Munich Re übertrifft Gewinnziel
sck München – Die Munich Re hat mehr verdient als erwartet. Zu seiner Bilanzvorlage verkündete der größte Rückversicherer der Welt, im vergangenen Jahr seinen Überschuss um 17 % auf über 3,4 Mrd. Euro gesteigert zu haben. Damit übertraf das Dax-Mitglied das eigene Ziel (3,3 Mrd. Euro) und die Erwartungen der Analysten (3,2 Mrd. Euro).
„Munich Re ist auf Kurs, die in der Ambition 2025 formulierten finanziellen Ziele des Strategieprogramms zu erreichen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Joachim Wenning mit Blick auf das solide Jahresschlussquartal und seinen bekräftigten Ergebnisausblick für 2023. Munich Re peilt in diesem Jahr einen Nettogewinn von 4 Mrd. Euro an bei einem Konzernumsatz von 58 Mrd. Euro. Diese Ziele basieren auf der neuen Rechnungslegungsnorm IFRS 9/17 für die Assekuranz. Bislang verbuchte Munich Re ihre Prämieneinnahmen als (gebuchte) Bruttobeiträge (vgl. Tabelle). Mitte Dezember kommunizierte der Branchenprimus seine Vorgabe für 2023 (vgl. BZ vom 15.12.2022).
Aktie büßt über 6 Prozent ein
Trotz der guten Nachrichten aus der Münchner Konzernzentrale büßte die Aktie der Munich Re zeitweise 6,2 % ein. Der Titel beendete den Xetra-Handel bei 318,60 Euro (−1,8 %). J.P. Morgan wies darauf hin, dass die Aktie bislang einen guten Lauf hatte. Deswegen sei die Kursreaktion nicht überraschend, so die US-Investmentbank. Seit September vorigen Jahres gewann der Anteilschein ein Drittel an Wert. Tags zuvor teilte Munich Re eine erhöhte Dividende und neue Aktienrückkäufe mit (vgl. BZ vom 23. Februar). Diese lagen ebenfalls im Rahmen der Analystenschätzungen. Lediglich mit erwirtschafteten Konzernbruttobeiträgen von 67,1 Mrd. Euro (+13 %) lag Munich Re geringfügig unterhalb der Markterwartung (67,3 Mrd. Euro).
Dem Marktführer gelang es insgesamt, die hohen Belastungen aus dem Hurrikan „Ian“ und die Turbulenzen an den Kapitalmärkten infolge der Zinswende gut abzufedern. Im Jahresschlussquartal sprang der Überschuss auf 1,5 (i. V. 0,9) Mrd. Euro. Neben einer robusten operativen Geschäftslage trugen dazu auch mäßige Belastungen aus Herbststürmen in Europa bei.
Die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) der Sparte Schaden/Unfall-Rückversicherung im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt fiel mit 94,4 (96,4) % relativ niedrig aus. Werte unterhalb der Schwelle von 100 % zeigen an, dass Rückversicherer die Verwaltungskosten und Schadenbelastungen mit den laufenden Versicherungsbeiträgen decken können. Für das Gesamtjahr 2022 bezifferte der Konzern die Combined Ratio auf 96,2 (99,6) % . Die Gesamtbelastung aus Großschäden lag 2022 bei 4,2 (4,3) Mrd. Euro, davon entfielen auf das vierte Quartal 0,6 (1) Mrd. Euro. Der Hurrikan „Ian“, der im Frühherbst in Florida wütete, sorgte für eine Belastung von 1,6 Mrd. Euro. Mögliche versicherte Schäden aus dem jüngsten Erdbeben in der Türkei und in Syrien wollte der Vorstand noch nicht beziffern.
Hohe Rückstellung aufgelöst
Munich Re löste 2022 Rückstellungen für Basisschäden aus den Vorjahren von 1,3 (1) Mrd. Euro auf. Die Belastung aufgrund der Corona-Pandemie verringerte sich um mehr als die Hälfte auf 344 (797) Mill Euro. Belastungen aus dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine beziffert die Konzernführung auf 475 Mill. Euro. „Munich Re hat die Krisen des Jahres 2022 gut verkraftet und wächst weiter profitabel“, so CEO Wenning. Munich Re sei „resilient“ und profitiere von neuen, lukrativen Geschäftsaktivitäten.
In der turnusmäßigen Vertragserneuerungsrunde mit Erstversicherern und Industriegroßkunden zum Jahreswechsel steigerte Munich Re das gezeichnete Geschäftsvolumen nach eigenen Angaben um 1,3 % auf 15,3 Mrd. Euro. „Munich Re hat dabei den Anteil des proportionalen Geschäfts verringert und ist angesichts des attraktiven Ratenniveaus insbesondere im Bereich nichtproportionaler Naturkatastrophendeckungen gewachsen.“ Das Preisniveau für das Konzernportfolio wuchs um 2,3 %. Zuletzt waren es +0,7 %.
Zuvor berichteten die Wettbewerber Swiss Re und Hannover Rück ebenfalls über einen Ratenschub insbesondere bei Deckungen gegen Naturkatastrophenschäden (vgl. BZ vom 8. und 18. Februar). Die Swiss Re ist in der Branche der Rückversicherer die Nummer 2, gefolgt von der Talanx-Tochter aus Niedersachsen (Platz 3).
Dämpfer für Kapitalanlagen
Derweil brach das Kapitalanlageergebnis des Konzerns 2022 auf 4,9 (7,2) Mrd. Euro ein. Ursache dafür waren vor allem Abschreibungen auf Aktienbestände und auf festverzinsliche Wertpapiere als Folge des Ukraine-Kriegs von 850 Mill. Euro. Der Saldo aus Zu- und Abschreibungen betrug −3,2 (−0,5) Mrd. Euro. Die Rendite aus Kapitalanlagen verringerte sich um 0,7 Prozentpunkte auf 2,1 %. Für 2023 rechnet die Munich Re mit mehr als 2,2 %.
Die Aktienquote (inklusive aktienbezogener Derivate) schrumpfte zum Jahresultimo auf 5,7 (7,7) %. Infolge der Marktturbulenzen aufgrund des Zinsanstiegs reduzierte sich der Bestand an Kapitalanlagen zu Marktwerten: auf 223,5 (257,5) Mrd. Euro. Das Eigenkapital lag Ende 2022 mit 21,2 (30,9) Mrd. Euro deutlich unter dem Niveau per Ende 2021. „Ursächlich hierfür ist vor allem der Rückgang der Bewertungsreserven auf festverzinsliche Wertpapiere infolge der (. . .) gestiegenen Zinsen“, berichtete Munich Re.
Der Konzern veröffentlicht den kompletten Geschäftsbericht 2022 auf seiner Internetseite im März.