erzielt Rekordgewinn

Munich Re erzielt Rekordgewinn

Größter Rückversicherer der Welt übertrifft im zweiten Quartal Analystenerwartungen

sck München

Die Munich Re befindet sich im Aufwind. Der größte Rückversicherer der Welt erzielte dank eines soliden zweiten Quartals in der ersten Jahreshälfte einen rekordhohen Überschuss von 3,8 (i.V. 2,5) Mrd. Euro – ein Zuwachs von 55%. Zur Vorlage des Zwischenberichts per 30. Juni sprach Vorstandschef Joachim Wenning von einer „erfreulichen" Geschäftsentwicklung. Rückenwind bekam das Dax-Mitglied von anhaltend steigenden Preisen für Rückversicherungsdeckungen und von einem Ertragsschub bei Kapitalanlagen infolge erhöhter Marktzinsen. „Nie haben wir in den ersten sechs Monaten eines Jahres mehr verdient als 2024“, berichtete der CEO.

Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt übertraf der Konzern mit einem erwirtschafteten Nettogewinn von 1,6 Mrd. Euro (+40%) die Markterwartungen deutlich. Analysten rechneten im Schnitt mit 1,4 Mrd. Euro. Wenning zufolge könnte die Munich Re den von ihr angepeilten Konzernjahresüberschuss von 5 Mrd. Euro überbieten. „Die Chancen, dieses Ziel zu erreichen oder sogar zu übertreffen, sind mit dem starken Halbjahresergebnis weiter gestiegen", sagte er.

Aktie legt bis zu 1,9 Prozent zu

An der Börse konnte der Branchenprimus mit diesen Nachrichten überzeugen. Die Aktie der Munich Re gewann am Donnerstag im frühen Xetra-Handel bis zu 1,9% auf 443,60 Euro an Wert. Der Titel führte damit den deutschen Leitindex an. Analysten trauen der Munich Re im Gesamtjahr einen Gewinn nach Steuern von 5,8 (4,6) Mrd. Euro zu. Gegenüber dem Vorjahr wäre das ein Plus von rund 25%.

Um ihr „Mindestziel“ zu erreichen, müsste die Munich Re in der zweiten Jahreshälfte 1,2 Mrd. Euro netto verdienen. Das impliziert, dass die Konzernführung mit einer sich abflachenden Gewinndynamik rechnet. Grund dafür ist auch die laufende Hurrikan-Saison (Juni bis November), deren Höhepunkt noch bevorsteht. Klimaforscher befürchten, dass in diesem Jahr die Intensität der tropischen Wirbelstürme in der Karibik zunimmt und die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass mehr von diesen an die Südostküste der USA auf Land treffen. Das Risiko von Schäden in Milliardenumfang ist also in diesem Jahr besonders hoch. Das ist die große Unbekannte in Wennings Kalkulation.

Schaden-Kosten-Quote verbessert

Bislang ist die Munich Re relativ glimpflich davon gekommen in Bezug auf Großschäden aus Naturkatastrophen. Diese verdoppelten sich zwar im zweiten Quartal nahezu auf 846 Mill. Euro, allerdings konnte der Konzern Rückstellungen für Basisschäden aus vergangenen Jahren von insgesamt 332 Mill. Euro (plus 3%) auflösen. Das dämpfte die Belastungen. Der größte Einzelschaden für die Munich Re war das Hochwasser in Süddeutschland im Frühjahr. Dieses belastete den Konzern mit rund 200 Mill. Euro.

Die in der Schaden/Unfall-Rückversicherung relevante Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) verbesserte sich auf 79,6 (i.V. 80,5)%. Nach sechs Monaten verzeichnete die Geschäftssparte 77,5% (minus 6 Prozentpunkte). Damit liegt die Munich Re bisher deutlich unter ihrer Erwartung fürs Gesamtjahr (82%). Eine Combined Ratio unter der Schwelle von 100% gibt an, dass Rückversicherer Schäden und Verwaltungskosten aus den laufenden Beitragseinnahmen decken können. Werte oberhalb dieser Messlatte implizieren, dass Rückversicherer operative Verluste schreiben.

Solide Vertragserneuerungsrunde

Wie zum Jahresauftaktquartal steuerte der Kernbereich Rückversicherung auch im zweiten Abschnitt den Löwenteil zum Konzerngewinn bei. Das Geschäftsfeld verdiente netto 1,3 (0,9) Mrd. Euro. Nach sechs Monaten waren es 3,2 (2,0) Mrd. Euro. Die Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo erwirtschaftete im gleichen Zeitraum 0,5 Mrd. Euro.

Beide Bereiche profitierten dabei von der Zinswende nach dem Ende eines jahrelangen Zinstiefs an den Kapitalmärkten. Die Munich Re steigerte im zweiten Quartal ihr Kapitalanlageergebnis auf 1,5 Mrd. Euro. Das ist fast das Zweieinhalbfache des Vorjahreswertes von April bis Juni (596 Mill. Euro).

Nach sechs Monaten verzeichnete der Konzern in diesem Erfolgsposten 3,6 Mrd. Euro. Das entspricht einem Zuwachs von nahezu zwei Drittel.

Die turnusmäßige Vertragserneuerungsrunde mit industriellen Großkunden und Erstversicherern zum 1. Juli dieses Jahres verlief nach Unternehmensangaben in Bezug auf die Preisentwicklung „insgesamt stabil“. Die Munich Re konnte die Raten geringfügig um 0,6% im betroffenen Portfolio erhöhen. Letzteres verringerte sich leicht um 5% auf 3,5 Mrd. Euro. Diese Runde betraf insbesondere Aktivitäten in Nord- und Südamerika sowie Australien.